Sicherheit

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POV: Wilhelm
Wilhelm öffnete die Augen und fühlte sich, als würde er träumen. Ihre Blicke trafen sich und sie schauten sich tief in die Augen. Ohne es zu bemerken, verlor sich Wilhelm in diesem Moment. Er konnte nicht glauben, dass das gerade wirklich passierte. Langsam kam ihm Simon immer näher und legte vorsichtig seine Stirn auf die von Wille. Für einen kurzen Augenblick vergaß er, was er auf dem Fußballplatz gesehen hatte. Alles was er wollte, war es ungeschehen zu machen und mit Simon neu anzufangen. In einem normalen Leben und am liebsten ohne der Königsfamilie anzugehören. So vieles könnte einfacher sein, wenn er nur leben würde, wie jeder andere auch. Keine Eltern, die ihm sagten, wen er lieben durfte und wen nicht und keine Eltern, denen ihr Ansehen viel wichtiger war, als das Wohl ihres Sohnes. Wilhelm wünschte sich nichts mehr, als die ganze Verantwortung einfach fallen zu lassen und mit Simon glücklich zu werden.
Immer weiter versank Wille in seinen braunen Augen, seinem tiefen Blick. Es war fast, als könne er in seine Seele schauen und als wüsste er genau in diesem Moment, was Simon fühlte. Sie verstanden sich ohne Worte und der Rest der Welt verschwand völlig. Alles drehte sich nur um Wilhelm und Simon. Und irgendwie wusste er, alles würde gut werden. Zumindest glaubte er zu wissen, dass sie zusammen alles schaffen konnten, egal was es war und wie sehr es sie belasten würde. Als er bemerkte, dass Simon etwas sagen wollte, hielt er vorsichtig seinen Finger vor seinen Mund. Eigentlich wollte Wille nun selbst etwas sagen, um ihn zum Schweigen zu bringen, doch er konnte nicht. Er hielt inne, als seine Hand Simons Lippen berührte. In seinem Blick war zu erkennen, dass er sprachlos war und Simons Mimik gab ihm zu verstehen, dass er das gleiche fühlte. Es war dieses Gefühl, das nun endlich wiedergekehrt war. Die Gewissheit, dass Wilhelm mit seinen Emotionen nicht alleine war und jetzt spürte er wieder, dass alles echt war, was er seit der ersten Begegnung mit Simon fühlte. Von Anfang an war er sein Ruhepol, der Ort an dem er sein wollte, wenn alles um ihn herum zusammenbrach.
Simon drückte Wilhelms Hand fester und begann zu lächeln. Ihre Gesichter waren sich so nah, dass sich ihre Lippen beinahe berührten und Wille konnte Simons Haut auf seiner fühlen, konnte spüren, wie ruhig er atmete. Die Anziehung zwischen den Beiden war greifbar.
Wilhelm nahm seine Hand herunter, sodass Simon nun etwas sagen konnte. „Ich liebe dich auch." Bei diesen Worten wurde Wille rot und er musste noch heftiger lächeln, als zuvor. Nach zwei Wochen hatte er es endlich erwidert und eines stand fest: Das Warten hatte sich gelohnt, denn Wilhelm war sich einer Sache noch nie so sicher. Er wusste ganz genau, was er zu tun hatte.

POV: Simon
Noch nie meinte Simon etwas so ernst, wie das was er Wilhelm gesagt hatte. Auch wenn es ein kurzer Augenblick war, er hätte nicht intensiver sein können und das hatte ihm endgültig gezeigt, was richtig war. Er wusste nun was er wollte und vor allem, was er brauchte. Normalerweise würde sich Simon jetzt Gedanken darüber machen, wie Wille empfand, doch er hatte es bereits in seinen Augen gelesen. Lächelnd schüttelte Wilhelm seinen Kopf. Er sah zu seiner Hand, welche fest von Simons umschlossen wurde. Dann blickte er zurück in seine Augen. „Meine Gefühle für dich waren nie weg, Simon." Plötzlich schlug sein Herz schneller und er musste tief Luft holen. Wilhelm wollte weitersprechen, das konnte er sehen und genau das war es, was ihn so nervös machte. Er war sich nicht sicher, ob er jetzt ein „aber" aussprechen wollte. Das hatte Simon verdient, schließlich war er dafür verantwortlich, dass Wille hier lag. Immer noch machte er sich Vorwürfe, obwohl er ganz genau wusste, dass er nichts falsches getan hatte. Fynn wollte ihm näher kommen, doch er hatte den Kuss verhindert. Ja, er hatte deutlich gemacht, dass er nur Freundschaft wollte, nicht mehr. Doch in seinem Inneren bauten sich eine Menge Schuldgefühle auf. Simon hörte weiter zu, was Wilhelm zu sagen hatte. „Ich will mit dir von Vorne anfangen, wenn du das noch willst." Simon nickte zustimmend und erleichtert zugleich. „Und ich muss mich bei dir entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich dich weggestoßen habe. Würde ich jetzt sagen, dass ich keine andere Wahl hatte, wäre es eine Ausrede und keine Entschuldigung. Das habe ich jetzt verstanden. Ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen und ich muss eigene Entscheidungen treffen. Es ist nicht falsch, dich zu lieben. Ganz im Gegenteil, nichts hat sich je richtiger angefühlt."
Wilhelms Worte machten Simon sprachlos. All seine Hoffnungen kamen zurück und er dachte daran, wie die Beiden glücklich und endlich öffentlich zusammen sein konnten. Eine Last fiel von seinen Schultern, als ihm bewusst wurde, dass er seine Gefühle nun nicht mehr verstecken musste.
„Heißt das, ich bin nicht mehr dein Geheimnis?" Wilhelm schüttelte den Kopf. „Keine Geheimnisse mehr", antwortete er. Simon wollte sich vergewissern: „Versprochen?" „Versprochen."
Trotzdem bekam Simon in diesem Moment Bedenken. Was wenn Wille das alles nicht gut genug geplant hatte? Vielleicht hatte er bloß aus dem Bauch heraus gesprochen und nicht überlegt, wie er die Sache angehen sollte. Unsicherheit brach in Simons Kopf herein. Gerade war er sich doch noch so sicher, wie konnte sich das so schnell ändern? Scheinbar bemerkte Wilhelm seine Unsicherheit, denn er unterbrach Simons Gedanken. „Hey, alles gut? Willst du überhaupt von Vorne anfangen?" Er wusste nicht, was er sagen sollte, denn würde er jetzt sagen, dass er sich nicht sicher war, ob es klappt, würde Wille vermutlich denken, dass er ihm nicht vertraute. „Simon?" „Nein, ja. Tut mir leid, ich weiß nur nicht, wie du die Sache jetzt angehen willst. Ich meine, wenn du öffentlich zugibst, dass wir zusammen sind, wird dich deine Familie hassen." An dieser Stelle war Simon eigentlich davon ausgegangen, Wille würde nicht wissen, was er sagen sollte, doch er hatte Unrecht. „Keine Sorge. Sie müssen lernen zu akzeptieren, dass sie mir nicht vorschreiben können, wen ich lieben darf und wen nicht. Ich schaff das schon." Simon dachte kurz nach und korrigierte Wilhelm dann. „WIR schaffen das." Er lächelte ihn an. „Wir sind jetzt ein Team, Wille."
Plötzlich öffnete sich die Tür des Zimmers und als sich Simon umdrehte, verwandelte sich seine Sicherheit erneut in Unsicherheit.

Young Royals Staffel 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt