Kapitel 3: 10:00 Uhr
Bens POV
Warm schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich hatte meine Augen geschlossen und versucht alles um mich herum abzuschalten, damit ich mich ein wenig ausruhen konnte. Das Rauschen der vielen Räder auf dem Asphalt wurde zu einem Ton, der sich immer weiter veränderte, bis ich mich am Strand wiederfand. Das sanfte Geräusch von Wellen bahnte sich den Weg in meine Ohren und ließ ein Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen.
Sommer. Sonne. Strand. Meer.
Das war etwas, worauf ich mich schon seit Wochen freute. Meinen Vater hatte es nie in den Süden gezogen, daher war ich noch nie in den Genuss eines Strandurlaubs gekommen. Endlose Wandertouren in den Bergen von Österreich, Italien und der Schweiz waren das, was meinen Urlaub normalerweise ausgemacht hatte.
Nun, einen wirklichen Urlaub konnte ich in der nächsten Woche aber auch nicht erwarten, denn wir befanden uns ja auf einer „Studienfahrt“. Zusammen mit meinem Vater konnte das sehr viel Kultur und etwas weniger Freizeit bedeuten. Hoffentlich gab man ihm nicht die komplette Verantwortung…
„Hey Ben“, rief es plötzlich hinter mir und ich wurde aus meinen Tagträumen gerissen.
Aufgeschreckt öffnete ich die Augen, schloss sie aber sogleich wieder, da ich mich zunächst an das helle Licht gewöhnen musste. Mit noch immer fast zugekniffenen Augen drehte ich mich um und versuchte die Person zu erahnen, welche mich angesprochen hatte. Doch hinter mir saßen alle Leute an ihren Handys, hörten Musik oder lasen. Wer hatte mich dann gerufen?
„Ben, hier drüben“, hörte ich die Stimme von Marko, einem Klassenkameraden, der schräg hinter mir und Leo saß. Ich drehte mich verwundert in seine Richtung. Was wollte er von mir?
„Was gibt’s?“, fragte ich daher nach.
Marko beugte sich näher zu mir und deutete mir es ihm gleichzutun. Ich tat wie geheißen und lehnte mich gespannt in seine Richtung.
„Ich glaube die da hinten steht auf dich“, flüsterte er mir mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht zu.
Genervt rollte ich mit den Augen. Was interessierten mich schon die anderen Mädchen…
„Nun schau doch erst einmal! Die kleine ist voll scharf auf dich. So eine Chance bekommst du so schnell nicht wieder. Den heißen Feger würde ich mir nicht entgehen lassen!“, zischte Marko mir zu und blickte immer wieder verstohlen hinter uns, wo ich das „heiße“ Mädchen vermutete.
„Belästige jemanden anderen mit deinem Gelaber Marko. Mich interessiert das nicht“, blockte ich ihn ab und er zog beleidigt seinen Kopf ein.
Klassenfahrt. Warum war es immer wieder das gleiche Schauspiel? Um Gerüchte und Getratsche kam man nie herum, wenn man mit einer Schulklasse auf Studienfahrt fährt.
Doch trotzdem hatte Marko meine Neugier geweckt. Eigentlich wollte ich mich nicht umdrehen, doch wenn ich mich konzentrierte hörte ich das Getuschel welches sich verdächtig Englisch anhörte. Redeten sie etwa wirklich über mich? Oder hatte Marko sich nur einen Spaß mit mir erlaubt? Meine Vernunft hatte keine Chance gegen meine Neugier und so drehte mich vorsichtig um.
Die Austauschschülerinnen belegten die hintere Reihe und waren fast alle, ähnlich wie der Rest der Reisenden, mit sich selbst und ihren Handys beschäftigt. Es war schon lustig. Früher hatte man sich während Busfahrten stundenlang unterhalten, hatte zusammen Lieder gesungen und die Zeit war viel zu schnell vorübergegangen. Nun zerrte die Zeit an uns. So wie jetzt war es total langweilig.
Doch zwei der Mädchen tauchten kichernd hinter den Sitzen ab, als sie bemerkten, dass ich die Reihen mit meinem blick streifte. Waren wir hier im Kindergarten gelandet? Ich schnaubte kurz auf und drehte mich dann kopfschüttelnd wieder um.Jasmins POV
Klassenfahrt. Das bedeutete langweile Museen, langweilige Stadtführungen, Hektik und Stress. Warum machte ich das überhaupt mit? Alle um mich herum schienen sich wahnsinnig zu freuen, doch ich konnte die Fröhlichkeit in mir noch nicht heraufbeschwören. Bis jetzt war jede Klassenfahrt für mich der Horror gewesen. Ich wollte mich gar nicht zurückerinnern, was ich alles hatte durchmachen müssen. Es gab keine guten Erinnerungen, da die schlechten so zahlreich waren, dass sie alles überschatteten.
Würde es dieses Mal anders werden? Konnte ich eine solche Fahrt zum ersten Mal genießen? Eigentlich sollte ich glücklich sein, denn nun hatte ich Freunde um mich. Auch wenn es blöd klang, war ich fast schon froh letztes Jahr in diese Flugzeugentführung verwickelt worden zu sein. Nur so hatte ich sie alle kennengelernt.
Sophie, das kleine schlaue Mädchen, hatte ein großen Herz für Tiere und auf man konnte sich immer auf sie verlassen, egal in welcher Situation.
Özzi, ihr Freund, war ein kleiner Technikfreak und zudem manchmal total durcheinander, aber trotzdem ein guter Kumpel, wenn man sich nicht gegen ihn stellte.
Leo, die aufbrausende Taekwondo-Kämpferin, war in den letzten Wochen zu meiner besten Freundin geworden. Auch wenn ihr Temperament manchmal mit ihr durchging konnte ich mir eine bessere Freundin nicht vorstellen.
Mit Ben, Leos Freund, hatte ich nicht so viel zu tun. Er war teilweise sehr zurückhaltend und verstand sich nicht mit Jonas, wodurch er auch sofort eine Abneigung gegen mich aufgebaut hatte.
Und zu guter Letzt war da noch Jonas, meine Rettung in der Not, der Fallschirm, der mich vor dem Fallen bewahrte, die Schulter, an der ich mich anlehnen konnte und kurz gesagt: Die Liebe meines Lebens. Doch manchmal war ich mir nicht sicher, ob er genauso empfand. In Augenblicken wie diesen plagten mich die Zweifel und ich konnte sie nicht beseitigen.
Gerade lieferte er sich mit ein paar anderen Jungs, die ich allesamt als Idioten bezeichnen konnte, einen Kampf um die Gunst der Austauschschülerinnen. Jeder versuchte mit seinen eigenen dämlichen Flirtmethoden diese auf sich aufmerksam zu machen und sie hier nach vorne zu locken.
Ich stellte mich schlafend. Manchmal könnte ich Jonas den Kopf abschlagen! War ihm bewusst, dass ich, seine Freundin, immer noch neben ihm saß und theoretisch alles mithören konnte. Ach nein, er dachte sicher, dass ich schlafen würde. Vielleicht sollte ich ihn des besseren belehren. Doch ich wollte das nicht. Lieber tat ich so, als würde ich von all dem nichts mitkriegen, auch wenn es meinem Herz einen gewaltigen Stich versetzte, dass er trotz unserer Beziehung noch nach Alternativen Ausschau hielt.
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Das letzte Mal Allein gegen die Zeit (Fanfiction)
Fanfic[Fortsetzung von "Das Abenteuer geht weiter"] Ein letztes Mal verbringen die Freunde Leo, Ben, Özzi, Sophie, Jonas und Jasmin Zeit miteinander. Es ist die Abschlussfahrt vor ihrem Abitur, nachdem sich ihre Wege trennen werden. Doch was als harmlose...