Kapitel 21: Marcel

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Als ich in das Zimmer gekommen war, hatte ich ihn sofort entdeckt. Schlafend. Sein Anblick hatte mich so gefesselt, dass ich vergaß, warum ich gekommen war. 

Stattdessen setzte ich mich auf das Bett, neben ihn. Ich musste einfach in seiner Nähe sein, in betrachten und seine Wärme spüren. Ein Schwall weiterer Tränen ergoss sich über mein Gesicht. Ich hatte alles kaputt gemacht. Ich hatte es verbockt. 

„Es tut mir so leid, Wladi", flüsterte ich zwischen meine Tränen. „Es tut mir so leid." Ich wünschte, ich könnte es alles rückgängig machen, wünschte mir, dass ich in dem Strandkorb gestern nicht zu weit gegangen wäre und wir weiterhin unsere besondere Freundschaft ausleben konnten. Doch dafür war es zu spät, und so blieb mir nichts anderes übrig, mich bei ihm zu entschuldigen und zu hoffen, dass er sie annehmen würde. 

Plötzlich sah ich ihn sich bewegen. Und im nächsten Moment auch schon blickte ich schon in sein wunderschönes Gesicht. Mein Atem ging stockweise und ich bekam kein Wort raus. In seinem Gesicht sah ich Verwirrung, aber vor allem Erleichterung. 

„Warum entschuldigst du dich?", fragte er mich. 

Mit der Reaktion hatte ich nicht gerechnet. „Weil ich dumm war und mich verleiten hab lassen", krächzte ich. 

„Nein ... was?", fragte mich Lu nochmal. 

„Ich hab dich überfordert, hab dich in eine unangenehme Situation gebracht. Ich hab mich von meinen Gefühlen übermannen lassen und hab unüberlegt gehandelt. Ich hab alles kaputt gemacht. Ich wollte dich nicht verlieren, aber jetzt habe ich es wahrscheinlich getan". Weitere Tränen lösten sich aus meinen Augen. „Es tut mir leid", sagte ich wieder. Da endlich lichtete sich die Verwirrung in Lus Augen. Ruckartig richtete er sich auf und nahm meine Hände fest in seine. Ihn wieder zu berühren war wunderbar, gleichzeitig schmerzte es vor Angst, was er jetzt sagen würde. 

„Du musst dich für gar nichts entschuldigen," sagte er und sah mir fest in die Augen. In ihnen spiegelten sich so viele Emotionen wider, dass mir schwindelig wurde. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich hätte nicht weglaufen dürfen. Ich hab dich allein gelassen. Ich ... ich war überfordert. Aber nur wegen mir selbst. Marcel ...", seine Stimme brach. Tränen schimmerten in seinen Augen. Er weinte nicht oft, deshalb war mir der Ernst der Lage bewusste. 

Was kam wusste ich allerdings nicht. Was ich dagegen spürte, war mein Herz, das unkontrollierte Sprünge vollzog. Ich spürte eine Mischung aus Angst, Schmerz aber auch Hoffnung in mir. 

Ich wollte Lu umarmen, wollte ihn trösten, aber das, was er nun sagte ließ mich erstarren.

Kurzgeschichte Lukasz x MarcelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt