Kapitel 15: Marcel

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Ich war ein Dummkopf, nein das war untertreiben, ich war der dümmste Mensch der ganzen Welt. Ich sah Lu weggehen und er nahm meine ganze Welt mit. 

Nie würde wieder alles gut werden, es würde nie wie vorher sein. Weil ich alles kaputt gemacht hatte, weil ich einen Moment der Schwäche hatte, weil ich unüberlegt gehandelt hatte. Es war ein wunderschöner Moment gewesen, die Gefühle hatten mich übermannt und ich wollte wissen, wie es ihm ging. Ich hatte Hoffnung, er würde genauso fühlen, nachdem ich seine Wärme gespürt und sein Herz klopfen gehört hatte. 

Doch jetzt hatte ich alles kaputt gemacht. Ich konnte ihm nicht mal verübeln, weggelaufen zu sein. 

Voller Verzweiflung sackte ich zurück in die Kissen und presste mir die Hände aufs Gesicht. Schritte näherten sich. „Sag mal, wo seid ihr denn, wollt ihr nicht antworten?", es war Mats. Als er mich sah, blieb er aber stehen. „Wo ist Pisczu?", fragte er verwundert. Und gleich hinterher, „was ist passiert?" Ich sagte nichts, da ich nicht in der Lage war etwas zu sagen. Unsicher kam Mats näher und setzte sich an den Rand des Korbs. „Willst du reden?", fragte er vorsichtig. Ich zuckte mit den Schultern und sackte noch tiefer in den Stoff, der so verdammt gut nach Wladi roch. „Hey, sprich mit mir", versuchte es Mats noch einmal, „du kannst mir alles sagen, das weißt du". Weitere Schritte näherten sich, doch Mats verscheuchte sie und ermahnte sie, die Klappe zu halten. 

Als sie weg waren, rutschte er etwas näher an mich und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. „Also, raus damit Schmelle, ich seh doch, dass es dir nicht gut geht". Er sah mich aufmerksam an. Er gab mir Mut, das auszusprechen, was ich nur im Geheimen mir zugestanden hatte. „Ich hab mich in Wladi verliebt", flüsterte ich. Meine Augen begannen zu brennen. „Oh", sagte Mats überrascht, jedoch ohne jegliche Wertung. „Es war so schön und ... wir ...", ich brach ab. „Ihr habt uns bei etwas gestört, was ich tun wollte und was der größte Fehler war, den ich je begangen habe. Ich habe ihn in eine bedrängende Situation gebracht". Ich war heiser und musste die Tränen zurückhalten. Ich hatte alles kaputt gemacht und es würde nichts mehr sein wie früher. Ein Schaudern durchzog meinen Körper. 

Und dann brachen die Tränen doch aus mir heraus. Ich rollte mich zusammen und wünschte mir, einfach nichts mehr denken zu müssen. Ich spürte Mats' Hand auf meinem Rücken, die in Kreisbewegungen versuchte, mich zu beruhigen. Mein Herz brach noch ein bisschen mehr, da mir bewusst wurde, dass Lukasz wahrscheinlich nie wieder etwas Ähnliches mit mir tun würde. 

Nach einer halben Ewigkeit verebbten meine Tränen und nur hin und wieder entwich mir ein leises Schluchzen. Was blieb war der Schmerz. Ein Schmerz, der mich betäubte und der mich glauben ließ, nie wieder glücklich werden zu können. In die Stille fragte Mats dann: „Willst zu mitkommen? Die Jungs spielen Kicker. Wenn du willst, dann schau zu, das wird dich ablenken".

 Eigentlich wollte ich alleine bleiben, wollte nicht wahrhaben, dass Lu gerade weggegangen war und meine Welt in tausend Scherben zersprungen war. Wollte warten und hoffen, dass er zurückkam. Doch ich wollte Mats auch nicht enttäuschen, da ich wusste, dass er sich nur große Sorgen machen würde, wenn ich alleine blieb. Also ging ich mit. 

Den Weg ins Hotel verbrachten wir schweigend, und sobald wir bei den Jungs angekommen waren, verkroch ich mich in die Ecke. Mats strafte jeden mit einem scharfen Blick, der nur ansatzweise fragend in meine Richtung blickte.

Kurzgeschichte Lukasz x MarcelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt