Kapitel 13. Die Schatulle

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„Jetzt geht es los!", murmelte Firenah. Der größte von Chikkids Köpfen stürzte auf sie zu. Sie zog ihr Schwert hervor und schlug zu. Immer wieder wich sie den scharfen Zähnen des Monsters aus. Josko kämpfte an ihrer Seite. Er schlug wiederholt  auf das Monster ein, doch Chikkids Haut war wie Stahl.

Joskos Schwert zerbarst in tausend Stücke. Nun war er schutzlos. Er sah sich Hilfe suchend um. Merrottli und Waildi schwirrten in der Luft auf Bob und Helena um einen der Köpfe herum und hackten immer abwechselnd mit ihren Äxten auf ihn ein. Kenos und Haer lieferten sich eine merkwürdige Schlacht mit zwei der Köpfe. Es sah so aus, als würden sie beide Salya beeindrucken wollen, die versuchte ihnen beiden zu helfen. Rikki und Wehaja saßen auf Karganta und feuerten immer wieder Flammen auf einen der Köpfe.

Gerade wollte sich Chikkid auf Josko stürzen, da landete Firenah auf seinem Kopf. Sie war am Rande des Strandes auf eine Palme geklettert und gesprungen. Firenah hielt einen ihrer Pfeile in der Hand. Josko sah, was sie vorhatte.

Firenah stieß den Pfeil in eines der Augen. Das Seeungeheuer schrie vor Schmerz auf. Sein langer Hals wand und schlängelte sich. Firenah hatte Mühe sich festzuhalten. Ein weiterer Pfeil wurde in das andere Augen gestochen und der Kopf erblindete ein für alle Mal.

Josko schnappte sich Firenahs Schwert und rammte es dem Ungeheuer mitten in den Hals. Firenah konnte sich nicht mehr halten und stürzte mit dem Kopf zu Boden. Josko fing sie auf.

Es waren jetzt nur noch die zwei Köpfe von Haer und Kenos übrig, um die sich nun alle gemeinsam kümmerten. Einer der Köpfe schnappte nach Bob. „Hilfe!", schrie Merrottli und wurde von seinem Rücken ins Wasser geschleudert. Hilflos steckte Bob zwischen den scharfen Reißzähnen von Chikkid. Ein letztes verzweifeltes Flügel flattern erfüllte die Luft, bevor er leblos zu Boden fiel.

Als Merrottli auftauchte und ihren geliebten Marienkäfer tot sah, packte sie die Wut. Sie raste auf das Ungeheuer zu und hackte seinen Kopf mit einem Hieb ihrer Axt ab.

Der letzte Kopf zischte auf Salya zu, die sich mit dem Rücken zum Monster neben Bob gekniet hatte. Firenah sah ihre Chance. Blitzschnell legte sie einen ihrer Pfeile und spannte die Sehne. Alles schien in Zeitlupe zu passieren. Firenah zielte und der Pfeil flog geradewegs auf Chikkid zu. Das Herz des Ungeheuers wurde durchbohrt. Die Augen des letzten Kopfes weiteten sich kurz vor Erstaunen bevor er schlaff zu Boden fiel.

Merrottli kniete neben Bob. Tränen strömten über ihr Gesicht. „Warum muss ich immer alle verlieren, die mir wichtig sind?", schluchzte sie und strich mit ihren Fingern über Bobs tote Fühler.

Glücklich stürmte Firenah in Joskos Arme. „Ich bin so stolz auf dich!", sagte er und gab Firenah einen Kuss, „Ich wollte dich schon länger etwas fragen..." Etwas nervös nahm Josko Firenahs Hände in seine. „Ich schaue dich an und sehe den Rest meines Lebens vor mir. Was auch passiert, ich bin immer an deiner Seite! Ich bin wahrscheinlich nicht deine erste Liebe oder dein erster Kuss, aber ich will deine letzte Liebe und dein letzter Kuss sein. Also frage ich dich, möchtest du mich heiraten, Firenah?" Josko ging auf die Knie und streckte ihr einen wunderschönen silbernen Ring mit einem grünen Edelstein entgegen.

„Ja, natürlich!", antwortete Firenah, der vor Freude eine Träne über die Wange lief, „Ich liebe dich!" Das frisch verlobte Paar fiel sich in die Arme.

„Wir sollten langsam mal das Amulett aus dem Ungeheuer holen!", sagte Haer u ns warf einen ungeduldigen Blick auf den schwarzen Spiegel in seiner Hand. „Jetzt stör doch nicht, ich weiß, du wirst wahrscheinlich nie so einen schönen Moment erleben, aber deshalb musst du ihn Firenah und Josko ja nicht vermiesen!", entgegnete Salya. „Es ist schon okay. Wir sollten keine Zeit verlieren!", antwortete Firenah. Sie ging voran, auf die Stelle, wo sich der größte Kopf befunden hatte. Dort war nun ein kleiner Tunnel, gerade groß genug, dass eine erwachsene Person hindurchgehen konnte. Alle gingen nacheinander hinein. Die Wände waren glitschig und der Boden rutschig. Salya, Josko und Firenah gingen voran, während Kenos und Haer mit etwas Abstand hinterherkamen.

„Vermisst du Salya sehr?", fragte Haer. „Das geht dich garnichts an!", entgegnete Kenos kalt und strich sich sein blondes nasses Haar aus dem Gesicht. „Hör zu! Es tut mir sehr leid, was passiert ist! Ich wollte dir nie weh tun, mein Cousin! Doch leider muss ich dir sagen, es hat keinen Sinn es noch einmal mit ihr zu versuchen! Wie soll ich es sagen, es gab da ein Moment auf unserer Reise. Und wir haben uns geküsst. Ich fürchte, Salya hat ihre Gefühle für dich verloren!", sagte Haer und schlug Kenos auf die Schulter. „Noch ein Wort und ich schlag dir den Kopf ab!", zischte Kenos und beschleunigte seine Schritte.

Langsam wurde es dunkel. „Hat jemand eine Fackel dabei?", fragte Firenah. „Nein, aber würde das hier helfen?", entgegnete Wawildi und holte behutsam ein kleines Glühwürmchen aus seinem Moosgewand. Nun sahen sie, dass sie in einem großen Raum angekommen waren, in dessen Mitte ein Podest mit einer vergoldeten Schatulle stand.

Allorgan - Das Amulett des LichtesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt