Kapitel 18

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Ich brauchte ungefähr zwei Wochen, um an neues Geld zu gelangen.
Ich wollte das Geld, was ich von Clay hatte nicht anrühren, da es von ihm war und ich ihm auch überlassen wollte, falls mir etwas zustoßen sollte.
Natürlich war das ganze dumm, aber was hätte ich sonst tun sollen?
Darauf warten, dass sie noch bei ihm im Krankenhaus auftauchen und abstechen würden?
Oder bei mir auftauchen und mich abknallen würden?
Irgendwann musste das ganze doch auch mal ein Ende finden.
Selbst, wenn dieses Ende vielleicht für einen von uns unschön ausgehen würde.
Solange Clay in Sicherheit sein würde, wäre mir alles Recht gewesen.

Es war Abends, kurz bevor die Besucherzeit im Krankenhaus beendet sein würde.
Ich saß dort und schaute Clay an, der dort immer noch regungslos lag.
Es tat weh zu wissen, dass ich mich von ihm - sollte ich nicht zurück kommen - nicht richtig verabschieden konnte.
Was ich vor hatte diente einzig und allein zu seinem Schutz.
Alles, was ich je tat, diente zu seinem Schutz.
,,Entschuldigen Sie, Sie müssen jetzt leider gehen'' sagte eine Krankenschwester, die den Raum betrat.
Ich nickte ihr zu und verließ schweigend den Raum.

Ich stieg in mein Auto und fuhr zum alten Gebäude, da ich mir sicher war, dass sie sich dort aufhalten würden.
Ich saß im Auto und dachte noch einmal nach.
Würde ich dieses Gebäude betreten, würde es kein zurück mehr geben.
Da es aber keine anderen Möglichkeit gab und ich diesen ganzen Mist irgendwie beenden musste, stieg ich aus, griff nach der Tasche in dem das ganze Geld war und lief in das Gebäude hinein.
Drinnen angekommen schaute ich mich um, niemand war zu sehen.
Ich ließ die Tasche fallen und atmete noch einmal tief ein und aus.
,,Ich hab was du willst!'' rief ich einmal ganz laut.
Es dauerte nicht lange, da war ich von seinen Leuten umzingelt.
Keine zwei Minuten später kam auch er dazu.
Er nickte zu jemanden, der die Tasche öffnen und nach dem Geld schauen sollte.
Der Typ nickte ihm zu und griff nach der Tasche.
,,Du hast was du willst und jetzt lass uns in Ruhe'' sagte ich.
,,Denkst du das ist wirklich alles?'' fing er plötzlich an und kam mit langsamen Schritten auf mich zu.
,,Denkst du ich lasse meinen Sohn, der einer meiner besten war einfach so gehen? Das wäre doch ein ziemlicher Verlust, findest du nicht? Schließlich sind wir doch eine Familie'' fuhr er fort, als er vor mir stand.
,,Ein scheiß sind wir!'' rief ich.
Ihn schien das nicht zu interessieren.
,,Was genau ich damit eigentlich sagen wollte ist, dass du mit uns kommen wirst'' 
,,Wohin?'' fragte ich.
,,Zurück in unser Heimatland - Spanien'' grinste er.
,,Das kannst du sowas von vergessen'' entgegnete ich ihm und wollte bereits aus dem Gebäude laufen, bis er noch was sagte.
,,Ich habe in diesem Moment einer meiner Leute bei deinem kleinen Freund. Entweder du kommst mit oder du kannst lange darauf warten, dass er wieder aufwacht''
Ich hielt in meiner Bewegung inne und realisierte, was er da sagte.
Ich ballte meine Fäuste zusammen und wollte am liebsten nach meiner Waffe greifen, doch das hätte alles nichts gebracht - ich saß in der Falle.


Tony's PoV

Am nächsten Morgen machte ich mich wieder auf den Weg zum Krankenhaus.
George sagte am vorherigen Tag, dass wir uns dort treffen würden, wenn alles gut ausgehen würde.
Als ich den Raum betrat, war er jedoch nicht da.
Was hatte ich auch erwartet?
Was hatte er erwartet?
Ich griff nach meinem Handy und wollte gerade seine Nummer wählen, als plötzlich seine Mutter auftauchte, die von nichts Ahnung hatte.
Ich steckte mein Handy wieder ein und begrüßte sie.
Obwohl ich sie nicht einmal wirklich kannte, behandelte sie mich wie die anderen - als wären wir bereits vertraut miteinander.
,,Wo ist denn George?'' fragte sie verwundert.
,,Falls jemand nach mir fragen sollte, sag einfach, dass du keine Ahnung hättest'' erinnerte ich mich daran, was George gesagt hatte.
,,Weiß ich nicht, er wollte eigentlich kommen'' antwortete ich ihr und kratze mich nachdenklich am Kopf.
Da ich ihn unbedingt irgendwie erreichen musste, verließ ich kurz den Raum und lief aus dem Krankenhaus heraus, um ihn anrufen zu können.
Ich sah plötzlich, dass mir George auf die Mailbox in der Nacht gesprochen hatte.
,,Hey Tony, wenn du diese Nachricht hörst, sitze ich vermutlich schon längst im Flieger auf dem Weg zurück nach Spanien. Es war die einzige Möglichkeit ihn zu retten - euch alle zu retten. Ich wünschte, dass es eine andere Lösung gegeben hätte, doch die gab es nicht.
Es ist wenigstens schön zu wissen, dass er nicht alleine sein wird, sondern seinen großen Bruder an seiner Seite hat.
Bitte pass auf ihn auf, er neigt dazu gerne Dummheiten anzustellen - von wem er das wohl hat''
daraufhin lachte er kurz auf, machte eine Pause und sprach weiter.
,,Lebt wohl'' war das letzte, was er sagte, bevor er auflegte und das piepen an meinem Ohr ertönte.
Langsam sackte das Handy in meiner Hand, während ich versuchte zu realisieren, was er da gesagt hatte.



Tell me the truth - (Tell me everything 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt