Kapitel 11

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Bevor das Kapitel beginnt, eine kleine Info: Die Übersetzung von den spanisch geschrieben Sätzen findet ihr in den Kommentaren.
Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

Lucia Jones
Rückblick vor einem Jahr in Spanien:

»Ja, Mom. Ich hab's verstanden.« Genervt Rolle ich meine Augen nach hinten, kaue dabei an meinem Kaugummi. »In Ordnung. Wehe du vergisst es!«, warnt sich mich und ich versichere ihr seufzend, das ich es nicht vergessen werde. »Gut, wir sehen uns.« Ich lege einfach auf, ohne mich zurück zu verabschieden. Ich würde sie sowieso in späterstes einer halben Stunde sehen. Ich hole mir ja nur einen Kaffee und dann würde ich wieder zurück sein.

In dem Café ist nicht so viel los. Es ist ja auch ziemlich früh. Zehn Uhr, um genau zu sein und ein Samstag. Samstags kommen die Menschen erst so gegen 13 oder 14 Uhr her, um Kaffee zu trinken oder kleine spanische Nachspeisen mit ihren Freunden zu essen. Jetzt wo ich so an Essen denke, möchte ich gerne einen Churro oder einen Quesillo, auch Flan genannt, essen.

Flan ist eine Wasserbad gestockte Maße aus Eiern und Flüssigkeit. Die gibt es einmal in süß und in pikant. Ich mag die süßen viel mehr. Und Churros sind längliche Krapfen oder auch Spritzkuchen mit sternförmigen Querschnitt und bestehen aus Brandmasse. Churros sind meine absoluten Favoriten. Ich kann nicht mehr genug von ihnen kriegen. Generell ist das Essen hier in Spanien zu lecker, um wahr zu sein.

»¡Hola! ¿Cómo puedo traerla?«, werde ich aus meinen Gedanken, über das köstliche Essen hier in Spanien, gerissen. Der Mann, der vorher noch vor mir stand, ist anscheinend schon fertig. Mit einem freundlichen Lächeln sieht mich die hübsche Latina an, die hier arbeitet. Ich lächle zurück. »¡Hola! ¿Me das un capuchino de avellanas?«

Sie nickt. »¡Claro! ¡Ya voy! ¿Quieres algo más?«, fragt sie mich. Ich überlege und entscheide mich dann dazu mir noch einen Churro zu holen. Churros können mir nicht schaden. Churros machen mich glücklich. Ich bin jetzt schon völlig besessen von Churros und das obwohl ich erst seit einem Monat hier bin.

Nach fünf Minuten hat sie mir meinen Café-to-Go gebracht und Churros, die ich als erstes in meine Hände nahm. »¡Adiós!«, verabschiede ich mich von ihr, sie ruft ‚Adiós' zurück, ehe sie einen neuen Kunden bedient. Ich bin noch nicht mal raus aus dem Café, da beiße ich schon in mein Churro hinein. Gottverdammt, sie schmecken so gut. Ich hätte um ein Haar laut aufgestöhnt, so toll schmeckt es.

Ich liebe Churros. Wenn ich traurig bin sollte man mir Churros bringen.

Nachdem ich einen Churro gegessen habe, nehme ich einen vorsichtigen Schluck von meinem Haselnuss Cappuccino, der auch abgöttisch schmeckt. In Spanien schmeckt einfach alles besser.

Das Wetter in Málaga ist wieder mal atemberaubend schön. Es ist verdammt heiß, um die 40 Grad wahrscheinlich. Zum Glück hab ich ein weißes, luftiges Kleid an, sonst würde ich hier tot umfallen. Meine Haare stellen aber ein kleines Problem da. Sie sind ziemlich lang und dick und sie liegen offen über meine Schultern. Ich kann sie aber nicht zubinden weil ich mit beiden Händen etwas halte. Ich hab's gerade so mal hingekriegt einen Churro zu essen und einen Schluck von meinem Kaffee zu nehmen aber meine Haare zubinden wird nicht gehen können.

Na ja, was soll's.

Hier in Spanien ist alles schöner, lebendiger. Überall wo du hingehst begrüßen dich Menschen, sie lächeln dich an, sie fragen dich, wie es dir geht und tanzen einfach unbeschwert auf der Straße. Jeden Tag, an jeder Ecke wird Musik gespielt und jeder tanzt mit. Auch wenn du nicht tanzen möchtest, fassen sie dich an der Hand und tanzen mit dir. Es ist ein atemberaubendes Gefühl einfach loszulassen und alle Sorgen für einen Moment zu vergessen.

Einmal bin ich aus der Wohnung hier in Spanien weggelaufen, da ich einen kleinen Streit mit meinen Eltern hatte, wie so oft. Ich bin lange durch die Stadt gelaufen, mitten in der Nacht und an dem Tag war irgendeine besondere Feier. Viele waren wach, tanzen, tranken und unterhielten sich, während ich in unmittelbarer Nähe Trübsal blaßte. Irgendwann hat mich eine etwas ältere Frau bemerkt, die direkt auf mich zugegangen ist.

Als erstes hat sich mich etwas auf spanisch gefragt, das ich erst beim zweiten Mal verstand. In Spanien sprechen sie sehr schnell und ich muss mich daran echt gewöhnen. Sie hatte mich gefragt, was so ein hübsches Mädchen, mitten in der Nacht an einem Brunnen macht. Ich hab sie angelächelt und ihr gesagt, das ich nichts besondere tue. Sie hat plötzlich nur angefangen breiter zu lächeln, packte mich am Arm und zog mich in die feiernde Menge.

Bevor ich überhaupt richtig realisieren konnte, was um mich geschieht, war ich schon mitten im Tanzen drinnen. Ich brauchte ein paar Anläufe bis ich sorglos mitalberte. Es hat Spaß gemacht und es hat mich befreit. Einfach tanzen, mit wildfremden Leuten.

Am liebsten wäre ich jetzt dorthin gegangen und hätte meinen Hüften kreisen lassen, aber eine sehr pingelige Mutter erwartet mich Zuhause.

Ich betrachte die tanzende Menge vom weiten und als ich wieder nach vorne schaue, kollidiere ich schon mit jemanden zusammen. Durch den Zusammenprall fallen meine Churros und mein Kaffee herunter, weswegen ich erschrocken nach hinten gehe. »Gottverdammt!«, fluche ich vor mich hin. Der Kaffee bereitet sich am Boden aus und die Churros sind plötzlich weg.

Sauer blicke ich nach oben und sehe in braune Augen, die mich entschuldigend ansehen. Ein junger Mann steht vor mir, in einem weißen Shirt, das von seinem Schweiß getränkt ist. Igitt. Er hat gebräunte Haut, einen etwas dünnen Körper und doch muskulös. Ich kann viele Tattoos an seinem Körper ausmachen. An den Schultern, an der Hand und sogar durch den Schweiß kann ich sehen, das sich ein Tattoo unter dem Shirt versteckt. In seiner Hand hält er meine Churros, die er entweder aufgefangen oder vom Boden aufgehoben hat.

Ich seufze und entreiße ihm meine heißgeliebten Churros aus der Hand. »¿Se han caído en el suelo?« Er schüttelt den Kopf und grinst als ich erleichtert aufatme. Wenigstens etwas. »Perdón.« Seine Stimme ist tief und klingt amüsant von meiner Reaktion. »Métete la Lo siento en el culo«, knurre ich.

Dieser Idiot hat meinen Tag zerstört. Ich habe nämlich einen dunkelbraunen Fleck auf meinem weißen Kleid ausfindig gemacht, der nur von dem Kaffee stammen konnte.

»Baja, guapa. No eres de aquí, ¿verdad?« Empört schießt mein Blick zu ihm. Nenn mich nicht hübsche, hätte ich am liebsten gezischt aber ich straffte nur meine Schulter und lief mit erhobenen Hauptes an ihm vorbei. Ich höre ihn hinter mir noch lachen.

Ein Lachen, das tief in mich eingebrannt wurde.

Ein Lachen, das ich nicht nur dieses eine Mal hören würde.

Ein Lachen, das ich niemals vergessen werde.

»Hasta luego, princesa«, ruft er mir noch hinter her. Ich schnaube. Wieso haben alle immer den Drag dazu mich Prinzessin zu nennen? Was ist so prinzessinnenhaft an mir, das sogar ein fremder Junge mich Prinzessin nennt?

»Idiota«, murmle ich vor mich hin. Ohne Ahnung, das es nicht unser letzter Zusammenprall sein wird.

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Wir sind wieder zurück, wuhu!

Hold on tight to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt