Kapitel 21

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Lucia Jones

Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich bin so dumm. So verdammt dumm. Gott, das ist doch nicht auszuhalten, wie dumm und rücksichtslos ich sein kann. Man müsste mir den Mund verbieten, ehrlich, denn da kommt nur Irrsinn raus. Ich hab's vermasselt. So unfassbar vermasselt. Ich hatte gehofft, sie würde zurückkehren, so wie sie es immer getan hat, aber das tat sie nicht. Sie rannte weg, weg von mir und ich kann's ihr nicht mal verübeln. Ich wünschte trotzdem, sie wäre zurückgekehrt.

Ich habe sie schwach genannt, was nicht stimmte. Ich habe meine Bedürfnise über ihre gestellt, wie auch ihre Wünsche bewusst ignoriert. Und ich habe sie gehen lassen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden sie aufzuhalten. Ich bin eine schlechte Freundin und das kann keiner abstreiten. Ich kenne meine Fehler und mache sie dennoch immer und immer wieder. Immer und immer wieder versuche ich gute Dinge zu tun für Menschen, die mir die Welt bedeuten, aber auf die falsche Art. Ich mach es nicht richtig. Aber ... gibt es da überhaupt ein richtig?

Ich wollte sie verteidigen, so wie ich es immer schon getan habe und ich weiß, sie hat mich oft darum gebeten es sein zu lassen, aber ich werde nicht danebenstehen und zusehen, wie sie von diesen herzlosen Menschen niedergestochen wird. Es ist verständlich, dass sie es selbst schaffen wird und ich weiß, dass sie es schaffen würde, aber ich will nicht das sie überhaupt erst dadurch muss. Ich will diesen Schmerz für sie vermeiden und wenn mich das zu einer schlechten Freundin macht, dann soll es ebenso sein.

Ich spüre keine Reue, denn es war nicht falsch, Lilla in ihre Schranken zu weisen. Das Einzige, was ich immer wieder falsch mache, ist, ihr das Gefühl zu geben sie wäre schwach, nutzlos und allein nicht fähig sich zu verteidigen. Vom tiefsten Herzen wünsche ich mir, dass ich die Worte, die ich heute an sie gerichtet habe, zurücknehmen könnte. Es waren Lügen, die meine Lippen verlassen hatten und doch waren sie so einfach auszusprechen. Am liebsten will ich jetzt ins Kissen schreien, den Frust und den Ärger aus meiner Seele werfen. Leider kann ich das nicht, da meine Familie gerade tief und fest schlafen sollte. Charlie geht mir nicht mehr aus dem Kopf und dieser Gesichtsausdruck den sie hatte. Dieser Gesichtsausdruck ... oh Gott. Es war eines dieser Blicke, diese Gefühle die sich durch meine Haut brennt, in mein Herz und dort eine Brandwunde hinterlässt, die zu einer Narbe wandelt.

Sie wirkte so verletzt und das alles wegen mir. Ich habe sie verletzt. Ich muss mit ihr reden. Ich muss das geradebiegen. Vor allem muss ich mich bei ihr entschuldigen. Ob sie mir vergibt, für die Fehler, die ich immer und immer wieder begehe, ist eine andere Sache. Hoffen ist jetzt das Einzige was ich tun kann. Die Versuchung in mein Kissen meine Seele rauszuschreien ist unfassbar groß, aber ich kann meine Eltern nicht wecken, sonst ist nicht nur meine Seele aus meinem Körper, sondern auch jener Körper unter einer Brücke – lebendig oder nicht.

Ich rolle auf die Seite und starre auf meinen Wecker, der 00:12 anzeigt. Ich liege hier schon seit ungefähr zwei Stunden und versuche zu schlafen, aber mein Kopf ist voll. Dumm. Ich bin so, so dumm. Ich muss irgendetwas tun, damit ich auf andere Gedanken komme, sonst überschlagen sie sich und dann denke ich nicht nur an eine Fehler, die ich bei Charlie getan habe. Ich greife nach meinem Handy, das neben dem Wecker am Kabel angesteckt ist und entsperre es sobald es in meiner Hand liegt. Ein paar Nachrichten springen hier und da auf, aber keine von Charlie, weswegen ich mir nicht mal die Mühe sie zu lesen oder sie zu beantworten. Überfordert scrolle ich durch meine Kontakte und tippe auf Louis Nummer.

Ich starre auf die Decke, während ich darauf warte, das Louis abhebt. Es dauert eine Weile, bis das Piepen aufhört. »Hey.« Die Erleichterung kann man mir raushören. »Hi.« Und plötzlich herrscht Stille. Keiner von uns sagt etwas. Nichts kommt über meine Lippen, durch die Verwirrung, die sich gebildet hat. Ich nehme mein Handy vom Ohr und schaue auf mein Bildschirm, wo Louis Name aufblitzt. Noch verwirrter halte ich mein Handy wieder ans Ohr. »Chris?«, frage ich ins Telefon. »Ich dachte schon, du wärst verschwunden.« Ich höre ihm das Grinsen raus und verdrehe die Augen. »Warum zur Hölle hast du Louis Handy?«
»Ich bin gerade bei ihm.«
»Und wo ist er?«
»Er duscht gerade. Wir waren vorher noch etwas Laufen und bekanntlich schwitzt man, wenn man anstrengende Aktivitäten macht.« Ich verdrehe die Augen, auch wenn er es nicht sehen kann. »Und deswegen nimmst du dir die Erlaubnis einfach abzuheben, wenn ihn jemand anruft?«
»Das bist nur du.« Ich stell mir vor, wie er gerade mit den Schultern zuckt, sowie er es immer tut. »Trotzdem«, halte ich dagegen und fühle mich in der nächsten Sekunde unglaublich dumm.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 31, 2023 ⏰

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