Kapitel 11. Ich bin der Schlüssel

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„Wow!", sagte Firenah beeindruckt, „Hier ist alles so prunkvoll!" Sie fuhr mit ihren Fingern über die hellblauen weichen Laken des riesigen Himmelbettes. Alles war mit kleinen Figuren und Verzierungen geschmückt: Delfine, Seesterne, Quallen, Korallen, Seeanemonen, Muscheln, Meeresschnecken, Tintenfische, Krebse, Schildkröten und noch eine Vielzahl anderer Meerestiere waren überall in der Suite zu finden. Ein riesiger Spiegel thronte an der Wand. Firenah betrachtete sich. Sie hatte sich verändert. Sie war ein wenig gewachsen, so kam es ihr vor. Ihr Gesicht sah nun erwachsener aus. Ihre Haare waren länger geworden. Sie sah gepflegt aus und glücklich. Noch vor zwei Jahren hatte sie gemeinsam mit ihrer Familie in Armut gelebt und nun hatten sie alles, was sie brauchten, um zum leben.

„Arm an Geld, doch an Liebe reich,

welch Sonnenhaar und großes Herz...", murmelte Salya, die in der Tür stand. Firenah sah sie durch den Spiegel hindurch an.

„... Quelle der Magie, macht jeden weich,

Kennt kein Aufgeben, keinen Schmerz.", vollendete Firenah die Voraussagung, „Jetzt macht es alles einen Sinn!" Es war wie eine Einfügung. „Ich bin der Schlüssel!", sagte Firenah, „ Ich komme aus armen Verhältnissen, doch habe nun die Liebe zu Josko und Wellori. Mein Haar ist blond, wie die Sonne..." „Du hast das größte Herz, dass ich kenne und du bist die Mutter von Wellori, die einen Haufen an Magie verkörpert. Du würdest alles tun, um deinen Geliebten zu helfen und gehst dafür auch durch Schmerzen.", brachte Salya ihren Satz zu Ende.

Am nächsten Morgen wurden sie früh von Malli geweckt. Sie versammelten sich vor dem Gebäude. „Was ist denn los?", fragte Haer, der noch im Schlafanzug war, „Musste das sein?" „Ja!", sagte Malli, „Heute werde ich euch zu den verbotenen Inseln führen! Dort werdet ihr Chikkid begegnen. Heute ist Blaumond und nur heute, aller 100 Jahre zeigt er sich." „Aber wie bekommen wir das Amulett? Du sagtest, das Monster hängt damit zusammen?", fragte Firenah. „Das Amulett ist in einer Schatulle verschlossen, welche nur durch den Schlüssel geöffnet werden kann. Und diese Schatulle befindet sich sicher verborgen im Bauch von Chikkid. Und ich möchte ja keinen Druck auf euch ausüben, aber ihr werdet in euren Leben nur diese eine Chance haben, ihn zu besiegen.", sagte Malli und fuhr sich durch ihr blondes Haar.

Bald darauf ritten die Freunde erneut auf dem Rücken der Rennpferdchen in den Osten. Ihre Umgebung änderte sich schlagartig. Der helle Sand, der den Boden bedeckte färbte sich langsam schwarz und es waren kaum noch Pflanzen zu sehen. Auch Tiere waren hier nicht zu finden. Eine verlassene Landschaft aus schwarzem Gestein erstreckte sich vor Firenah. Sie konnte feine Risse darin erkennen.

„Auftauchen!", rief Malli und trieb ihr Seepferdchen an, „Da wären wir!" „Warum ist hier alles so schwarz?", fragte Haer verwirrt. „Na, weil die Inseln aus einem Vulkan entsprungen sind, Dummerchen!", entgegnete Merrottli und hievte sich an Land. Ihr gelber funkelnder Fischschwanz verschwand langsam und die Beine wurden erneut sichtbar.

„Ihr müsst nun leider bis zu der Nacht warten! Ich schlage vor, ihr baut euch ein kleines Lager auf. Hier habe ich Proviant für euch! Viel Glück!", sagte Malli und tauchte ab. „Danke, dass du uns geholfen hast, wirklich!", entgegnete Firenah.

„Ich schlage vor, wir suchen Feuerholz und einen Platz für unser Lager!", sagte Wawildi. „Gute Idee!", antwortete Salya. Die Freunde machten sich auf den Weg. Firenah konnte die schwarzen, von der Sonne erhitzten Steine unter ihren Füßen spüren. Sie bogen um eine Ecke. „Da ist ein Wald!", sagte Josko und stürmte darauf zu. Die anderen folgten ihm. Es war eher eine Art Dschungel. Überall hingen Lianen und merkwürdige Geräusche ertönten aus dem Dickicht. Der Trampelpfad war mit Ästen übersät. „Ich werde ein paar der Stöcke für unser Feuer mitnehmen!", sagte Firenah und bückte sich, um sie aufzuheben.

Merrottli sah sich währenddessen um, nach essbaren Pflanzen und sammelte ein paar Pilze und Beeren ein. Josko schlug mit seinem Schwert einen Weg durch das Gebüsch. Vögel sangen in fremden Melodien. Firenah war unwohl. Sie klammerte sich an dem gesammelten Feuerholz fest.

Plötzlich hörte sie ein lautes Knacken. „Habt ihr das auch gehört?", fragte sie. „Ja, was war das?", entgegnete Haer ängstlich. Josko und Salya zogen ihre Schwerter und Merrottli hob bedrohlich ihre kleine Axt. Firenah wollte auch zu ihrem Pfeil und Bogen greifen, doch ihre Hände waren wie versteinert um die Äste geklammert. Panisch sahen die Freunde sich um.

Es verstrichen ein paar Sekunden, bis eine Gestalt aus den Büschen stolperte. 

Allorgan - Das Amulett des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt