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Während ich seinem Befehl folge, durchtrennt er die Nabelschnur und überreicht mir das kleine Wesen.
Nachdem er sich versichert hat, dass es dem Winzling soweit gut zu gehen scheint.

Tae, der sich zu mir gestellt hat legt stützend einen Arm um mich und betrachtet mit mir zusammen das Baby.

Währenddessen wird meine Freundin auf eine Trage geschnallt, damit sie auf dem Weg zum Rettungswagen nicht herunter fällt.
Meine Gefühlswelt dreht regelrecht durch.

Ich bin glücklich, dass es dem Baby in meinem Arm, dass ich die letzten Monate so oft mit meinen Händen gespürt habe, gut geht.
Gehe aber ein vor Sorge um meine blasse Freundin und mache mir Vorwürfe, dass ich nicht bei ihr war.

Sanft werde ich Richtung Rettungswagen geschoben.
„Geh schon! Ich sammle hier alles zusammen und komme nach," sagt Taehyung mit einem beneidenswert klaren Blick und ruhiger Stimme.
„Danke!" hauche ich und passe auf, dass ich auf dem Weg nicht noch stolpere.

Während der eine Sani sich weiter um Jimin kümmert, wendet sich der Andere an mich.
„Du bist Jungkook, oder?"
Desinteressiert nicke ich und beobachte lieber den anderen Sani bei seiner Arbeit.
„Sie scheint sich ja bei dir sehr wohl zu fühlen!" redet er wieder.

Sie? Dieser Satz lenkt meinen Blick auf das kleine Wesen an meiner Brust und dann zu meinem Gegenüber.
„Sie?" frage ich nochmal nach.
„Ja, die Kleine hatte es scheinbar ganz schön eilig. Aber zusammen päppeln wir euch drei schnell wieder auf. So eine Sturzgeburt ist für alle ein aufregendes und anstrengendes Erlebnis."
„Was ist mit Jimin?" frage ich vorsichtig nach.
„Sie hat zur Anstrengung viel Blut verloren und die Plazenta löst sich nicht von alleine. Sie muss gleich noch kurz operiert werden, ist dann nach einer Mütze voll Schlaf wieder fit. Du solltest dich vielleicht auch dann ne Runde hinlegen," erklärt er und verringert meine Sorgen um Jimin leider nicht.

„So eine irre Story wie eure hatten wir auch schon lange nicht mehr. Eine versehentlich live übertragene Sturzgeburt beim ersten Kind und dann noch mit einer Berühmtheit wie dir als Vater. Aber keine sorge, bei uns gilt Schweigepflicht... so da wären wir. Du kommst mit mir. Um deine Freundin kümmert sich mein Kollege."

Durch sein gebrabbel kam mir die Fahrt erstaunlich kurz vor.
Mit meiner Tochter im Arm folge ich ihm zur Frühchenstation. Dort wird sie mir abgenommen aber ich kann bei allen Untersuchungen dabei sein.
„Hat sie schon getrunken?" werde ich zwischendurch gefragt.
„Ich weiß es leider nicht, wir waren erst kurz vor dem Rettungswagen da," gebe ich zu.
„Aber sie lag an der Brust meiner Freundin, als wir ankamen," fällt mir grade noch ein.
„Okay, das klingt doch gut. Jetzt noch ein Armbändchen und dann bringe ich euch auf ein Zimmer."

„Deine Freundin kommt auch hierher, sobald sie im OP durch sind. Wenn irgendwas sein sollte, kannst du die Klingel benutzen."
Mit den Worten verlässt sie mich.
Mit einem nackten, abgesehen von der Windel, Baby auf meiner nackten Brust und einer Kuscheldecke um die kleine, stehe ich etwas verloren in diesem riesigen Zimmer.
Es ist für ein Patienten Zimmer viel zu gemütlich eingerichtet. Das Bett ist viel größer als normal und hat sogar bunte Bettwäsche.
Aufgeregt und müde zugleich, lege ich mich auf das Bett. Da der Kopfteil aufgestellt ist, kann mich mich gemütlich zurücklehnen und ganz in Ruhe meine Tochter betrachten.

Meine Tochter ist so ein fremder Gedanke, der mich aber richtig glücklich macht.
Sachte streichle ich ihr über den Kopf, mit dem sie dann kurz einmal wackelt. Schmatzend bewegt sie ihre winzigen Fingerchen und ich kann kaum glauben, dass sie mir grade wirklich auf der Brust liegt.

Auf einmal klopft es an der Tür und Tae steckt seinen Kopf ins Zimmer. Als er mich sieht, kommt er ganz rein.
„Hey. Wo ist Jimin?" fragt er leise und setzt sich zu uns.
„Sie wird operiert und dann hergebracht."
„Wegen dem, was die Sanis gesagt haben?"
Ich nicke und hoffe, dass es ihr bald besser geht.
„Ich fühle mich schlecht, weil wir zu spät gekommen sind," erzähle ich ihm und merke wie meine Augen feucht werden.
„Hey.... Es konnte keiner ahnen, dass der kleine Wicht es so eilig hatte," versucht er mich zu trösten und betrachtet den Unruhestifter nun auch zum ersten Mal in Ruhe.

„Danke, das du so einen klaren Kopf hattest," sage ich und sehe ihn dankbar an.
„So klar, wie du vielleicht denkst, war oder eher ist er gar nicht. Und solange Jimin nicht hier ist, wird er es auch nicht sein."

„Was ist es denn?" fragt er nach einer ganzen Weile.
„Ein Mädchen," sage ich leise.
„Sie ist sooo unfassbar winzig," flüstert Tae ganz euphorisch und lehnt dann seinen Kopf an meinen, weil er auch den Blick nicht von ihr nehmen kann.

Plötzlich geht die Tür auf und es wird ein Bett hereingeschoben.

Endlich!

„Wer ist der Vater?" fragt ein Arzt, währen das zusätzliche Bett arretiert wird.
Vorsichtig hebe ich meine Hand und werde auch schon angesprochen.
„Wir haben sie erfolgreich zusammengeflickt," sagt er und verlässt das Zimmer. Irritiert schüttelt ich den Kopf.

Geflickt?

Seufzend wendet sich die Krankenschwester noch an mich.
„Er ist ein guter Arzt aber in der Kommunikation furchtbar. Deiner Freundin geht es soweit gut. Sie wird ein paar Tage brauchen bis sie wieder auf die Beine kommt. Von der Narkose kann ihr übel sein, wenn sie aufwacht. Ich habe euch dafür Beutel hingelegt. Klingelt ruhig, wenn etwas ist. Sie kann sich später auch gerne mit zu dir legen. Falls die Infusion dann noch nicht durch ist, könnt ihr sie dort aufhängen," erklärt sie mit sanfter Stimme und geht Richtung Tür.
„Ach übrigens.... Wenn es für euch ok ist, könnte ich ein Autogramm bekommen? Mein Sohn ist ein Fan von euch."
Ohne eine Antwort abzuwarten geht sie aber schon raus und lässt uns hier ankommen.

Vorsichtig stehe ich auf, um zum anderen Bett zu gehen.
Lächelnd betrachte ich sie erst einmal. Das meiste Make-up wurde ihr aus dem Gesicht gewischt.
Sie sieht so erschöpft aus, wie ich sie noch nie gesehen habe. Dabei haben wir mit den Trainings und den Konzerten schon echt einiges erlebt. Sachte beuge ich mich runter und küsse sie auf die Stirn.
Dabei schmatzt das kleine Würmchen wieder und zieht automatisch meine Aufmerksamkeit auf sich.
„Wie wärs, wenn du ich auch noch einmal hinlegst. Ich wecke dich, sobald Jimin sich regt," schlägt mein Freund vor und legt eine Hand auf meine Schulter.
Der fehlende Schlaf der letzten Wochen nagt schon sehr an mir, doch meine Sorge um Sie hält mich trotzdem wach.

„Ich meine es ernst. Leg dich hin! Solange sie schläft, kannst du eh nichts machen."
Von Tae und der Müdigkeit überredet, lege ich mich mit der Kleinen relativ mittig auf das Bett.
Nach einem vorsichtigen Kuss auf den Kopf meiner Tochter, schließe ich die Augen.

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Willkommen an die vielen neuen Leser. Ich hoffe ihr habt Spaß an der Geschichte 😊

Lie - eine Lüge viele Dramen (Jikook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt