~Prolog~

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"Hast du Angst?" Fragte er flüsternd. "Niemals wieder" erwiderte sie mit Tränen in den Augen.

Er strich mit seinen kalten Fingern über ihre zarte Haut. Es fühlte sich so an, als würde sie Spuren hinterlassen. So wie der Wind im Sand. Oder das Feuer im Wald.

Ja. Wie Brandnarben. Die sich unaufhaltsam in ihre so weiche Haut fraßen. Sie bahnten sich unzähmbar, voller Leidenschaft, voller Wut ihren Weg.

Sie lag still schweigend unter ihm, derweil sein Körpergewicht sie erdrückte und seine Hände sie verbrannten. Seine Küsse, die er auf ihr Verteilte - widerwärtig. Aber sie lag einfach nur da. Tat nichts. Wehrte sich nicht. Sie hatte es aufgegeben.

Sie dachte nur an ihre Mum. Die jetzt allein war. Alles wegen ihr. Wegen ihrer Dummheit. Ihr lief erneut eine einzelne Träne über die Wange. Das brachte sie durcheinander. Sie versuchte sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Sie wollte nicht mehr denken. Und trotzdem.

Sie wollte das alles nicht. Hätte es nie gewollt. Und konnte nichts daran ändern.

Ihr einziges Wort, was sie seit Tagen gesprochen hatte. Hätte eine Lüge sein müssen. Jeder Mensch. Alles IN ihr hätte Angst haben müssen. Aber sie hatte 'Niemals wieder' geantwortet. Und es stimmte. Sie empfand keine Wut, keine Traurigkeit. Rein gar nix.

Sie hatte keine Angst. Weinte nicht vor Schmerz.

Schwieg nicht vor Verwirrung.

Sie ließ sich einfach dahin treiben. Spürte nichts. Und gleichzeitig alles.

"Lügnerin" hauchte er ihr ins Ohr und grinste. Sie öffnete ruckartig ihre Augen und sah in seine, die dunkel glänzten.

Sie fühlte nichts. Sie hatte einen Ausdruck in den Augen, den niemand hätte deuten können. Das verunsicherte ihn, das sah sie.

Sie konnte Menschen eigentlich immer gut einschätzen.

Er war dumm und er unterschätzte sie. Sein Fehler. Nicht Ihrer.

Er riss schmerzhaft an ihren Haaren. Ihr Kopf flog nach hinten.

Nichts an ihrem Blick änderte sich.

Er schlug mit seiner schon längst blutverschmierten Hand erneut auf sie ein. Sie zuckte nicht mal.

Nichts an ihrem Blick änderte sich.

Eine warme Flüssigkeit lief irgendwo an ihrem Körper hinunter zum Boden. Sie ignorierte es. Unter ihr war bestimmt mittlerweile eine Lache an Blut. Den metallenen Geruch um sie herum übersah sie nicht.

Er verzog sein Gesicht.

Genervt. Verwirrt. Wütend.

Nichts an ihrem Blick änderte sich. Er lag kalt und ohne Emotionen auf seinem Gesicht.

Sie wartete nur noch auf ihren Tod. Darauf das ihr Leben endlich vorbei war.

"Niemals" sprach sie, ohne die Lippen zu bewegen, ein letztes Mal.

Niemals Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt