Kapitel 1: Träume

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Draco Malfoy saß im Slytherin Gemeinschaftsraum in einem dunklen großen Ledersessel und starrte in das Feuer des Kamins.
Die Flammen züngelten und ließen kleine Schatten über sein Gesicht und die elfenbeinfarbige Haut streichen. Seine Augen glänzten schwarz, wie die Farbe  seines Anzugs und eine nachdenkliche Miene bedeckte sein Gesicht.
Seit Stunden saß er schon da, tief in Gedanken versunken und bekam nicht mal den Regen mit, der mit lauten und wütenden Tropfen gegen die Fensterscheiben klatschte.
Er sah müde aus, als hätte er Nächte nicht geschlafen, obwohl er das sehr wohl getan hatte. Doch was dort in der Nacht, während er schlief passiert war, hielt ihn gedanklich doch die Hälfte der Nächte lang wach und in seinem Kopf tobten Fragen umher, auf die er keine Antwort finden konnte.
Schließlich hatte er beschlossen sich hier zurückzuziehen. Er wollte alleine sein, weg von all dem Getümmel und startenden Blicken, um seine Gedanken zu sortieren.
Alle anderen Schüler sahen sich das Quidditch spiel an. Wenn Dumbledore uns auch bei solchem Wetter spielen lässt, muss er sich wirklich nicht über so viele verletzte und verloren gegangenen Schülern wundern, dachte Draco, als ihm sein Kopf gerade den Raum gab, sich auch mal mit etwas anderem zu beschäftigen, als nur diesem einen Problem.
Er schmerzte ihm, sein Kopf. Und durch seinen gesamten Körper durchzog sich ein komisches Kribbeln.
Draco konnte sich dieses Gefühl nicht erklären, er wusste nur, dass es kein angenehmes Gefühl war. Dieses Kribbeln zog Kälte mit sich, dessen Ursprung wahrscheinlich aus der Unwissenheit kam.
Dieses Schuljahr war irgendwie anders, als die vorherigen. Draco war gewachsen, älter geworden. Sein Vater wurde immer unerträglicher und schon lange hatten die beiden keinen liebevollen Bezug mehr zueinander.
Nein seinem Vater, Lucius Malfoy ging es nur um den Willen des dunklen Lords und der genauen Umsetzung. Hinzu kam noch, dass Dracos Freundin, Pansy Parkinson, mit ihm Schluss gemacht hatte. Er hätte sich verändert und es wäre nicht mehr das gleiche wie früher mit ihm...Er seufzte.
Natürlich war es nicht mehr wie früher, dachte er. Er wusste, er hatte sich verändert. Sowohl ins positive, als auch weitestgehend ins negative. Wohl aber übel trat er doch immer mehr in die Fußstapfen seines Vaters, ob er es nun wollte oder nicht. Er wollte nicht der Mann sein, der seine eigene Frau ignorierte und sich stundenlang im Arbeitszimmer einschloss. Er wollte nicht der sein, zudem er gemacht wurde. Er wollte der sein, der er war. Auch wenn er selbst nicht genau wusste, wer er überhaupt war.
Seine Kopfschmerzen wurden noch schlimmer und er erinnerte sich daran, weshalb er überhaupt hier war. Nämlich nicht wegen seinem allzeit unzufriedenen Vater, sondern wegen den Träumen, die ihn seit Wochen verfolgten,  mitten in der Nacht wachrüttelten und ihn dann nicht mehr schlafe ließen.
Es waren keine Albträume, darüber hätte er sich wahrscheinlich noch gefreut. Nein, es waren ganz bestimmte Träume, von einem ganz bestimmten jungen Mann.
Einem Mann, den er überall erwarten würde, nur nicht in seinen Träumen.
Potter.
Ja, sogar unausgesprochen, nur in seinem Kopf umher schallend, brachte er diesen  Namen immer noch wie einen tödlichen Fluch zum klingen.
Bei Salazar, wenn sein Vater auch noch wissen würde, dass er, sein Sohn, Draco Malfoy Träume von einem anderen Mann, und dann auch noch von Potter hatte...
Der strahlende Griffindor, die Spitze des goldenen Trios und Retter der Zauberer Welt. Beim Eröffnungsspiel, zu Beginn des neuen Schuljahres hatte er ihn zum ersten Mal wirklich zu Gesicht bekommen. Davor hatte er einmal seinen Namen flüchtig aufgeschnappt und ihm am Bahnhof aussteigen sehen. Doch beim Quidditch sah er ihn das erste mal richtig, nach den Ferien wieder. Da hatte er sich schwungvoll auf seinen Besen gesetzt und sich in die Luft erhoben. Anschließend war er stundenlang, es war das gefühlt längste Spiel seit Jahren, den Schnatz hinterher geflogen, bis er ihn schließlich gefangen hatte. Mal wieder.
Die Tage darauf, hatte er sich immer merkwürdiger gefühlt, immer ratloser und leerer. Es war ihn so schwer gefallen sich im Spiegel  ins Gesicht zu schauen und sich dort wieder zuerkennen. Nichtmal sein Innerstes fühlte sich an, als würde es zu ihm gehören. Als wäre er nicht vollständig, als würde ihm etwas fehlen.
Draco grinste schief. Ja, was könnte mir nur fehlen, abgesehen von der Zuneigung meines Vaters, meiner freien Entscheidung, auf welcher Seite ich stehe und was ich mit meiner Zukunft anfangen möchte...
Er stand auf und lief im Kreis.
Die Träume hatten erst langsam angefangen, sie tauchten nur hin und wieder mal auf. Anfangs hatte sich Draco nichts dabei gedacht. Er war ja auch nur ein pubertierender, fast erwachsener Mann.
Sie erzählten Anfangs auch nur von ganz simplen und Banalen Zusammentreffen von ihm und Potter. Zum Beispiel ihre erste Begegnung, als Draco ihm seine Hand entgegen streckte und er sie abgelehnt hat.
Bei dieser Erinnerung durchzog ihn ein Stechen. Er blieb stehen, fasste sich an die Seite und spürte seine Rippen unter seiner kühlen Haut.
Mit der Zeit wurden aus den harmlosen kleinen Träumen, nervige und unangebrachte Fantasien, die nackte Haut und eine anziehende Dunkelheit offenbarten. Er sah Potter vor sich, seine nackte Haut, sah ihn auf ihm, unter ihm und neben ihm.
Verdammt, werd ich schwul oder was?
Zugegeben, er hatte insgeheim nie etwas gegen Homosexualität, was er vor seiner Familie niemals zugeben würde, aber musste das Zeichen seiner sexuellen Orientierung ausgerechnet von seinem Widersacher kommen?
Draco fasste sich an den Kopf und massierte seine Schläfen. Er hatte wirklich besseres zutun und keine Lust sich damit zu befassen, aber wie soll man etwas ignorieren was immer, permanent und aufdringlich wiederkehrt.
Der Slytherin setzte sich wieder und nahm sich dabei einen grünen Apfel aus der Schale, die auf einem kleinen Holzstich stand. Draco biss genussvoll hinein und der Saft spritze nur so aus der Frucht heraus und landete neben seinen blassen Lippen auf seiner Haut. Er strich mit dem Daumen darüber und starrte dann wieder in das lodernde Feuer des Kamins.
Er hatte sogar schon daran gedacht verzaubert worden zu sein, unter einem Liebesbann zu stehen oder das ihn jemand einen Trank untergemischt hat. Aber wer sollte so etwas kompliziertes über so einen langen Zeitraum aufrechterhalten.
Vielleicht Granger, sie wäre fähig dazu, so einen Trank zu zubereiten. Doch würde sie niemals die Schulregeln brechen und ein solches Risiko eingehen, nur damit er nächtelang von ihrem besten Freund träumen durfte!?
Draco schüttelte den Kopf. Nein, es musste eine andere Erklärung dafür geben. Und bis er nicht genau wusste, was dort in ihm vor sich ging, würde er Potter und all seinen Mitläufern aus dem Weg gehen. Klar im Unterricht ging das nicht immer, besonders weil es in diesem Jahr so war, dass das Haus Slytherin mit dem Hause Gryffindor auch zusammen Unterricht hatte. In zwei Tagen Zaubertränke bei Professor Snape.
Wahrscheinlich wunderte sich das goldene Trio schon, warum seit Wochen keine Gemeinheiten mehr Seitens von Draco gekommen waren. Was daran lag, dass immer wenn er Potter sah, ihm direkt ein Bild von seiner nackten Haut vor seinen Augen auftauchte.
Draco aß die letzten bisse seines Apfels und warf dann die Überreste in die Flammen des Kanins. Sollte er doch träumen was er wollte, er würde Potter nicht zu nahe kommen, bis er wusste was mit ihm los war.
Also starrte er weiter in das Feuer, sein Blick immer noch düster. So wie er so da saß, in seinem Sessel, gehüllt in seinen dunklen Anzug wirkte er wie der ein Prinz der Dunkelheit. Seine Haare waren wie immer glatt gestylt, platinblond und ordentlich. An einem Finger trug er einen Ring und seine Augen fixierten die einzelnen Flammen, als könnte er so die bösen Träume einfangen und vernichten. Er repräsentierte die Familie Malfoy wirklich gut.

My pain is yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt