Kapitel 17

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George's PoV

Tony und ich warteten im Wartebereich darauf, dass der Arzt hinaus kommen würde.
Clay befand sich gerade in einer Notoperation, da die Kugel seine Brust traf - ziemlich nah am Herzen und seine Überlebenschance ziemlich gering war.
Mein Puls sprang mit jeder Sekunde die verging, immer weiter in die Höhe.
Ich hatte einfach unglaubliche Angst ihn zu verlieren.
Tony legte seine Hand auf meine Schulter, um mich zu beruhigen.
,,Er wird das schaffen'' sagte er.
,,Woher willst du das wissen?'' entgegnete ich ihm.
,,Ich kenne ihn zwar noch nicht, aber er ist mein Bruder. Ich weiß, dass er stark ist - liegt im Blut'' antwortete er.
Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Tony und Clay wirklich Brüder sein sollten.

Ich sah meine Mutter, die gerade auf uns zu kam und mich sofort in die Arme schloss.
,,Ist er immer noch drinnen?'' fragte sie.
Ich nickte.
Sie schaute zu Tony und wieder mich an.
,,Das ist Tony - Clay's Bruder'' stellte ich ihn vor.
Meine Mutter schaute mich etwas überrascht und irritiert an.
,,Bruder?'' kam es von ihr.
,,Lange Geschichte'' antwortete ich ihr.
,,Ich habe Mike mit Luis weg geschickt, damit Luis davon nichts mitbekommt'' erzählte sie mir, woraufhin ich nickte.
Luis und Clay standen sich mittlerweile auch ziemlich nah.
Wenn Luis wissen würde, dass Clay gerade um sein Leben kämpfte, würde er total ausflippen.

Der Arzt kam gerade auf uns zu.
,,Wie geht es ihm? Wird er es schaffen?'' fragte ich sofort.
,,Wir konnten seine innere Verletzungen und Blutungen stoppen. Seine Atemwege wurden schwer beschädigt, weshalb wir ihn erst einmal in ein künstliches Koma verlegen mussten, damit sich sein Körper in Ruhe erholen kann. Zu seinem restlichen Zustand können wir im Moment noch nichts sagen, er muss erst einmal überwacht werden, bis wir genaueres wissen'' sagte er.
,,Koma? Für wie lange?'' fragte ich nun unsicher.
,,Je nach dem wie schnell sein Körper sich erholt, kann es bis zu drei Monate dauern'' antwortete er.
,,Drei Monate?!'' rief ich schockiert.
Der Arzt schenkte mir noch ein bemitleidendes lächeln, sagte uns, dass wir nun zu ihm konnten und ging.

Wir betraten gerade den Raum, in dem er lag.
Ich blieb vor seinem Bett wie angewurzelt stehen und starrte ihn an.
,,Er sieht aus als wäre er tot...''' nuschelte ich.
,,Ist er nicht, mach dir keine Sorgen'' versuchte Tony mich aufzumuntern.
Tony starrte ihn ebenfalls an.
,,Mein kleiner Bruder...die ganze Zeit hatte ich einen kleinen Bruder...'' nuschelte er nun.
,,Es tut mir leid...'' fing ich an.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Tony mich irritiert anschaute.
,,Das ist alles meine Schuld. Ich habe ihn verlassen und alleine gelassen, obwohl ich wusste, dass er in Gefahr ist...'' fuhr ich fort.
,,Der einzige Mensch der Schuld trägt, ist dein Vater und nicht du, George'' entgegnete er.
Als er meinen Vater erwähnte, baute sich in mir eine unglaubliche Wut auf.
Am liebsten wäre ich los gestürmt und hätte ihn abgeknallt.
Selbst, wenn ich dabei drauf gegangen wäre, dass wäre es mir Wert gewesen.
Das wäre aber jedoch auch viel zu einfach für ihn gewesen.
Ich würde dafür sorgen, dass dieser Mann den Rest seines Lebens wieder hinter Gitter sitzen würde.

Ich lief aus dem Raum, um mich einen Moment lang beruhigen zu können.
Tony kam mir hinterher.
,,Ich muss dich um einen gefallen bitten'' fing ich an.
,,Ich tu alles'' sagte er.
,,Ich werde mich meinem Vater gegenüber stellen - alleine '' fuhr ich fort.
Tony wollte bereits etwas sagen, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.
,,Falls mir etwas passieren sollte und ich nicht zurück komme, richte Clay bitte aus, dass ich ihn liebe und es für ihn getan habe. Er hat dieses Leben...'' ich zeigte auf den Raum, in dem er lag.
,,Nicht verdient. Sondern sein altes unbeschwertes, bevor er mich kennengelernt hat''
,,Das kannst du ihm selber ausrichten, dass werde ich nicht tun'' sagte er.
,,Tony''
,,Nein'' kam es von ihm.
Ich seufzte.
,,Ich werde es so oder so tun, davon wird mich niemand abhalten können''
,,Dann lass mich wenigstens mitkommen'' sagte er.
,,Nein'' sagte ich nun.
,,Es reicht schon, dass einer bereits um sein Leben kämpft, der es nicht verdient hat''
,,Ach und du hast es oder wie?'' kam es von ihm.
,,Wenn du nur wüsstest'' murmelte ich.
Wenn es einer verdient hatte drauf zu gehen, dann definitiv ich.
Ich hatte schon so vielen Menschen - egal, ob unschuldig oder schuldig - das Leben genommen in meiner Vergangenheit.
Ich hatte unzähligen Menschen Leid angetan und nie Reue gezeigt, denn so etwas wie Reue empfand ich nicht.
,,Wann?'' fragte er.
,,Demnächst''
,,Das ist dumm, George. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du da alleine lebend wieder raus kommst'' rief er.
Ich zuckte mit den Schultern.
Wenn Clay nicht mehr aufwachen würde, würde mich sowieso nichts mehr hier halten.
Natürlich gab es noch meine Familie, doch Clay war auch meine Familie.
Ohne ihn war ich inzwischen ein niemand.

Tell me the truth - (Tell me everything 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt