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Die Reifen quietschten laut, als ich mit einer Rechtskurve in eine Gasse abbog.
Da es regnete, konnte der Wagen kaum so schnell mithalten wie meine Handgriffe mit dem Steuerrad.
Die Gasse war wegen einer hohen Mauer zu Ende.
Meine Gefühle spielten verrückt.
Ich wollte einfach nur weinen.
Meine Gefühle zeigen, die schon so lange auf mir ruhten.
Die Zeit verstrich zu schnell, denn es war bereits Mitternacht.
Seit vier Stunden suchte ich nach Suzuki.
Spurlos verschwunden.
Nur der Schatten meines Autos erkannte ich.
Ohne zu zögern schlug ich mein Kopf auf das Steuerrad.
„Wo bist du... ich will dich doch nur bei mir haben... es tut mir leid... es tut mir so leid..."
Ein Schluchzen überkam mich.

Ich stieg aus dem Auto aus.
Hier konnte ich nicht mehr kehren, nur noch rückwärtsfahren.
Der Regen durchnässte mich die nächsten zehn Sekunden.
War es schon zu spät?
Lebt er noch?
Geschlagen ramme ich meine Fingernägel in mein Handinneres.
Ich riss die Autotür auf, stieg ein und drückte mein Fuss so fest auf das Gaspedal, dass nur noch ein schwarzer Streifen auf dem Teer abgedruckt war.
Doch ich war zu voreilig.
Bevor ich bremsen konnte, stiess der vordere Autoteil gegen die dicke Mauer.
Ich hörte die Galacherben, den Airbag, welcher sich sofort gegen mein Gesicht drückte, um mich vor den Splittern zu schützen.
Das Blech drückte gegen meine Beine.
Es klemmte sie schon fast ein.
Ich hörte, wie sich kleine abgebrochene Steine auf das Autodach stürzten.
Immer grössere Brocken prallten gegen es.
Ein Reissen war zu hören.
Ich könnte es schaffen.
Ich wollte es schaffen.
Es rüttelte.
Die Mauer gab schliesslich nach und das Auto fuhr über die kaputten Backsteine.
Schweratmend stiess ich die Tür erneut auf und schleifte mich nach aussen.

Das Auto konnte ich nun vergessen.
Ich stand auf und sah mich um.
Ein feiner Staubwirbel lag in der Luft, der es mir nur schwer ermöglich machte, etwas zu sehen.
Ich fuchtle mit meiner rechten Hand vor mein Gesicht herum.
Nur ein dunkle Gasse war vor mir.
Ich lief voran.
Ohne nach hinten zu blicken, denn ich wollte nur noch, dass es vorbei ist.
Es roch verwest und es stank nach Ratten.
Hier könnte es sein...
Ich machte mir Hoffnungen.
Zu viel.
Schnell, schneller als vorher bewegte ich mich nach vorne.
Mein Blick stets nach vorne gerichtet.
Wie ein Tunnelblick, nur dass, das Licht am Ende, nur noch tiefer in das Dunkle geht.
Ich höre nichts.
Nicht einmal gedämpft.
Gar nichts.
Wie ein Tinnitus wenn man zu laut Musik hörte.
Nur viel tauber.
Ich verspürte nichts.
Weder Kälte noch Wärme.
Ich hörte nur meine eigene Schritte.
Das rechte Bein schleifte ich schon fast hinter mir her.
Es tat weh.
Alles schmerzte.
Meine Augen wollten ins schwarze Blicken, doch ich kämpfte dagegen.
Augen weit aufgerissen, schlief ich halb ein.
Wollte ich leben?
Gab es einen Sinn?
Wäre er nicht besser ohne mich gewesen?
Habe ich sein Leben beendet?

Nach ein paar Minuten trete ich in etwas.
Mein Bein wurde nach hinten gedrückt und ich falle ohne weiteres auf den Boden.
Der Boden war kalt und nass.
Das nahm ich jedenfalls so an.
Ich schlug mir den Kopf gewaltig auf den Boden an.
Doch es fühlte sich nicht wie eine Regenpfütze an.
Es war warm und stank leicht nach Metall.
Ich spürte es auf meinen Lippen.
Es drang hinein, so, wie es jede Flüssigkeit tut, wenn die Lippen leicht geöffnet sind.
Es war ein merkwürdiger und doch so vertrauter Geschmack.
Ich öffnete die Augen.
Wollte sie wieder schliessen.
Doch konnte nicht.
Mein Mund öffnete sich.
Es kam nicht heraus.
Weder Worte, noch das Weinen, weder mein Schreien.

Seine Augen waren nicht geöffnet.
Sie waren, wie friedlich eingeschlafen, zu.
Seine Haare durchnässt.
Nässe von Regen und Blut.
Es fühlte sich so unrealistisch an, wie in einem Film.
Wenn es nur so gewesen wäre.
Und aus dem nichts.
Verspürte ich eine unnormale Kälte, dass es sich anfühlte, als würde ich zu Staub zerfallen.

Du musst nicht weinen, wir haben nur dieses Spiel verloren... denk daran. Wir haben es bis hierher geschafft."
Die weiche Hand eines Jungen streift meine Schulter.
So warm. So sanft
„Komm schon Bokuto! So können wir unseren Teamkaptain doch nicht sehen!" , lachte jemand auf.
Ich erhebe meinen Kopf.
Diese wunderschönen Augen.
„A-akaashi..."
Akaashi, Akaashi, Akaashi, Akaashi, Akaashi, Akaashi, Akaashi, Akaashi, Akaashi, Akaashi...
Ein Lächeln auf seiner Lippe.
„Komm steh auf. Wir sollten gehen."
Die Hand, welche vorher auf meinem Rücken ruhte, streckte man mir entgegen.
„Du hast das gut gemacht. Bokuto-san."
Sein Gesicht ist verschwommen, als er mich mit Kraft nach oben zieht.
Erst als ich sein Atem auf meiner Nasenspitze spüre, erkenne ich das Gesicht...
Aber ich konnte es nicht erreichen.
Ich wollte es mehr wie sehen.

Was war eben geschehen?
Dieses Gesicht...
Dieser Name...
Ohne Vorwarnung tränten meine Augen.
Ich konnte weder etwas sehen, noch verstand ich den Ausbruch meiner Trauer nicht.
Wer bin ich wirklich?  Warum erinnere ich mich nicht an meine frühere Zeit.
Wollte ich sie vergessen?
Nein.
Nein.
Nein!
Ich will sie wissen!
Doch sie ist so weit entfernt.
Niemand will das heutige ich kennen.
Bokouto... niemand.
Doch wenn ich ihn höre.
Höre ihn, mit deiner Stimme.
Will ich jemand sein.
Suzuki.
Du bist nicht echt.
Nur jemand der sich aus seiner Vergangenheit vergessen will.
So wie ich es wollte.
Du bist ein Niemand.
So wie ich es bin.
Trotzdem bist du jemand, den ich nie vergessen habe und nie vergessen wollte.
Du.
Du bist es.
Auf den ich solange gewartet habe, bis du wieder bei mir bist.
Du bist es.
Der, der mich nie vergessen will.
Akaashi.
Ich bin bei dir.
Du kamst zu mir.
Verlasse mich nicht mehr...
Nicht wieder...

Meine Augen schliessen sich.
Immerhin kommen wir jetzt zusammen...

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Danke fürs Lesen.
:)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 27, 2021 ⏰

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{Die Zeit die gekommen war} /BokuakaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt