Die am Boden liegende Abigail, kämpfte sich auf die Beine und stöhnte vor Schmerzen: »Was zum Teufel?!« Es dauerte einen Moment bis sie ihre Gegend wahrnahm, geschweige denn bis sie die Leute vor ihr erkannte. Zwar waren ihre Namen für sie noch völlig unbekannt, aber jeder in zumindest ganz New York wusste wer die Avengers waren.
»Wie geht es dir, Kid?«, erkundigte sich Tony, der sich aufrichtig um ihr Wohlergehen sorgte. Er wollte zwar die Überfälle stoppen, allerdings hatte er auch ein schlechtes Gewissen wenn er sie so anschaute. Das Mädchen zu seinen Füßen sah jünger aus als sie wohl ursprünglich war und man konnte ihr bereits ansehen, dass sie wenig zu essen hatte. Während er ein Multimillionär war, musste dieses Kind auf der Straße leben. Wie unfair. Auch wenn er noch nicht sonders viel für Kinder übrig hatte. Auf seiner Agenda stand dieser Punkt noch deutlich weit unten.
Bevor Abigail antworten konnte, sah sie sich im Raum um und bemerkte, dass mehrere Leute sie anstarrten. Nicht nur Natasha und Tony standen vor ihr, sondern auch Steve Rogers. »Hm ... gut?«, fragte sie eher, anstatt wirklich ehrlich zu antworten. In Wahrheit hatte sie Schmerzen in der Hüfte, aber da, wo sie herkam, kannte man so etwas wie Schmerz nicht, also schluckte sie es einfach so gut es ging hinunter. Es interessierte die anwesenden doch ohnehin nicht, wie es ihr wirklich ging. Schließlich hatte es noch nie jemand interessiert. Das war und gehörte alles zur zur Formalität.
»Du hast eine Menge Ärger verursacht«, bemerkte Tony, während er sich einen Drink mixte, den er bei dem ganzen Stress dringend brauchte. Abigail nutzte seine Ablenkung, um einen Schritt nach dem anderen rückwärts zur Tür zu machen, aber plötzlich stieß sie mit jemandem zusammen.
»Wo willst du hin?« Als sie sich der Stimme zuwandte, stand Bruce Banner oder besser bekannt als der Hulk, hinter ihr und versperrte ihr den Weg nach draußen. Wo kam der denn jetzt her? An ihnen allen würde die kleine Nolan sicher nicht vorbeikommen.
»Woher hast du deine Kräfte, Kid?«, wollte Tony interessiert wissen, ohne auf ihren gescheiterten Fluchtversuch einzugehen. Panik spiegelte sich nun in ihren blauen Augen wieder, aber nur Natasha schien davon Notiz zu nehmen. Natürlich nahm sie davon Notiz. In ihrer frühen Kindheit waren es nicht selten ihre eigenen kleinen grünen Augen gewesen die so verängstig umherschauten.
»Welche Kräfte meinst du?«, stotterte sie unbeholfen, sehr darauf bedacht, ihre aufsteigende Nervosität zu unterdrücken und keinen Wert darauf zu legen, ihren gegenüber mit genügend Respekt zu behandeln um ihn mit dem Nachnamen anzusprechen. Warum sollte sie, immerhin hatte er sie mehr oder weniger entführen lassen und außerdem hoffte sie mit ihrer Unhöflichkeit von ihrer Nervosität ablenken zu können.
»Ich meine, woher hast du deine Kräfte? Das schnelle unentdeckte verschwinden ohne eine geringe Spur zu hinterlassen. Wer hat dich ausgebildet, du scheinst wirklich nicht von schlechten Eltern zu sein«, erklärte Tony, ohne etwas von ihrer angespannten Art zu bemerken. Bei dem Wort Eltern zuckte sie merklich zusammen und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, als wolle sie sich schützen. Wenn er nur wüsste. Schlechte Eltern war wahrscheinlich noch zu lieb ausgedrückt. Mit gerade einmal fünf Jahren, gaben ihre Eltern weg. Nein, noch schlimmer. Sie verkauften sie. Und wenn ihr Leben nicht bis dahin schon schlimm genug Gewesen war, wurde es ab diesem Punkt zur Hölle auf Erden.
Aber immerhin schienen sie nichts von ihrer wirklichen Fähigkeit zu Wissen. Gerade als sie aufatmen wollte, trat Natasha vor und mischte sich in das Gespräch wieder mit ein: »Oder gibt es noch andere Kräfte, von denen wir wissen sollten?«
Schnell schüttelte Abigail den Kopf, viel zu schnell und verriet sich damit nicht nur gegenüber der ausgebildeten Spionin, sondern auch gegenüber allen anderen Anwesenden im Raum.
»Was machen wir also mit ihr? Übergeben wir sie der Polizei?«, fragte Natasha erneut mit ernster Stimme, nachdem keine weitere Aussage von dem Mädchen zu kommen schien. Natürlich hatte sie nicht wirklich vor, Abigail irgendjemandem auszuliefern, schon gar nicht, nachdem sie von ihren noch immer verborgenen Kräften wussten. Und dann war da noch dieses seltsame Gefühl, sie von irgendwoher zu kennen. Aber woher bloß?
Es war schon Jahre her, dass sie etwas mit Kindern zu tun hatte, damals war sie selbst noch eines gewesen und an diese Vergangenheit wollte sie nicht zurückdenken. Zudem war diese Verbrecherin elf Jahre jünger wie sie es war. Was sollte sie je mit ihr zutun haben gehabt?
»Noch nicht ... je nachdem was ihre Kräfte sind, könnte sie dem Team nützlich sein«, spielte Tony mit einem Grinsen das Spielchen mit, aber dem unbekannten Mädchen kam das nicht so lustig vor. Natürlich wollte er nicht wirklich ein Kind in seinem Team haben, er wusste genau, dass er damit nicht nur sie sondern auch Romanoff ärgern würde. Im Leben würde er sich nicht auf die Seite dieser Hochstaplerin stellen, welche ihn erst kürzlich verraten hatte. Außerdem hatte sie eine kleine Rache verdient. Dazu kommt, dass das Mädchen nichts weiter anstellen konnte während sie bei ihnen war.
»Und was ist, wenn ich mich weigere bei eurem Team mitzumachen?«, fragte Abigail deshalb schnippisch und stemmte mit neu gewonnener Selbstsicherheit ihre Hände gegen ihre Hüfte. Was machte ihn so sicher, dass sie ihre Kräfte einfach so verraten würde. Er hatte ihr immerhin bisher noch keinen Grund gegeben, ihm einfach so zu vertrauen. Und bis man ihr Vertrauen erlangte war es ein harter Weg.
»Dann kann sich die Polizei um dich kümmern«, erwiderte Tony vermutlich ebenso schnippisch wie sie es zuvor getan hatte. »In Ordnung ... ich bin dabei.« In Wahrheit versuchte sie nur mehr Zeit zu schinden um zu fliehen.
»Großartig! Nat, du kannst auf sie aufpassen«, schlug Tony vor, worauf beide nicht ganz so enthusiastisch mit »Was?!« antworteten und ihn böse anstarrten.
»Tony, ich werde nicht babysitten!«, protestierte Nat und auch sie stemmte nun ihre Arme auf ihre Hüfte, was sie beide verdammt ähnlich aussehen ließ und Tony grinste. Die beiden teilten sich wohl ihre Dickköpfigkeit.
Warum schlug Stark nicht Rogers vor. Captain Strumpfhose konnte bestimmt viel besser mit Kindern, wie sie. Oder um sich zu verbessern mit diesem Kind, dachte sich Natasha genervt. Seit wann hatte er eigentlich das Kommando? Sie war die SHIELD Agentin. Er hatte nur das Geld, aber sie hatte die nötigen Fähigkeiten.
»Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst!«, stimmte Abigail zu, woraufhin Tony über die Sturheit der beiden noch mehr lachte. Natasha erinnerte Abigail immer und immer mehr an ihr früheres selbst und diese Erinnerung gefiel ihr gar nicht.
»Das brauchst du, bis wir wissen, dass wir dir vertrauen können, und bis dahin wird Natasha hier auf dich aufpassen.« Abigail lenkte ein, aber stöhnte dennoch verärgert auf und kniff die Augen zusammen. Was hatte sie auch für eine andere Wahl. Entweder waren es diese Möchtegern Superhelden oder die Polizei. Hier hatte sie immerhin ein Dach über dem Kopf. Und zudem kein schlechtes. Sie würde noch früh genug abhauen können. Oder sie musste dafür sorgen, dass sie sie gar nicht mehr hier haben wollten. Und wenn Abigail als ursprüngliche Russin eins konnte, dann war es Leuten auf die Nerven zu gehen. Aber solange konnte sie diesen Luxus, denn sie noch nicht einmal für möglich gehalten hatte, genießen.
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The closest thing to a daughter
Action❝ she is the closest thing I ever had to a daughter ❝ - german version Abigail, eine Diebin auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit, mit außergewöhnlichen unkontrollierten Kräften und einem ungesunden Maß an Selbstvertrauen, trifft auf die berühmte...