Kapitel 4. Ein neues Abenteuer

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„Ich habe dich erwartet.", sagte Lavalca, „Was hast du für Neuigkeiten?" Haer hockte auf dem kalten Holzboden vor dem Kamin in seinem prunkvollen Zimmer. Lavalcas Gesicht war in den Flammen des Feuers zu sehen. „Der König ist außer Haus, denn er hat sich von Frau Salya getrennt. Firenah ist mit dem Waldelfen hier, sie hat ein Kind zur Welt gebracht, dass anscheinend eine Art seltene Hexe ist und sie brauchen das Lichtamulett. Soll ich sie aus dem Weg schaffen?", berichtete er. „Nein, du Dummerchen! Du wirst dich ihnen anschließen und mir weiterhin berichten.", antwortete sie genervt. „Ich verstehe nicht ganz...", entgegnete Haer, der schwer von Begriff war und fuhr sich durch die orangen Haare. „Hör doch zu! Du bestehst darauf ihnen zu helfen und dann, wenn sie das Amulett haben, stiehlst du es und bringst es mir. Während der Reise hältst du durch diesen Spiegel mit mir Kontakt.", sagte Lavalca hochnäsig und ein goldener Spiegel mit schwarzem Glas fiel aus den Flammen im Kamin, „Hast du das verstanden?"

„Tschüss Wellori!", sagte Firenah und schluchzte. Sie stand mit Josko vor dem großen alten Stall bereit und hatte Wellori auf dem Arm. Firenah strich dem schlafenden Kind zärtlich über die rosigen, mit Sommersprossen bedeckten Wangen, bevor sie sie an das nette junge Kindermädchen übergab.

Es brach ihr das Herz, dass sie ihre Tochter zurücklassen musste. „Nicht weinen!", tröstete Josko sie und gab Firenah einen sachten Kuss auf die Stirn, „Sie ist hier in guten Händen!"

Salya kam mit Merrottli aus dem Stall. Sie führten drei bepackte Pferde auf den Hof: einen braunen großen Hengst für Josko, eine weiße Stute für Firenah und einen schwarzen kleineren Hengst für Salya. „Was ist mit dir, Merrottli?", fragte Firenah und strich sich die Tränen aus den Augen. Die Zwergin lachte nur und pfiff einmal ganz laut. Nur wenige Augenblicke später schwirrte Bob, Merrottlis dicker Marienkäfer um die Ecke. Er starrte mit seinen riesigen schwarzen Knopfaugen verträumt vor sich hin und landete neben seiner Besitzerin. „Ich habe dich vermisst, mein Schatz!", sagte sie und strich dem Käfer über den runden Kopf.„Dann kann es ja losgehen!", sagte Firenah und schwang sich auf ihr Pferd.

 „Halt! Stopp!", ertönte eine Stimme hinter ihnen. „Was machen Sie denn hier?", fragte Josko. „Ich möchte mitkommen! Ich möchte helfen. Ich bestehe darauf!", sagte Haer und schnappte nach Luft, denn er war, so schnell er konnte, heruntergeeilt. „Na schön.", entgegnete Salya, würdigte ihn aber keines Blickes. Ein Diener brachte ein weiteres gesatteltes Pferd. Es war scheckig und hatte alte müde Augen. Haer schwang sich über den Rücken der grauen Stute.

Sie waren bereits einige Stunden geritten, als sie an einen Waldrand gerieten. Haer trieb sein Pferd an, sodass er neben Salya reiten konnte. „Es tut mir sehr leid, dass Sie sich von dem König meinetwegen getrennt haben. Das war nie meine Absicht!", sagte er. Ich möchte nicht mit dir darüber reden. Du schadest mir!", antwortete sie forsch. „Ich möchte nicht, dass Sie so über mich denken. Ich mag Sie sehr gerne...", entgegnete Haer.

Plötzlich ertönte lautes Hufgetrappel um sie herum. „Was ist das?", schrie Firenah über dem Lärm. „Das sind Kentauren.", antwortete Merrottli, „Sie umzingeln uns, weil sie denken, dass wir Eindringlinge sind!" Eines der Wesen kam auf sie zu. Es war ein dunkelhäutiger Mann mit vielen Muskeln und langen zerzausten schwarzen Haaren. Er hatte braune ausdrucksvolle Augen, mit denen er sie misstrauisch musterte. Der Kentaur hielt einen gespannten Bogen auf sie. Doch das Auffälligste an ihm war, dass dort, wo sein Oberkörper aufhörte, der kräftige Unterkörper eines schwarzen Hengstes begann.

Es erschienen immer mehr bewaffnete Kentauren um sie herum, doch plötzlich trat Merrottli vor und wiederholte zwei Worte immer und immer wieder: „Sumos pazifekae!" „Was machst du da?", fragte Firenah unruhig.

Plötzlich zuckte sie zusammen. Der Kentaur sprach in einer tiefen vollen Stimme: „Merrottli, suis 'bonos at fos. Ita in nobes nun nokeat te." Er bedeutete den anderen Kentauren, sich zurückzuziehen. „Tschüss Fremde! Bitte vergebt uns!", meinte er in einem komischen Dialekt und galoppierte fort.

„Was war das denn?", fragte Haer geschockt. „Das war ein alter Freund von mir!", sagte Merrottli und streichelte Bob, der ganz verängstigt zitterte, „Lasst uns weitergehen! Wir haben noch einen weiten Weg vor uns!"

Die Sonne fiel langsam hinter die Bäume. Die Vögel zwitscherten in der Abendsonne. Sie kamen an Bächen und Hügeln vorbei. Die Pferde trotteten in einem gemächlichen Tempo vor sich her. „Wo gehen wir eigentlich hin? Weiß jemand, wo dieses Amulett ist?", fragte Josko. „Ich nicht!", meinte Merrottli, „Aber es gibt ein Orakel, welches uns all unsere Fragen beantworten wird!"

Allorgan - Das Amulett des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt