Kapitel 4: Lukasz

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Die letzten Minuten vergingen wie im Flug. Wir lachten viel, ärgerten uns gegenseitig und spielten Karten. Ich bemerkte oft, wie Marcel mich ansah und ich konnte nicht deuten, was das für ein Blick war. Allerdings ruhte mein Blick auch öfters auf ihm, weshalb ich mich nicht wunder sollte. Es war alles normal. Wir verstanden uns über den Raum, ohne Worte, nur mit Blicken.

Dadurch war unsere Freundschaft gezeichnet, machte sie so besonders. Im letzten Jahr war er nicht im Trainingslager dabei gewesen, weil er verletzt war. Es war eine schöne Zeit gewesen, aber ich hatte ihn immer vermisst. Eine Mannschaftsfahrt ohne seinen besten Freund war nie so gut, wie wenn er dabei war. Wir hatten in der Zeit eine Staffel Quiz-Taxi aufgenommen, wo Roman seinen Platz eingenommen hatte. Es war ungewohnt aber trotzdem lustig gewesen, weil er in Gedanken immer bei uns dabei gewesen war. Bei einem Spiel ging es darum, Spieler unseres Kaders zu beschreiben, während der andere diese erraten musste. Roman hatte Marcel mit „dein Freund" beschrieben, weswegen ich natürlich sofort wusste, dass es sich um ihn gehandelt hat. Dass sogar Teamkollegen um unsere besondere Freundschaft wussten, zeigte immer wieder, wie stark und besonders unsere Verbundenheit war.


Die Fahrt war lang gewesen, doch endlich hatten wir uns in unserem Hotel versammelt. Wobei, Hotel war wahrscheinlich untertrieben, es handelte sich mehr um ein Schloss, sodass ich immer wieder beeindruckt von der Schönheit dieses Anwesens war, obwohl ich hier schon so oft war. Lucien teilte unsere Zimmer ein. Marcel und ich grinsten uns an, waren wir doch beste Zimmerpartner. Einmal in einem Trainingslager hatte der Coach mich und Marcel getrennt. Wir hatten uns laut beschwert, sodass es niemals wieder vorgekommen war. 

Doch dieses Mal war etwas anders, normalerweise hatten wir immer zwei Einzelbette gehabt, die zugegebenermaßen oft groß genug gewesen waren, um zu zweit dort zum Beispiel einen Film anzuschauen. Geschlafen hatte aber jeder in seinem eigenen Bett. Als wir jetzt jedoch das Zimmer betraten, stand dort ein einzelnes Bett. Ein riesiges, aber dennoch ein Doppelbett. „Och nö", maulte Schmelle belustigt, „dann sabberst du mich ja wieder an". Ich lachte, obwohl sein Spruch mich etwas im Herzen traf. Es ist nur ein Witz, mahnte ich mich. Ich drehte mich um, grinste ihn an und setzte einen bewusst anrüchigen Blick auf. „Ich verspreche, mich zu benehmen, Schatz", sagte ich. 

Huch, der war aber gewagt, dachte ich mir und mir wurde warm. Einen kurzen Augenblick lang meinte ich, ihn nach Luft schnappen zu hören, doch da es so schnell wieder vorbei war, war ich mir sicher, es mir nur eingebildet zu haben. Ein schallendes Lachen erklang und ich stimmte mit ein. „Nicht so frech", sagte mein Freund und mir nichts dir nichts fand ich mich in dem weichen Bett wieder, umgeben von flauschigen Kissen und Decken. Nicht zu fassen, der Idiot hatte mich einfach ins Bett geworfen. Und nicht nur das, er kniete siegessicher über mir, ein kokettes Grinsen auf den Lippen. Ich schnappte nach Luft, um das Kribbeln in meinem Bauch zu verscheuchen. „Na warte Schmelzer, das kriegst du zurück", rief ich angriffslustig. 

Und schon befanden wir uns mitten in einer wilden Kissenschlacht. Wir kreischten und wieherten vor Lachen. Bald schon lagen Decken und Kissen auf dem Boden verstreut und wir keuchten nur noch vor Lachen. Wer draußen vorbeigelaufen war, musste sich wahrscheinlich fragen, was zur Hölle bei uns los war. Erschöpft ließen wir uns nebeneinander auf das Bett fallen und der ein oder andere kleine Lachanfall überkam uns. Hin und wieder pikste er mich in die Seite, da er wusste wie kitzelig ich dort war. „Lass das", grollte ich und bog mich vor Lachen.

Kurzgeschichte Lukasz x MarcelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt