Kapitel 9. Der Stille Ozean

1 1 0
                                    

„Das sind Alcephale!", rief Salya und stieß einem der Wesen das Schwert in das Herz, „Sie fressen Tiere, tote Körper und... Menschen..." „Es sind zu viele!", schrie Haer und schlitzte einen Alcephal auf.

Plötzlich schrie Salya auf. Ihr Schwert fiel klirrend zu Boden. Ein Alcephal hatte sie am Arm berührt. Dort war nun eine große Brandwunde. Salya sank vor Schmerz zu Boden. Sofort fielen die Monster über sie her.

Haer nahm all seinen Mut zusammen und stürmte auf sie zu. Er hackte auf die Alcephale ein und erstach einen nach dem anderen.

Schließlich drang zu Salya durch, die mittlerweile überall auf ihrem Körper Verbrennungen hatte. „Salya!", sagte Haer außer Atem und fiel neben ihr auf die Knie. Er bettete ihren Kopf auf seinem Schoß und sie sahen sich in die Augen. Langsam näherten sich ihre Köpfe zueinander. Haer schloss die Augen und spitzte die Lippen.

„Ist alles gut bei euch?", rief Firenah und stürmte um die Straßenecke. Haer zuckte zusammen. „Ähm, ja, uns geht es gut. Oder- Nein, ich glaube Salya ist verwundet!", stammelte er. „Lass mich das erledigen!", entgegnete Firenah. Sie hockte sich neben ihre beste Freundin und schraubte ein kleines rotes Fläschchen auf, das sie aus ihrer Manteltasche geholt hatte und kippte einen winzigen Tropfen von dem Gebräu in Salyas Mund.

„Was ist das?", fragte Haer misstrauisch. „Das ist Drachenblut! Merrottli hat es mir heute Morgen gegeben. Es heilt Wunden!", entgegnete Firenah.

Salyas Wunden schlossen sich, eine nach der anderen und sie kam langsam wieder zu sich. „Was ist passiert? Was habe ich getan?", fragte sie verwirrt und setzte sich auf. „Komm, wir bringen dich ins Lager!", entgegnete Firenah und half ihrer besten Freundin hoch.

„Beeilt euch, wir müssen los!", rief Merrottli am nächsten Morgen, „Steht auf!" Sonnenlicht fiel auf Firenahs Gesicht und sie streckte sich herzhaft. „Noch fünf Minuten!", gähnte Salya. Merrottli zog den Mädchen die schmutzigen Laken weg, die sie als Decken benutzt hatten.

Als alle endlich fertig waren, ritten sie weiter in den Norden. Der gelbe Wüstensand verfärbte sich langsam weiß und die Dünen flachten ab. Ein kühler Wind wehte Firenah ins Gesicht. Sie schmeckte Salz auf ihren Lippen. „Das ist der stille Ozean!", sagte Merrottli, als sie einen Hügel überquert hatten, „Voller Schönheit und Gefahren."

Firenah blickte über das wunderschöne weite dunkelblaue Meer, welches sich vor ihr erstreckte. Die Freunde ritten hinab zu dem weißen Strand. Firenah sprang sofort von ihrem Pferd, um den wunderbar warmen Sand unter ihren Füßen zu spüren. Sie ging zum Wasser und wollte sich den Sand aus dem Gesicht waschen.

Doch gerade als Merrottli „Stopp!" schreien wollte, fuhren lange dunkelgrüne Ranken mit scharfen Stacheln aus dem Wasser und begannen sich um Firenah zu winden, die überrascht vor Schmerz aufschrie.

Josko, der gerade die Satteltasche seines Pferdes durchsuchte, fuhr herum. Er sah Firenah und begann sofort auf sie los zu stürmen und begann auf die Ranken mit seinem Schwert einzuhacken. Als er sie endlich abgetrennt hatte, sank Firenah schlaff zu Boden. Josko fing sie auf und versuchte verzweifelt, sie aufzuwecken, doch Firenahs schlaffer Körper regte sich kein Stück. Josko strich zärtlich über Ihre zarte, mit Sommersprossen bedeckten Wangen, um ihr die blonden Haare aus dem Gesicht zu halten. Josko blickte auf Firenah. Eine stille Träne lief ihm über sein Gesicht.

Salya fragte mit zitternder Stimme: „Ist sie... tot?" Keiner sagte ein Wort. Merrottli trat vor und fragte Josko behutsam: „Darf ich mal kurz, Schätzchen?" Sie beugte sich über Firenah und begann sie zu untersuchen. „Es sieht so aus, als wäre sie tot. Da nützt auch das Drachenblut nichts mehr!", sagte Merrottli nach einer Weile und trat zurück. Es war eine bedrückende Stimmung.

„Hey!", rief eine Stimme aus dem Ozean. Erschrocken fuhren die Freunde herum. Eine blonde wunderschöne Nixe mit einem blauen Fischschwanz guckte aus dem Wasser und winkte der Gruppe zu. „Ich kann euch helfen!", rief sie, „Bringt das Mädchen ins Wasser!" Die Nixe klatschte zweimal in die Hand und die Ranken verschwanden.

Zögerlich stapfte Josko mit Firenah auf dem Arm in das Wasser. „Sehr schön!", sagte die Nixe und legte Firenah ihre Hand auf die Stirn. Sie schloss die Augen und begann unverständliche Wörter zu murmeln.

Plötzlich schreckte Firenah auf. „Na also!", sagte die Nixe stolz. „Wie hast du das gemacht? Wir dachten, sie wäre tot?", fragte Josko und drückte Firenah erleichtert an sich. „Sie wurde von dem Gift der Ranken nur betäubt und ich habe das Gift aus ihrem Körper gesaugt. Das ist doch kinderleicht!  Ich bin übrigens Malli. Ich habe eure Schreie gehört. Mein Volk erwartet euch schon seit Tausenden von Jahren! Kommt bitte mit! Ihr seid die Auserwählten!"

Allorgan - Das Amulett des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt