Kapitel 20

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•Charlie Morgan•

Ich sah starre die Tür an, während immer wieder die Worte durch im Kopf wiederhole, wie ich Lucia zur Rede stellen konnte. Mein rechtes Bein zitterte und ich verknotete meine Finger ineinander, bis schließlich die Tür aufsprang. Lucia, die nicht gerade glücklich  aussah, stürmte herein ohne mich anzuschauen. Ich dachte für einen Moment, dass sie vielleicht bemerkt hätte, dass es eine komplett dumme Aktion war.

»Meine Nana hat schon wieder nur am laufenden Band an mir herum gemeckert!«, grummelte sie, während sie versuchte ihr Handy mit der Musikbox zu verbinden.
»Die Klamotten machen mich fett...« Ich unterbrach sie, bevor sie weiter meckern konnte. »Deshalb bin ich nicht hier.«
»Ah versteh schon, du bist willst dich bedanken nicht? Du hast wohl bemerkt das diese-« Ich kniff die Augen zusammen: »Lucia!«

Sie starrte mich an. Ich war noch nie so wütend geworden. Meine Hände ballte ich zu Fäusten. »Was hast du dir dabei gedacht?!«, schrie ich. Ihre Familie war mir zum ersten mal egal. Ich hatte Respekt vor ihrem Vater und auch vor den anderen. Doch nicht heute. Heute waren mir die Konsequenzen für mein Verhalten scheißegal. »Was?« Ihre Stimme war leise, fast als hätten wir mit einem mal Körper getauscht. Irgendwie seltsam.

»Du musst nicht auf mich aufpassen!« Sie schnaubte. »Ich soll zulassen, dass sie dich andauernd runter macht?« Sie machte theatralische Handbewegungen. Ich stand von dem Bett auf. »Es ist nicht deine Sache, außerdem machen sie mich genau deshalb runter.« Meine Stimme war wieder etwas ruhiger geworden. Während Lucia wieder ganz sie selbst war. »Du bist zu schwach für die, Charlotte.«

Ich biss meine Zähne zusammen. Zu schwach.

»Gut das wenigstens du was drauf hast.« Ich verließ ihr Zimmer und versuchte krampfhaft die Tränen zurück zu halten. Ihre Schwester stand direkt vor der Tür und sah mich einen Moment an, bevor sie in Lucias Zimmer verschwand. Meine Knie zitterten, so dass ich kaum laufen konnte.

Ich beachtete auch ihre Eltern nicht, murmelte ein leises: »Einen schönen Abend noch« und trat endlich an die frische Luft. Es fühlte sich an, als hätte ich die gesamte Zeit die Luft angehalten und konnte endlich durchatmen.

Ich atmete schnell und legte meine Hand auf mein Herz, dass begann zu stechen. Ich beruhigte mich schnell, sah noch ein letztes mal zu Lucias Zimmer nach oben, bevor ich los lief.

In meinem Kopf war nichts als der Streit.

Es waren ein paar Kilometer nach Hause, ich wollte jedoch nicht meine Mutter oder Großeltern anrufen, dass sie mich abholen sollten. Meine Mom würde wahrscheinlich ausrasten.

Ich blieb an der nächsten Bushaltestelle stehen und suchte nach einem Bus, der vielleicht zu mir fahren würde.

Der nächste kam erst in zwei Stunden, jedoch wusste ich, dass wenn ich weiterhin laufen würde, durch die weichen Knien zusammenbrechen würde.

Ich begann zu schwitzen und biss mir auf die Unterlippe.

Am liebsten wäre ich zurück gegangen und hätte sie in den Arm genommen, damit alles wieder okay war, doch das konnte ich nicht. Nicht dieses mal. Denn so war es immer. Ich bin immer diejenige gewesen die nachließ. Ich bin die, die bei einem Streit zurück kriecht und sich entschuldigt.

Versteht mich nicht falsch. Es ist nicht so das Lucia die schlechte beste Freundin spielt, aber sie hat eine harte Zeit damit sich ihre eigenen Fehler einzugestehen und sich auch deswegen zu entschuldigen. Sie weiß, das sie Fehler macht aber für sie ist es dennoch kein Grund zu mir zurückzukommen.

An diesem Punkt frage ich mich, wenn ich mich jetzt nicht mehr melde, nicht zu ihr zurück krieche, ob sie sich einmal dazu entscheiden würde über ihren Schatten zu springen. Würde sie ihren Stolz wegwerfen, um mich nicht zu verlieren?

Das ist das erste Mal, das ich mir nicht sicher, ob unsere Freundschaft uns beiden gleich bedeutet.

Hold on tight to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt