Abschied

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PoV Glorfindel
Lächelnd beobachtete ich das friedliche Gesicht meines schlafenden Geliebten. Es hatte ewig gedauert, bis er endlich im Reich der Träume versunken war, bis er es Eru sei dank dann irgendwann geschafft hatte. Wir waren beide sowohl schockiert als auch mitgenommen von den vergangen Ereignissen, obwohl ich das Gefühl hatte, dass es für ihn deutlich schwerer zu verdauen war.

Ich erinnerte mich noch gut daran, wie er mich mitten in der Nacht Tränenüberströmt aufgeweckt hatte, nur um einige vollkommen unverständliche Sätze zu faseln. Das einzige was ich verstanden hatte, war, dass es in irgendeiner Art und Weise um Elladan ging. Ich hatte ihn einfach im Arm gehalten um ihm irgendwie ein bisschen Trost zu spenden. Später waren dann zwei Heiler gekommen, um nach ihm zu sehen. Und da er bis dahin noch immer nicht ganz bei sich war, hatten diese mir dann erklärt, was passiert war.

Den Rest der Nacht hatten wir nichts anderes getan, als zusammen auf dem Sessel zu sitzen, zu versuchen uns gegenseitig ein wenig Trost zu spenden, und am besten einzuschlafen. Er hatte es tatsächlich geschafft, doch ich noch nicht. Aber ich wollte es auch gar nicht. Ich wollte viel lieber hier sitzen, seine Tränen sanft von seinem vollkommenen Gesicht wischen, und einfach alles Grauen zu vergessen, welches dort draußen in der Welt existierte.

Mit einem leisen Stöhnen versuchte ich mich nun, so gut es eben mit einem Erestor auf einem Schoß ging, zu strecken, denn auch ich spürte langsam wie sich Müdigkeit in meine Glieder schlich. Durch das schier endlose Weinen hatte ich viel Energie eingebüßt, Energie, welche ich nun versuchte wiederzuerlangen. Vorsichtig strich ich dem aufgelösten Berater eine Strähne der Schwarzen Haare aus dem Gesicht, und wischte immer wieder die aufkommenden Tränen von seinen Wangen. Er weinte selbst im Schlaf.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Beobachtungen, und ich sah verwundert zu, wie sich die Tür öffnete, und ein Elb hereintrat. ,,Lord Glorfindel. Ich habe euch etwas überaus wichtiges mitzuteilen.", setzte dieser nun an, seiner Kleidung nach zu urteilen, war er ein Heiler. ,,Ist es sinnvoll, dass es auch Hîr Erestor erfährt?", erwiderte ich leise, denn ich wollte ihn nicht für eine Nichtigkeit wecken. ,,Nun, wenn ihr ihn nicht wecken wollt, kann ich das verstehen. Vielleicht ist es besser, wenn ihr es ihm erst erzählt, wenn es ihm besser geht.", antwortete er mir, was mich nur noch mehr beunruhigte. Was war passiert, dass so dramatisch zu sein schien?

,,Ich muss euch warnen, es werden keine einfachen Informationen für euch sein.", setzte der braunhaarige wieder an, und ich spürte, wie ich immer unruhiger wurde. Auffordernd starrte ich ihn an, was ihn dazu bringen sollte, endlich damit herauszurücken. ,,Wie ihr wisst, ist Hîr Elladan verstorben. Kurz darauf fanden wir auch seinen Bruder Elrohir tot in seinem Zimmer. Lord Elrond hat es nicht verkraftet, er brach zusammen. Im Nachhinein konnten wir nun feststellen, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit vergiftet worden ist. Und zwar nicht mit etwas herkömmlichen, sondern mit einer seltenen, aus dem Süden stammende Pflanze. Da nur wenige zu solchen Mitteln Zugang haben, fiel der Verdacht auf Aran Thranduil. Er wird Imladris verlassen müssen, dafür sorgte Elenwe.", erklärte er mir, immer leiser werdend, um dann zu Boden zu sehen.

Für einige Momente sagte oder dachte ich gar nichts, während gleichzeitig doch tausende Gedanken durch meinen Kopf wirbelten. Wie ein undurchdringlicher Schneesturm, welcher unaufhörlich in meinem Kopf wütete. Elrond war vergiftet worden, und Elladan und Elrohir tot? Beide Zwillinge. Einfach so, weg. Ich spürte einfach nur, wie sich meine ganze Seele zusammenzuziehen schien. Was hatte die Familie getan, um ein derart grausames Schicksal zu verdienen?

Zuerst Clebrian, dann Elladan, Elrohir, und der Lord. Doch was war mit Arwen? Wie ging es ihr? Und was sagte sie dazu? Und warum sollte Aran Thranduil etwas damit zu tun haben? Hatte er ihn wirklich vergiftet? Und warum? Der sowieso immer stärker werdende Schneesturm wurde nun zusätzlich noch von Fragen über Fragen durchzogen.

,,Was?", erwiderte ich ganz einfach, da es das einzige war, was ich gerade noch so zustande brachte. Das es weder sinnvoll, noch wirklich geistreich war, interessierte mich in diesem Moment herzlich wenig. Der Elb wiederholte exakt das, was er mir schon versucht hatte beizubringen, doch noch immer schaffte ich es nicht, diese Informationen in meinen Kopf zu bekommen. Doch die wichtigste Frage, war, warum Elenwe so etwas tun würde. Ja, er war treu unseren Lord gegenüber, doch er war nicht immer in der Lage, eine klare Grenze zu ziehen.

Hatte er Beweise? Wenn ja, welche? ,,Danke, ich werde Erestor darüber informieren.", erwiderte ich dem noch immer wartenden Elb, welcher ein kleines Lächeln zustande brachte, und den Raum dann verließ. Und somit war ich allein, mit meinem schlafenden Geliebten, tausenden Fragen und einem stechenden Gefühl in meinem Herzen.

PoV Thranduil
Sanft strich ich über den warme Hals von Bôr, welcher ein wohliges Schnauben von sich gab, und seinen Kopf hängen ließ. Entkräftet fiel mein Kopf auf seine Schulter, während ich mir die letzten Stunden noch einmal durch meinen Kopf gehen ließ. Es hatte sich herausgestellt, dass Elenwe der Stellvertreter von Elrond war, solange wie Erestor nicht dazu in der Lage war. Er hatte also das Recht, mich zu bitten zu gehen.

Trotzdem hatte ich natürlich alles versucht um zu bleiben, doch alles hatte nichts gebracht. Ich hatte mir selbst eingestehen müssen, dass es besser so war. Was mich allerdings wirklich erzürnte, war, dass ich mich noch nicht einmal von Elrond verabschieden konnte. Sie hatten mich nicht zu ihm gelassen, selbst nicht unter Aufsicht. Am liebsten hätte ich dem verfluchten Elben meinen Dolch zwischen die Rippen gerammt, jedoch wäre das vermutlich nicht förderlich für unser Verhältnis gewesen.

Und so stand ich nun hier, bereit zum Aufbruch. Oder zumindest war ich es äußerlich, obwohl sich meine gesamte Seele dagegen wehrte. Ich konnte Elrond nicht allein lassen, doch war es wohl der einzige Weg, um dem ein Ende zu machen. Und was war mit Legolas? Er müsste doch mit den anderen Kriegern allerspätestens heute Abend hier sein, warum durfte ich nicht so lange hier bleiben? Dich hatte ich wohl keine Wahl, wenn ich eine körperliche Auseinandersetzung vermeiden wollte.

Alles was ich hatte tun können, war, zwei Briefe zu hinterlassen, einen für Elrond, und einen für meinen Sohn. Auf beide erwartete ich keine Antwort, denn Elenwe würde wohl kaum einen Boten über eine derart gefährliche Strecke schicken, besonders, wenn er mich erreichen sollte. Bevor ich mich noch weiter in meine unbändige Wit auf diesen Elb hineinsteigern konnte, schwang ich mich mit einer weniger Eleganten Bewegung auf den Rücken des jungen Hengstes, wobei ich einen Schmerzenslaut nur mit Mühe unterdrücken konnte.

Schwach hab ich ihm nun das Signal für den Start, und mit sanften Bewegungen trabte er aus dem Stall, auf die wartenden Krieger zu. Als ich an ihnen vorbei geritten war, formierten sie sich, und ließen ihre Pferde hinter dem meinen traben, über die Brücke, den Fluss und auf den schmalen Gebirgspfad. Ein letztes Mal blickte ich über die Schulter, und konnte beobachten, wie die warmen Strahlen der Sonne langsam begannen, den friedlich wirkenden Ort in ein goldenes Licht zu tauchen, während sich Angst und Trauer immer tiefer in mein Herz gruben.

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Was macht man, wenn man zwei Stunden Philo frei hat?😂

Le melin, calad ninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt