Kapitel 7. Der Riese Ansor

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"Was denkt ihr zu dem Rätsel? ", fragte Firenah, als sie die Lichtung verließen. "Ich vermute, es handelt sich um eine Person oder ein Tier.", entgegnete Wawildi. "Ja, soviel ist schon einmal klar!", antwortete Merrottli, "Ich habe das Gefühl, der Schlüssel wird uns noch begegnen!" Schweigend ritten sie gen Norden.

Firenah ging alle Worte des Rätsels immer und immer wieder in ihrem Kopf durch, doch sie wurde einfach nicht schlau daraus.

Arm an Geld, doch an Liebe reich... Vielleicht das Moosmännchen. Es sah nicht so aus, als hätte es sich in den letzten zweitausend Jahren frische Gewänder oder gar Seife gekauft und nun hatte es neue Freunde gefunden...

welch Sonnenhaar und großes Herz... Vielleicht war auch Shizria, also Valena, gemeint: Sie hatte goldenes Haar gehabt und ein großes Herz erwiesen, indem sie sich für das Königreich geopfert hatte...

Quelle der Magie, macht jeden weich... Wellori war eine große Quelle der Magie und mit ihrem Babycharme kriegte sie jeden weich...

Kennt kein Aufgeben, keinen Schmerz... Auch Salya würde zu dem Rätsel passen, sie war wirklich tapfer und durch nichts aufzuhalten. Sie hatte die böse Hexe besiegt und wirkte unschlagbar...

"Wir sind da!", rief Merrottli. Firenah wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie waren am Fuße eines riesigen Gebirges angekommen. Es hatte scharfe Spitzen und Kanten. Die Gipfel waren in Eis, Schnee und graue Wolken gehüllt.

Helena, der Schmetterling, fing an zu frösteln und hockte zusammengekauert und zitternd einige Meter entfernt. Firenah konnte gerade noch erkennen, wie Bob auf sie zu krabbelte und sich an sie schmiegte.

Auch ihr war kalt. Firenah hockte sich auf den Boden und verschränkte die Arme. "Geht es dir gut?", fragte Josko sie und kam zu ihr rüber, "Hier, du kannst meinen Mantel haben!" Er streckte ihr seinen warmen Pelzmantel entgegen. "Danke, ich liebe dich!", entgegnete Firenah dankbar und kuschelte sich hinein. Sie betrachtete das Geschehen von etwas abseits. Merrottli war in die Karte vertieft, Wawildi wühlte in irgendeiner seiner Taschen und Bob und Helena saßen aneinander geschmiegt auf dem kalten Boden. Auch Salya fröstelte. Sie dachte wahrscheinlich an Kenos. Firenah konnte sehen, dass es ihr das Herz brach, dass er jetzt nicht hier mit ihr war.

"Hallo, ich hoffe, dir geht es gut.", sagte Haer, der sich neben sie gestellt hatte, "Du warst so ausweichend nach unserem Gespräch! Ist alles gut?" "Ja.", entgegnete Salya und rückte ein Stück weg von ihm. "Bist du sicher?", fragte Haer, "Du zitterst ja! Willst du meinen Mantel haben?" 

Plötzlich rief Merrottli: "Aha, kommt mit! Ich habe einen Weg gefunden!" Firenah, die die unangenehme Situation ihrer Freundin mitbekommen hatte, warf Salya einen mitleidigen Blick zu. Merrottli führte die Freunde zu einem schmalen Pfad, am Rande des Gebirges. Er war steinig und glatt. Die Pferde hatten Mühe, nicht herunterzufallen.

"Das geht so nicht!", rief Firenah, der der Schweiß auf der Stirn stand, "Ich habe Höhenangst und die Pferde haben absolut keinen Halt!" "Was soll ich denn machen?", fragte Merrottli wütend, "Es gibt keinen anderen Weg. Es ist ja nicht so, dass jetzt magisch jemand auftauchen würde, der uns einfach über die Berge hebt!"

Plötzlich erzitterte der Boden. "Was passiert hier?", schrie Haer und klammerte sich panisch an dem Moosmännchen fest, dass ihn genervt abschüttelte. "Das klingt nicht gut!", sagte Josko.

"Hallo, Freunde!", ertönte eine tiefe Stimme über ihnen. "Was-", fragte Merrottli und blickte nach oben. Sie blickte in das grinsende Gesicht eines Riesens. "Ich bin Ansor! Bitte erschreckt euch nicht, ich will euch helfen!", sagte der Riese. Er war zehn mal so groß, wie eine Tanne und hatte blondes üppiges Haar. "Kommt, keine Angst!", meinte Ansor und streckte seine Hand aus, "Ladys First! Möchte die Zwergendame mit ihrem reizenden Marienkäfer zuerst hinübergetragen werden?" Merrottli wurde ganz rot und stieg kichernd auf die Hand des Riesen. "Ich sehe euch drüben!", sagte sie.

Als Ansor sie alle und auch ihre Pferde sicher auf die andere Seite gebracht hatte, verabschiedete er sich. "Auf Wiedersehen, liebe Freunde!", sagte er. "Tschüss!", erwiderten die Freunde und drehten sich um, um zu gehen.

"Ich komme bald mal  wieder! Verlass dich darauf!", rief Merrottli ihm noch zu, bevor sie mit einem Lächeln auf den Lippen den anderen hinterherlief.

Sie mussten die Wüste durchqueren, die sich hinter dem Gebirge erstreckte. Es gab nichts, als trockenen, rissigen Boden, Sand und vertrocknete Sträucher und Bäume. "Das kann ja lustig werden!", sagte Merrottli und trieb Bob an, schneller zu laufen. 

Allorgan - Das Amulett des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt