Opfer

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PoV Aragorn
Mit zitternden Knien und aufgerissenen Augen starrte ich auf die Quelle des Lichtes. Mit blankem Entsetzen konnte ich bloß noch machtlos zusehen, wie orange rote Flammen an den alten Baumstämmen empor krochen, und die Luft mit einem lauten Knistern erfüllten. Der sonst warme Schein der Flammen hatte nun nichts magisches mehr an sich. Alles was von der gierigen Hitze eingeschlossen wurde, starb einen qualvollen Tod durch sie. Wie eine kleine Gruppe von Elben, welche zwischen mehreren Bäumen zusammengetrieben worden war, und nun von den Flammen umschlossen wurde.

Gerade jetzt, wo der Regen so willkommen gewesen wäre, setzte er aus, und überließ die Bäume schutzlos ihrem Tod. Mir kam es vor, als wäre es für einige Minuten vollkommen still gewesen, bis sich der Kampfeslärm wieder erhob. Diesmal noch untermalt von dem Geknistert der Flammen und zusätzlichen Schmerzensschreien. Doch nicht denen der Orks. Mit einem lauten Schrei stürzte ich mich wieder auf die Menge der Angreifer. Wo könnte Legolas sein? Er war wertvoll als Gefangener, niemand würde ihn einfach so herumlaufen lassen, also wo könnte so ein Ort sein? Sie hatten von Südwesten angegriffen, weshalb es logisch war, dass die größte Menge an Elben von Nordosten erwartet wurde.

Je näher ich mich also dem Ursprung des Angriffs näherte, desto höher war die Chance ihn zu finden. Doch würde es nichts bringen einfach zurückzulaufen, ich wusste ja, dass er sich dort nicht befand. Ich würde es wohl am ehesten im Westen versuchen. Mit meinem neuen Ziel vor Augen begann ich, gegen die Masse der Orks anzukämpfen, doch es war unmöglich. Ich konnte die Kraft nicht mehr aufbringen, mich gegen die Feinde zu wehren.

Also traf ich einen Entschluss. Ich könnte vielleicht nicht mehr am Boden kämpfen, doch wäre ich auch von den Baumwipfeln eine Gefahr für die Orks. Kurzerhand erklomm ich schnell den nächstbesten, noch nicht in Flammen stehenden Baum, und begann zu klettern. Bei jeder Bewegung protestierte jeder einzelne Muskel meines Körpers, und ich musste aufpassen, nicht herunterzufallen. Was ich nicht bedacht hatte war, dass je höher ich stieg, desto verrauchter wurde auch die Luft.

Der beißende Rauch brachte meinen schon gereizten Augen zum Tränen, er kroch in meinen Hals und meine Lunge, und brachte mich immer wieder zum Husten. Von Zeit zu Zeit schoss ich einen unkoordiniertn Pfeil nach unten durch das Blätterdach, und hoffte einen der Orks zu treffen. Da ich immer wieder Quieken hörte, nahm ich an, dass zumindest einige dieser Pfeile ein geeignetes Ziel zu finden schienen. Halb stolpernd halb kletternd bewegte ich mich so von Ast zu Ast, während ich immer schlechter atmen konnte. Ich war kurz davor mich mit den Elben, welche ich noch finden konnte, einfach zurückzuziehen.

Doch diese Entscheidung wurde mir prompt abgenommen wurde, als zwischen den Ästen plötzlich ein weiterer, Vertrauter Hörnerklang zu mir herauf scholl, und ich durch den dichten Rauch und den nassen Schleier vor meinen Augen unter mir einen blonden Haarschopf erblickte. Krieger aus Imladris.

PoV Elrond
Angsterfüllt starrte ich auf die immer größer werdenden Flammen vor mir. Asfaloth wieherte immer wieder panisch, tänzelte zurück, und stieg mit seinen Vorderläufen in die Luft. Glorfindel hatte es mit den anderen Kriegern noch geschafft, über die Flammenwand zu springen, doch für mich war es nun unmöglich. Die orangene Hitze erhellte den mittlerweile dunklen Nachthimmel, und schickte tausende von kleinen Funken in den Himmel. Dank meiner guten Ohren konnte ich selbst von hier den Lärm der Schlacht hören.

Ein weiterer Grund, warum ich nun nicht einfach tatenlos hier warten konnte. Angst spürte ich schon lange keine mehr, sie wurde von Sorge und Wut vollständig verschluckt. Ich drehte mit Asfaloth ab, und ließ den nervösen Hengst angaloppieren. ,,Noro lim, Asfaloth.", flüsterte ich ihm beruhigt ein seine langen Ohren, und spürte. Wie sich der kräftige Körper unter mir in den langen Sprüngen entspannte. Ich ritt dicht am Waldrand nordwärts entlang, so würde ich westlich des Palastes in den Wald über die alte Straße eindringen können. Das Gebüsch rechts von mir, erschien zu dicht und zu dunkel um es sicher überspringen zu können. Wenn man das Problem mit den Flammen außer acht ließ.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich den schmalen, fast zugewachsenen Weg erreicht, welchen die Flammen noch nicht verschluckt hatten. Sofort bog der weiße Meara in den Pfad ein, und augenblicklich wurden wir von den Schatten des Düsterwaldes verschluckt. Ich war gezwungen langsamer zu werden, als Asfaloth immer öfter über Wurzeln stolperte, und der Lärm immer näher kam. Als der erste Orks rückwärts durch das Gebüsch brach, oder eher stolperte, hatte dieser nicht einmal mehr genug Zeit um zu realisieren wie ihm geschah, als ich ihn schon geköpft hatte.

Ich konnte förmlich spüren, wie augenblicklich Adrenalin durch meine Adern gepumpt wurde, und mich bereit machte. Asfaloth machte ihnen letzten, großen Satz über einen Baumstamm, brach dann durch mehrere, hohe Büsche, und brachte mich auf eine Lichtung. Wie eine Wand empfing mich nach den Blättern urplötzlich ein unglaublicher Lärm. Hart wurde ich gegen den Hals des Hengstes geschleudert, als dieser plötzlich stehen blieb. Wir befanden uns auf einer lang gezogenen Lichtung, an deren Rändern einzelne Flammen die Bäume empor züngelten.

Zu meinem Entsetzten schienen es jedoch deutlich mehr Orks als Elben zu sein, welche gerade gegeneinander kämpften. Der Boden war übersäht von toten Körpern, sowohl Orks als auch Elben. Es tat mir in meiner Seele weh, als ich auch einige Krieger aus Imladris erkannte. Ihre goldenen, noldorischen Rüstungen glänzten Rot im Schein der Flammen, welches sich mit ihrem silbrig-roten Blut vermischte.

Entschlossen trieb ich Asfaloth noch einmal an, und preschte mit ihm über die Lichtung. Der Qualm biss mir in die Augen, und erschwerte meine Sicht, doch trotzdem Hieb ich mit meinem Schwert immer wieder auf die Kreaturen ein. Ich versuchte mir ein ungefähres Bild der Lage zu machen, was durch den Umstand, dass die Elben welche sich noch auf der Lichrung befunden hatten zurückgedrängt wurden, und ich gezwungen war mich von der Lücke zwischen den Bäumen zurückzuziehen, nicht unbedingt erleichtert wurde.

Ich schaffte es, mich weiter vor zu kämpfen, als ich erstarrte. Dort, halb unter einem Gebüsch lag der Körper eines blonden Elben. Panisch sprang ich aus dem Sattel, und rannte zu dem Körper hinüber.
,,Glorfindel! Mach die Augen auf! Bitte! Sieh mich an!", flehte ich den Lockenschopf an, von welchen ich jedoch keine Reaktion erhielt. Entsetzt erkannte ich einen großen, tiefroten Blutfleck auf seinem Brustkorb, und mehrere weitere, teils kleinere Wunden. Zitternd legte ich meine Hand an seinen Hals, und konnte förmlich spüren, wie sich ein unglaubliches Gewicht von meiner Seele löste. Er lebte noch.

Doch das würde er nicht mehr lange, wenn er so schwer verletzt noch lange im Matsch herumliegen würde. Ich sah mich um und erkannte, dass es niemanden gab, der helfen konnte. Die einzigen welche sich noch auf der Lichtung befanden, waren die wenigen Leichen der Orks, welche zahlreich von denen der Elben überdeckt waren. Mit Tränen in den Augen, welche nicht von dem Rauch herrührten, erkannte ich etwas. Es war egal wer jetzt noch lebte, und wer noch kämpfte. Der Wald war gefallen.

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Sieht wohl doch nach ner Trilogie aus🌚

Le melin, calad ninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt