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Donnerstag

Unsere Lippen fanden gemeinsam einen Rhythmus. Es war als würde sie perfekt zusammen passen.

Finns Zunge strich über meine Unterlippe und bat somit um Einlass. Ich öffnete meinen Mund und gewährte ihm diesen.

"Wozu brauchst du so lan-" Liz kam durch die Tür und hörte automatisch auf zu reden.

Finn und ich fuhren erschrocken auseinander, wobei er mich abrupt losließ und ich sehr unelegant auf meinen Füßen landete.

Es herrschte irgendwie eine unangenehme Stille zwischen uns allen. Das schien nicht nur mir aufzufallen, denn plötzlich eilte Finn, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, an uns vorbei und aus meinem Zimmer hinaus.

Das einzige, was man noch von ihm hörte, waren seine Schritte als er die knarzende Treppe runterlief und wie er die Tür ins Schloss fallen ließ.

Ich war verwirrt und verletzt.

"Was war das denn eben?", fragte Liz leise, doch ich gab keinen Ton von mir.

Was hatte er denn plötzlich?

"Ich weiß es nicht."

Liz versuchte mich den Rest des Tages aufzumuntern doch auch sie musste irgendwann nach Hause für morgen ihre Sachen packen.

Meine Mum kochte Spagetti Bolognese zum Abendbrot und als wir am Tisch saßen und essen wollten bemerkte auch sei das etwas nicht stimmte.

Doch auch ihr konnte ich keine richtige Antwort geben.

Ich war verletzt von Finns plötzlicher Flucht dich warum nur?

Das Problem war dieser Kuss. Natürlich haben wir uns schon öfter geküsst, immerhin haben wir miteinander geschlafen aber der war anders.

Es war kein lustvoller Kuss, den wir sonst beim Sex hatten. Er war sanfter und hatte sehr viel mehr Gefühl in sich. Dabei ging es nicht um Sex, sondern um was anderes.

Ich meine klar ich fühlte mich wohl bei ihm, wir hatte immer Spaß zusammen, er ist mir extrem wichtig und auch der Sex ist der Hammer gewesen, aber wir waren doch nur Freunde, die zwei Ausrutscher miteinander hatten.

Vielleicht verstand ich da auch etwas falsch, aber ich wusste ganz genau, dass mir dieser richtige Kuss sehr viel mehr bedeutet hatte als alle anderen zusammen und seine Aktion hatte mich getroffen. Schwerer als ich wahrhaben möchte und vor allem schwerer als dass ich es zugeben würde.

Ich hatte die Nacht keinen wirklichen erholsamen Schlaf abbekommen und war dementsprechend am Freitagmorgen sehr müde und lustlos.

Dennoch musste ich mich aufraffen und meine Sachen für New York packen. Immerhin würden wir in zwei Stunden losfahren.

Ich schnappte mir die alte schwarze Reisetasche von Nike die schon meiner Mum gehört hatte und begab mich damit in mein Zimmer. Die Klamotten, Waschsachen und Pflegeprodukte fanden ihren Weg in den Stauraum. Ich hatte mich wirklich beherrscht nicht zu viel einzupacken, weshalb meine Tasche zum Glück ohne Komplikationen zu ging.

Für die Fahrt reichte mir ein hellgrauer Pulli mit dunkelgrüner Schrift und eine schwarze Jogginghose. Unten verabschiedete ich mich noch von meiner Mum die extra die Spätschicht nahm um mir noch was für den Weg zu Essen zu machen und sich ordentlich von mir zu verabschieden.

Ich umarmte sie stark und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe ich mir meine Jacke über die Schulter warf und mit meiner gut gefüllten Tasche nach draußen ging.

Liz wartete schon mit Emma im Auto welches am Bürgersteig parkte. Ich schmiss meine Tasche zu den anderen Sachen in den Kofferraum, ehe ich die Tür öffnete, um einzusteigen.

Einen Augenblick hielt ich inne, als Finns altes Auto einige Meter weg auch am Straßenrand hielt. Für zwei Millisekunden hatten wir Augen Kontakt, doch ich riss mich zusammen und stieg endgültig ein.

Das traurige war, er hatte sich nicht einmal von mir verabschiedet oder sich überhaupt sehen lassen.

Liz startete den Wagen und wir fuhren die Straße von New Haven Richtung Staatsgrenze entlang. Nach zwei Stunden erreichten wir das Haus von Ginnys Oma.

Die drei anderen waren schon hier und wir trafen sie auf der Terrasse an. Hier in New York war es etwas wärmer als in New Haven, weshalb man keine Jacke brauchte um draußen zu sitzen.

Emma, Liz und ich brachten unser Gepäck nach oben ins Gästezimmer was wir uns teilen würden. Anders als erwartet war es hier gar nicht mal so altmodisch wie ich dachte. Natürlich war das hier kein exklusiv modernes Haus, aber eben nicht so wie man sich ein Haus einer alten Omi vorstellte.

"Okay was als Erstes?" kam es von Caleb welcher sich in der verbleibenden Sonne rumwälzte und sein Gesicht beschienen ließ.

"Einkaufen und dann erst mal was essen, ansonsten sterbe ich!" Theatralisch hielt Luke sich die Hand auf den Bauch und tat so als würde er sterben.

Liz schnappte sich die Autoschlüssel von Lukes Van und wir fuhren zum nächsten Supermarkt, der mir auf Google Maps angezeigt wurde.

Luke und Caleb besorgten drei Bierkästen und andere Getränke während Liz und ich Nahrungsmittel für die nächsten Tage zusammen suchten. Als wir fertig waren, hatten wir zwei Einkaufswägen voll mit Essen und Trinken.

Wir legten zusammen und bezahlten den ganzen Spaß ehe wir wieder zu unserer Bleibe fuhren.

Angekommen kochte Caleb Nudeln mit Tomatensauce und wir setzen uns gemeinsam an den Tisch. Später spielten wir noch Karten um etwas Geld, wobei Luke haushoch verloren hatte und Emma angemeckert hatte, dass sie mit unfairen Mitteln spielt. Sie war einfach ein Naturtalent, wenn es ums Glücksspiel ging.

Am Abend lag ich wach, denn meine Gedanken, die ich vorher so gut verdrängt, hatte, kamen nun zum Vorschein und belästigten mich.

Ich wollte es weder aussprechen noch wahrhaben, doch es war offensichtlich. Ich hatte nicht nur freundschaftliche Gefühle für Finn, sondern auch romantische.

Wahrscheinlich auch eine der Gründe warum ich unsere Sex-Regel gebrochen habe und ihn heute geküsst habe.

Was mir Schmerzen bereitete war der Gedanke daran, dass es ihm nichts bedeutet hatte. Ich war für ihn nur eine Freundin auch, wenn wir Sex hatten. Sowas wie eine Freundschaft plus.

Ein Applaus an die Leute, die es schaffen, eine Freundschaft plus zuführen, ohne Gefühle für einander zu entwickeln. Ich hab es nicht geschafft.

Finn Adams, du verdammter Idiot, ich hab mich in dich verliebt, ohne es zu bemerken und nun schmerzt es.

FinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt