Kapitel 2

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•Charlie Morgan•

»Ein Vanille-Cappuccino mit extra Schaum, kommt in fünf Minuten!«

Ich kritzelte die letzte Bestellung für heute auf meinen kleinen Notizblock und lief mit schnellen Schritten hinter die Theke.
Ich wollte hier raus, um so schnell wie möglich Lucia zu sehen, die wahrscheinlich schon längst auf dem Weg zum See war, wo die kleine alte Hütte stand, die wir als Kinder gefunden und eingerichtet haben. Diesen Ort kannten nur wir.

Dort gab es nur uns, den Wald und den kleinen See.

Ich nahm den heißen Becher und lief zu dem Mann, der vollkommen auf seinen Computer fokussiert war, und wischte kurz über seinen Tisch.
»Das macht dann drei Doller«,murmelte ich knapp, und schaute noch ein drittes mal auf die Uhr, die wenige Meter weiter weg an der Wand hing.
Ich hatte noch zehn Minuten.
Er schob mir das Kleingeld entgegen und nuschelte ein »passt so« bevor er den Laptop zuklappte, und mit ihm und dem Becher aus der Tür stolperte.

»Endlich!«,rief ich, riss die Schürze, die um meine Hüfte gebunden war, von mir, schnappte mir mein Skateboard und die Schlüssel und rannte nach draußen, wo ich den Laden verschloss und mich endgültig beeilen musste, um die erste zu sein die dort war, wie immer schon.
Ein Jahr war vergangen, seitdem ich meine Beste Freundin das letze mal umarmen konnte.
Und heute war es soweit.

Ich bog in eine Seitenstraße ein, und sprang vom Board, dass ich locker aufhob, um schräg in den Wald herein zu laufen. Ein Weg war hier nicht, aber ich wusste genau wo ich lang musste.
Meine Schritte beschleunigten sich etwas, bis ich schließlich vor dem etwas heruntergekommenen Häuschen stehen blieb, und das Skateboard einfach nur auf dem Boden warf um schnell herein zu laufen. Doch da war niemand.

Ich schaute mich um.
Ich war das letze mal vor zwei Wochen hier, um zu heulen, einfach weil mir alles zu viel wurde, und ich meine beste Freundin brauchte. Die natürlich nicht hier war, aber es war immerhin der Ort wo ich mich am wohlsten fühlte. Ich musste breit Grinsen, was mir sofort wieder entwich als ich zwei Hände auf meinen Schultern spüren konnte und vor Schreck quiekte.

»Oh Süße, ich dachte du freust dich deine beste Freundin wieder zu sehen.«
Noch etwas erschrocken drehte ich mich um, und schaute in zwei grün-blaue Augen, die mir sofort wieder das Lächeln auf die Lippen zauberten.

»Du Biest!«,rief ich und sprang Lucia in die Arme, die überrumpelt nach hinten taumelte, aber schnell ebenfalls die Arme um mich schlang.

»Ich hab dich auch vermisst, du Hexe«,lachte sie, schob mich von sich, ohne ihre Hände von meinen Schultern zu nehmen und musterte mich.

»Du bist gewachsen, Zwerg«,stellte sie überrascht fest, und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja ganze zwei Zentimeter!« Ich grinste stolz vor mich hin.

»Okay dann...« Lucia ließ sich auf eines der roten Sitzsäcke neben uns fallen und schaltete die Lichterkette an. »Komm in meinen Arm und erzähl mir alles.«

»Ich? Hast du Abenteuerin nicht viel mehr zu erzählen?«,fragte ich verwirrt, und ließ mich neben sie fallen um meinen Kopf auf ihren Schoß zu legen und meine Augen zu schließen, so dass sie wie auch früher, begann meinen Kopf zu kraulen. »Häuser, Typen, Schule, Typen.« Ich verdrehte die Augen und sah sie von unten an.

»Ich hab dir am Telefon schon alles erzählt«,rechtfertigte sie sich. »Na, wenn du meinst...«,murmelte ich, und genoss den Moment, da es einfach himmlisch war, wenn sie mir durch die Haare fuhr.

»Ich wurde übrigens jetzt schon zu einer ‚Willkommen zurück Party' eingeladen«,berichtete sie ohne zu mir zu schauen. Ihr Blick wanderte im Raum herum, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen. »Ja, hab davon gehört.«

»Wollen wir hin? Schließlich ist es eine Party for mich und ich kann da nicht einfach ohne meine zweite Hälfte auftauchen«fragte sie neugierig und ich setze mich wieder gerade hin um sie direkt anzusehen.

»Du weißt, das Partys nicht mein Ding sind«,jammerte ich wie ein Kleinkind, was sie jedoch wie immer gekonnt ignorierte.
»Sei kein Baby, dich wird eh keiner Ansprechen.« Sie grinste fies. Autsch.

»Ja; und du bist dann wieder der Mittelpunkt, und redest nur mit den Anderen.«

»Würde ich nie tun!« Ich zog meine Augenbraue nach oben und sah sie skeptisch an, weshalb sie die Augen verdrehte. »Du kommst mit, ob du willst oder nicht, außerdem ist Louis da.«

Sie nahm meine Hände in ihre und setzte ihren Hundeblick auf. »Für mich?«,fragte sie. Konnte ich da noch bei ihrem Hundeblick wiederzugeben? Nein, leider nicht. »Na gut, okay«,ließ ich nach, wie immer wenn sie mich zu einer Party mitschleppen wollte.

»Wann?«,murmelte ich mitgenommen.
»Mh...« Sie schaute auf ihr Handy. »In zwei Stunden, wird Zeit das wir uns fertig machen.«

Ich schniefte, als sie mich nach oben zog.
»Da freu ich mich ein Jahr lang dich wieder zu sehen, und dann bist du so eine miese Bitch.«
»Hab dich auch lieb, Charls!«

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Kleine Info am Rande:
Jeden Freitag kommt ein Kapitel
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