Kapitel 5: 12:00 Uhr
Tanjas POVDie Fahrt auf der Autobahn verlief ruhig. Es waren nicht viele Fahrzeuge unterwegs und so war es ein leichtes den Schildern zu folgen und sich dieses Mal nicht zu verfahren. Da wir durch unseren Beruf die Bewältigung langer Strecken gewohnt waren, verfuhren auch auf dieser Fahrt in unserem eingeübten Schema. So hatten wir vor einer halben Stunde angehalten und ich hatte das Steuer übernommen, damit Harald ein wenig schlafen konnte. Derzeit sah es aber nicht so aus, als hätte er das nötig.
„Weißt du, was ich mich frage? Wie will der Ligacelli das ganze Kokain denn eigentlich transportieren? Ich meine, wenn der so gute Kontakte zur Mafia hat, wird er sicher auch schon erfahren haben, dass die Polizei in Alarmbereitschaft ist“, wollte ich daher von ihm wissen. Schon seit einiger Zeit wanderte mir diese Frage im Kopf umher, ich hatte mich nicht getraut, sie auszusprechen, da ich wusste, er würde sich nur Sorgen um mich machen. Doch nun hielt ich es nicht mehr aus. Ich wollte Antworten.
„Glaubst du wirklich? Unsere Kollegen sind sicher nicht schlampig und geben diese Informationen unversiegelt weiter“, erwiderte Harald. Natürlich war er überzeugt von der fantastischen Arbeit der Polizei. Schließlich hatte er noch nicht gesehen, wie wenig davon tatsächlich auf dem vorgegebenen Niveau verrichtet wurde. Es gab so viele Schlupflöcher, dass Kriminelle ein leichtes Spiel hatten.
„Es reicht doch schon, wenn sie den Polizeifunk abhören können. Vielleicht haben sie auch die Handynummer eines Beamten und können darüber Gespräche abhören. Die Mafia hat ihre Methoden. Sonst wären sie ja nicht so gefährlich und schwer aufzuspüren“, listete ich einige Möglichkeiten auf. Die Sache mit dem Polizeifunk wurde auch häufig in Filmen thematisiert, sodass man sich eigentlich sicher sein konnte, dass dies auch in Wirklichkeit funktionierte.„Damit könntest du Recht haben“, gab mein Mann schließlich zu. Natürlich hatte ich Recht! Er musste langsam einsehen, dass meine Aussagen meistens der Wahrheit entsprachen.
Vor einigen Jahren war ich einmal mit einem Fall beschäftigt gewesen, bei welchem uns die Täter immer einen Schritt voraus waren und wir uns nicht erklären konnten, warum wir sie nicht überführten. Schlussendlich stellte sich heraus, dass sie unsere Strategie, egal wie weit sie auch verschlüsselt wurde, über den Funk mitverfolgten und so ihre Planung abänderten. Zum Glück erkannten wir dies und setzten sie auf falsche Fährten. Doch es konnte immer wieder geschehen. Der Funk wurde weiterhin genutzt.
„Wenn er jetzt also weiß – wovon ich ausgehe, dass vermehrt Kontrollen durchgeführt werden. Wie schmuggelt er dann unauffällig Kokain über die Grenzen? Kleine Mengen wären sicher einfach in einem PKW zu verstauen, ohne dass der Zoll etwas davon ahnt, doch wenn er wirklich einen großen Deal plant, braucht er doch Transporter oder gar einen LKW. Das fällt doch auf, oder?“, bemerkte ich, während ich gleichzeitig nach solchen Fahrzeugen Ausschau hielt.Vielleicht war er schon längst an uns vorbeigefahren und wir hatten es nicht vernommen, weil wir uns zu sehr auf unseren Urlaub konzentriert hatten.
Ich hatte zwar überhaupt keine Ahnung, wie ein Drogenschmuggel funktionierte, jedoch hatten mir einige Kollegen von Razzien erzählt, in welchen sie beteiligt waren. Die Schmuggler versteckten ihre Waren an den verrücktesten Orten und dachten sich immer neue aus, damit wir Ewigkeiten suchen konnten. Viele blieben sicher unbemerkt, doch einige Verstecke wurden gefunden.
„Vielleicht ist er ja nicht alleine und hat Komplizen. Auf mehrere Fahrzeuge aufgeteilt ist ein Schmuggel sicher möglich. Dann hat er auch nicht so viele Verluste, falls ein Wagen untersucht wird und wir das Kokain sicherstellen können“, vermutete Jacobs. Aber diese Schlussfolgerung schien für mich nicht einleuchtend. Es passte nicht zu Ligacelli. Dieser Mann war anders als die typischen Drogenkuriere. Er war etwas Besonderes, wenn auch im negativen Sinne.
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Das letzte Mal Allein gegen die Zeit (Fanfiction)
Fiksi Penggemar[Fortsetzung von "Das Abenteuer geht weiter"] Ein letztes Mal verbringen die Freunde Leo, Ben, Özzi, Sophie, Jonas und Jasmin Zeit miteinander. Es ist die Abschlussfahrt vor ihrem Abitur, nachdem sich ihre Wege trennen werden. Doch was als harmlose...