17. Kapitel - 00:00 Uhr

364 11 0
                                    


Tanjas POV

Ungeduldig saß ich auf meinem Stuhl und starrte abwechselnd auf den Computer und das Telefon. Warum bekam ich nicht endlich eine Nachricht? Schon seit Stunden wartete ich darauf, dass etwas passierte, dass ich mich erleichtert zurücklegen und den Fall abschließen konnte. Aber nichts dergleichen war bisher geschehen.

Ich konnte einfach nichts machen. Wir waren zu weit weg. Machtlos hatte ich den Kollegen die Fahndung überlassen müssen. Das war nicht richtig gewesen. Das Mädchen hatte mich um Hilfe gebeten, weil sie wusste, dass sie sich auf uns verlassen konnte. Ich fühlte mich so hilflos. Warum gab es keine Möglichkeit, dass wir helfen konnten?

Gerade saßen wir in einem kleinen Motel nahe der Autobahn. Vom Auto aus hatten wir den Fall nicht aufnehmen können, daher waren wir kurzfristig hier untergekommen. Doch auch das hatte nicht großartig weitergeholfen. Durch zahlreiche Telefonate hatten wir Kollegen losgeschickt, die die Mädchen befreien und zurückbringen sollten.

Aber man konnte sich auf nichts verlassen. Vor etwa einer Stunde hatte ich eine Nachricht von Professor Brehmer erhalten, der mir verkündete, dass etwas nicht stimmte. Sein Sohn habe sich schon seit längerer Zeit nicht mehr gemeldet, obwohl der Streifenwagen mit ihnen schon längst bei den Mädchen angekommen sein musste.

Nachdem eine Fahndung nach diesem herausgeschickt worden war, hatten Kollegen eine Verfolgungsjagd auf der Autobahn gemeldet. Straßensperren wurden errichtet, die Hochstapler aufgehalten. So lautete der Plan. Aber bislang hatte mir noch niemand sagen können, ob dieser auch in die Tat umgesetzt worden war.

Hatte es Zwischenfälle gegeben? War etwas Schlimmes passiert? Wie ging es den Jugendlichen? Was war mit den Jungen? Hatte man die Mädchen befreien können? Waren die Kriminellen geschnappt worden?

So viele Fragen und doch konnte ich keine davon beantworten. Nun wusste ich wie sich Angehörige bei Fällen wie diesen fühlten. Die Ungewissheit war unerträglich. Dabei sollte ich besser Bescheid wissen. Schließlich war ich Polizistin, wenn auch gerade außer Dienst, weil ich mich eigentlich im Urlaub mit meinem Mann befand.

"Willst du nicht endlich Feierabend machen? Es ist schon nach Mitternacht", wies mich dieser gerade hin. 

"Aber die Kinder!", widersprach ich sofort.

"Morgen ist doch auch noch ein Tag", meinte Harald daraufhin.

Gähnend stand er hinter mir und versuchte seine Augen offen zu halten. Es war ein harter Tag für uns beide gewesen. Jedoch konnte ich noch nicht an Schlaf denken. Die Ungewissheit und die Angst hielten mich wach.

"Aber ich kann doch nicht einfach schlafen gehen!", warf ich verständnislos ein.

Verstand er denn nicht, dass ich mir Sorgen machte? Das hier war kein normaler Fall, sondern einer der Sorte, der mir ans Herz ging. Die sechs Jugendlichen waren mir in den letzten Jahren symphatisch geworden. Wir hatten schon viel mit ihnen durchgemacht. Ich konnte sie doch nicht einfach im Stich lassen!

"Doch kannst du", erwiderte mein Mann.

"Woher wissen wir denn, dass sie nicht doch noch unsere Hilfe brauchen?", fragte ich weiter. Ich konnte nicht loslassen.

"Es wird ihnen gut gehen", versuchte er mich weiter zu besänftigen. 

"Du weißt es doch auch nicht", sagte ich.

Er hatte es nicht leicht mit mir. Wenn ich mir erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann blieb ich auch stur. Ich wollte doch nur die Gewissheit, dass alles in Ordnung war. Ich wollte ruhig schlafen können und mir nicht Gedanken machen müssen, was wohl alles schief laufen könnte, nur weil ich nicht an Ort und Stelle war.

Das letzte Mal Allein gegen die Zeit (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt