9. Kapitel - 16:00 Uhr

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16:00 Uhr


Tanjas POV

Geschockt blickte ich nach vorne auf die Straße. Was war das denn eben gewesen? Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht wahr sein. Die ganze Zeit hatte ich so etwas befürchtet. Doch hatte ich meine Bedenken für schwachsinnig gehalten. Dabei waren sie nun zur bitteren Wahrheit geworden. Warum passierte das? Warum musste das geschehen? Ich konnte es einfach nicht glauben. Wahrhaben wollte ich es nicht.

„Schatz, was ist los?“

Ich wollte ihm sofort alles erzählen, doch plötzlich ging das nicht mehr. Die Worte blieben mir im Halse stecken.  Ich brachte keinen einzigen Ton hervor. Es gelang mir nicht etwas zu sagen. Dazu war ich nicht fähig. Es ging einfach nicht. Ich konnte nur an die wenigen Worte denken, die sich in meinem Kopf immer und immer wieder abspielten. Das machte mich ganz verrückt.

„Was ist passiert?“

Das arme Mädchen. Was hatte sie nur für ein Pech? Normal war das bald nicht mehr. Immer wieder gerieten sie und ihre Freunde in gefährliche Situationen. Warum passierte das nur? Was machte sie falsch, dass sie immer wieder mit derartigen Ereignissen konfrontiert wurde. Wie konnte ich ihr nur helfen? Wie sollten wir sie aus dieser scheinbar ausweglosen Situation befreien? Es musste einen Weg geben, aber wie fand ich diesen?

„Tanja, nun sag doch was!“

Meinen Mann hatte ich schon fast wieder vergessen. Schon leicht panisch redete er auf mich ein, während ich mechanisch den Blick nach vorne auf die Straße gerichtet hatte und mit gleichmäßiger Geschwindigkeit die Autobahn entlangfuhr. In seinem Blick lag Besorgnis. Ihm war klar, dass nicht alles in Ordnung war. Etwas Schlimmes war passiert.

„Die Kinder… den Kindern ist etwas zugestoßen. Das war Leonora… Sie war ganz hektisch, stand total unter Angst. Ich hab sie nur schwer verstanden. Die Verbindung war so schlecht. Oh nein…“, brachte ich schließlich hervor.

Mehr konnte ich nicht auf einmal sagen, wenn ich nicht die Kontrolle verlieren wollte. Ich musste ruhig bleiben, sonst baute ich noch einen Unfall. Das würde dann weder den Kindern, noch uns etwas nutzen. Ich musste mich beruhigen und eine kluge Entscheidung treffen.

„Was hat sie gesagt? Was ist mit ihr?“, bohrte Harald weiter.

Er ließ nicht locker, wollte unbedingt wissen was los war, damit er mir weiterhelfen konnte. Doch es ging nicht. Ich konnte meine Gedanken nicht so sortieren, dass ich ihm eine sinnvolle Antwort geben konnte. Es lag allein an mir nachzudenken und einen Plan zu formen. Er konnte mir in diesem Moment nicht helfen.

„Sie… Oh Gott, wir hätten das nicht zulassen dürfen. Ligacelli da draußen auf freiem Fuß…“

Meine Gedanken überschlugen sich. Leonora kannte den Mann nicht. Daher hatte sie seinen Namen nicht erwähnen können. Dennoch war ich mir ziemlich sicher, dass sie sich in der Gewalt seiner Männer befand. Etwas anderes konnte nicht passiert sein. Oder waren dort draußen noch mehr Kriminelle am Werk? Hatten wir es mit viel mehr Verbrechern zu tun, als wir im Moment einschätzen konnten?

Eigentlich war es egal, um wen es sich bei dem Entführer handelte. Schließlich würde es gegen keinen Kriminellen leicht werden. Egal wer hinter der Sache steckte, egal welche Motive sich hinter der Entführung verbargen, wir mussten handeln. Ohne Verstärkung würde uns kein Gegenschlag gelingen, aber eines war klar: Wir mussten etwas tun!

„Fahr erst mal bei der nächsten Raststätte raus und dann sagst du mir noch einmal ganz in Ruhe, was sie gesagt hat. Die Zeit können wir uns nehmen“, versuchte Jacobs mich zu beruhigen, jedoch machten seine Worte mich noch unruhiger.

Das letzte Mal Allein gegen die Zeit (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt