Kapitel 15: 22:00 Uhr
Bens POV
Hoffnung. Ich hatte das Gefühl, dass es so etwas nicht mehr gab. Meine Hoffnung war am Boden zerstört. Es gelang mir einfach nicht positiv nach vorne zu sehen. Die Zukunft war wie ein grauer endloser Schleier, dem man nicht entkommen konnte. Es war sinnlos hoffnungsvoll nach vorne zu sehen, wenn doch nur dieses elende Grau in Sicht war.
Leo. Sie war so weit entfernt. Würde ich sie jemals wiedersehen? Ich sehnte mich so sehr nach ihr. Alles in mir strebte danach sie in meine Arme schließen und ihr in die Augen blicken zu können. Doch das konnte ich nicht. Die Zeit war gegen uns. Jeder Hoffnungsschimmer war zerstört. Leo, oh Leo, warum lief nur alles schief?
Dieses Mal würde es kein Happy End mehr geben, das war gewiss. Alle Hoffnung darauf war zwecklos. 'Es tut mir leid', sprach ich still gen Himmel. Vielleicht konnte Leo mich ja hören. Hatte ich nicht alles versucht? Das Schicksal hatte bestimmt, dass wir die Mädchen nicht retten konnten. Es sollte nicht sein, dass wir die Retter spielten. Dies war ein Fehler. Nun wurde uns das vor Augen geführt.
Warum versuchten wir auch immer der Polizei zuvorzukommen? Egal was passierte, wir waren da und versuchten es besser zu machen als die Männer und Frauen, die jahrelang auf solche Situationen ausgebildet worden waren. Nun hatten wir versagt. Wie, dass konnte ich mir nicht erklären. Aber eines war klar: Hätten wir uns nicht eingemischt, so hätten die drei eine Chance gehabt.
Vielleicht hätte man die Mädchen freigelassen. Diese Möglichkeit hatte es immer gegeben. Nun war diese Chance gewiss verspielt. Denn nun wussten die Gangster, dass die Polizei involviert war. Wir hatten unsere Freundinnen unnötig in Gefahr gebracht. Doch konnte das nicht allein unsere Schuld sein. Das Schicksal wollte es scheinbar so.
Meine Hoffnung sollte aufgegeben werden. Ich wollte schon gar nicht mehr nach vorne sehen. Die Situation war so aussichtslos. Eine Pistole war direkt auf meinen Kopf gerichtet, da ich in der Mitte saß. Die Mündung zielte auf mich. Ich konnte die kleine Kugel sehen, die nur darauf wartete aus ihrer Halterung geschossen zu werden.
Ich konnte meine Augen nicht davon wenden. Kalt und schwer lag die Waffe in der Hand des Verbrechers. Mit einem eiskalten Blick beobachtete er jede unser Regungen, bereit bei jeder kleinsten Bewegung den Abzug zu ziehen. Seine Hand zitterte kein bisschen. Er war fest entschlossen. Dieser Mann machte keine Scherze. Er meinte es ernst.
Mein Tod war näher als jeh zu vor. Ich konnte förmlich spüren wie in mir die eisige Kälte nach oben stieg. Wo war ich nur hineingeraten? Sonst sah man solche Ereignisse nur im Fernsehen. Dort boten sich die spektakulärsten Verfolgungsjagden mit viel Explosionen und Unfällen, bei denen seltsamerweise nie jemand zu schaden kam und es - wenn das dann doch mal der Fall war - niemanden interessierte.
Die Realität war ganz anders und doch schlimmer als ich befürchtet hatte. Schließlich stand ich gerade an der Kante zur Klippe des Todes und mit jeder Minute, die verging, verlor ich mehr den Halt. Unter mir bröckelten immer mehr Steine ab. Nicht mehr lange und ich würde einen Fehler begehen. Bald würde der Name Ben Brehmer in Stein gemeißelt sein.
'Es tut mir leid, Leo. Ich hab das nicht gewollt. Ich liebe dich doch!', dachte ich stumm. Es war nicht fair, dass sie die schlimmsten Qualen durchmachte und trotzdem nicht zu mir zurückkehren konnte. Das Leben war nicht fair, denn alles wurde vom Schicksal bestimmt. Wären wir Jungs an der Stelle der Mädchen gewesen, so hätte die Gerechtigkeit walten können. Wir hatten die Schuld. Doch sie mussten das ausbaden.
Zum ersten Mal konnte ich verstehen, warum viele Menschen in der Vergangenheit aufgegeben hatten und die Unterdrückung akzeptierten. Nun konnte ich nachvollziehen, dass Revolutionen als sinnlos angesehen wurden. Alles war zum Scheitern verurteilt. Die Menschheit sollte nicht gewinnen können. Durch Adam zum Sünder geworden waren sie dazu bestimmt zu verlieren und Leid zu ertragen.
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Das letzte Mal Allein gegen die Zeit (Fanfiction)
Fanfiction[Fortsetzung von "Das Abenteuer geht weiter"] Ein letztes Mal verbringen die Freunde Leo, Ben, Özzi, Sophie, Jonas und Jasmin Zeit miteinander. Es ist die Abschlussfahrt vor ihrem Abitur, nachdem sich ihre Wege trennen werden. Doch was als harmlose...