Kapitel 14. Der Amulettdieb

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Firenah ging auf die Schatulle zu. Sie war nur noch wenige Zentimeter davon entfernt, als plötzlich ein Schrei ertönte . Alle drehten sich zu Haer um. Er wurde von einem Skelett gepackt. Aus allen Ecken begannen sich nun welche aus den Wänden zu lösen.

Die Freunde stellten sich in einem Kreis auf und zogen ihre Waffen. Eines nach dem anderen legten sie gemeinsam um. Sie kämpften Rücken an Rücken bis alle Skelette in ihre Einzelteile zerfallen waren.

„Denkt ihr, dass hier noch mehr von ihnen sind?", fragte Josko. „Ich weiß es nicht!", sagte Merrottli, „Firenah, sei besser vorsichtig, Schätzchen!" Firenah nickte und wandte sich erneut der Schatulle zu. Sie atmete tief ein und zog an dem Deckel. Die Schatulle war verschlossen. „Wie öffne ich sie?", fragte Firenah verwundert. Doch gerade als sie dies gesagt hatte, leuchtete ein Grüner Punkt auf dem Deckel der Schatulle auf. „Ich glaube ich muss mein Finger darauf legen, wenn ich mich nicht irre!", stellte Firenah fest. Sie legte ihren Zeigefinger zögerlich auf die leuchtende Stelle.

„Aua!", schrie sie, „Da hat mir etwas in den Finger gestochen." Als sie den Finger von der Schatulle nahm, sah sie, wie einen Tropfen ihres Blutes auf der leuchtenden Fläche eingesogen wurde. Die Schatulle sprang auf.

In ihr lag ein wunderschönes goldenes Amulett mit grünen Smaragden. Firenah wollte es gerade herausnehmen, als Merrottli sie unterbrach: „Fasse es nicht mit bloßen Händen an, es enthält zu viel Magie! Nimm mein Taschentuch!" Firenah wickelte das Amulett in das Taschentuch ein.

„Zeig mal her!", sagte Haer. Firenah streckte es ihm entgegen. „Danke!", entgegnete Haer und riss es an sich. Er warf ein Pulver auf den Boden und plötzlich konnte keiner mehr etwas sehen.

„Was ist los?", fragte jemand. „Haer hat das Amulett gestohlen! Wir müssen ihn aufhalten!", antwortete ein anderer. Die Freunde stürmten aus dem vernebelten Raum.

Als sie an den Strand kamen, sahen sie gerade noch, wie Haer auf Helena flüchtete. Sofort stürmte Firenah auf Karganta zu und sprang auf ihren Rücken. Sie wurde gefolgt von Rikki, Merrottli, Kenos, Josko und Salya. Wawildi und Wehaja kamen über das Wasser nach.

Es war eng auf dem Rücken des Drachens. Die Freunde verfolgten Haer mehrere Stunden lang über den Ozean, die Wüste und den Wald, bis sie ein Moor erreichten. Haer landete. Die Freunde beobachteten das Geschehen aus der Luft.

Haer stürmte zu dem Wasserloch. „Los, wir müssen landen Karganta!", flüsterte Rikki seinem Drachen zu. Leise landete er auf einem großen Stein, nur wenige Meter von Haer entfernt. Firenah trat vor. „Ich glaube du hast etwas, dass mir gehört, Haer!", sagte sie überzeugt und streckte die Hand aus, „Wenn du mir das Amulett jetzt nicht gibst, dann werden wir Gewalt ausüben müssen."

„Aber warum denn, Schätzchen?", ertönte eine säuselnde Stimme aus dem Wasserloch. „Was zur-„, begann Josko. „Erkennt ihr mich nicht wieder, meine alten Freunde?", fragte Lavalca und stieg aus dem Loch auf.

Ihre braunen Haare waren verfilzt und voll mit Schlamm und Ästen. Sie war ganz mager und trug eine zerfetzte durchnässte Robe. Ihre Haut war blass und verschrumpelt. Lavalca war kaum wiederzuerkennen, doch ihre ausdrucksvollen Augen verrieten, dass es sie war.

„Aber wie ist das möglich? Du solltest eigentlich tot sein!", stammelte Firenah. „Dummerchen, ich bin unsterblich! Nur gerade bin ich in einer sehr schwachen Form, ich bin eine Ghula, die sich von Moorleichen ernährt, deshalb sollte ich danke sagen, dass ihr das Amulett für mich gefunden habt und ich meine Macht jetzt wieder herstellen kann!", entgegnete Lavalca mit einem boshaften Lächeln auf ihren einst wunderschönen Lippen.

Plötzlich ertönte ein dumpfer Schrei. Kenos hatte Haer den Hals aufgeschnitten und das Amulett an sich genommen. „Ich glaube, das gehört dir!", sagte er und streckte es Firenah entgegen.

„Bravo, ihr habt meine Marionette getötet. Mir lag nichts an ihm, er war eh nutzlos. Gib mir das Amulett, Kind! Das ist viel zu viel Macht für dich!", sagte Lavalca und streckte fordernd ihre Hand aus. „Josko, hältst du mal bitte das Amulett?", bat Firenah entschlossen. Sie legte einen Pfeil in ihren Bogen und zielte auf Lavalca. „Hörst du mir nicht zu? Ich bin unsterblich. Du bist echt dümmer, als ich gedacht hatte.", entgegnete Lavalca hämisch.

Firenah zielte und schoss genau in das Herz der verblüfften Ghula. „ Schade nur, dass an diesem Pfeil Drachenblut ist. Für Sterbliche ist es heilend, doch für unsterbliche, wie dich, ist es tödlich!"

Firenah ließ ihre Waffe sinken. Lavalca war zu Boden gefallen. Sie rang nach Luft und ihre Augen waren gefüllt mit Hass. Die Ghula wand sich ein paar mal, wie ein Wurm, auf dem Boden, bis sie schließlich ihren letzten Atemzug machte und erstarrte.

Allorgan - Das Amulett des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt