Wiedersehen

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PoV Elladan
Ich konnte es noch immer nicht glauben, das ich meine schlechtere Hälfte nun wieder an der Backe hatte. Irgendwie war ich aber auch dankbar dafür, ohne ihn war es schon ein bisschen langweilig gewesen, wenn auch es vielleicht ein halber Tag in Mittelerde Zeitrechnung gewesen war, immerhin! Die ,Stadt' in der wir nun lebten hatte wirklich verblüffende Ähnlichkeit mit den Erzählung von Gondolin, weißer Stein, filigrane, vergoldete Springbrunnen, silberne Ranken und vieles mehr. Unzählige Elben wohnten hier, und dennoch wurde es nie zu voll, jeder hatte Platz genug. Das einzige was fehlte, war ein Palast, ein Herrenhaus oder so etwas dergleichen. Es gab niemanden der hier regierte, jeder war gleichgestellt. Egal ob man in seinem früheren Leben Soldat, Schreiber, Bauer oder Adeliger gewesen war, vor den Valar waren alle Leben gleich. Ich war selbst überrascht wie angenehm das war, man hatte nicht mehr diesen besonderen Status, es interessierte nur noch wer man war, die Persönlichkeit zählte.
Meine beiden neuen Bekannten hatten tatsächlich nicht gelogen, diese Stadt hatte wirklich verblüffende Ähnlichkeit mit Gondolin, auch wenn ich sie nur aus Büchern und Erzählungen anderer Elben kannte. Jeder hatte hier sein eigenes kleines Haus, immer so groß wie es zu einem passte, weshalb bei mir eine große Kochstelle und ein weiches Bett vorhanden waren. Viel mehr tat ich ja auch eigentlich nicht, denn ich hatte herausgefunden, dass man hier so viel essen konnte wie man wollte, es machte nichts aus. Das war schon ein Pluspunkt, den Mittelerde nicht zu bieten hatte. Da hieß es immer, ,achte etwas auf deine Figur' oder ,jetzt iss das doch nicht auch noch Elladan'. Das gab es hier nicht. Immer wenn es einen Neuankömmling gab, erschall die kräftige Glocke der Stadt, welche sich an den Berghang schmiegte. Was mir sofort aufgefallen war, war dass es hier ausschließlich Elben gab. Menschen oder gar Zwerge sah man hier nicht, wo die nach ihrem Tod vegetierten wusste hier niemand, aber Gerüchte gab es wie in der anderen Welt genauso. Und du Zeit war komisch. Elrohir hatte mir später erzählt, dass er nur wenige Stunden nach mir gestorben war, in dieser Welt hier bei Mandos waren es allerdings knapp zwei Wochen gewesen, was schon bemerkenswert war. Und ich würde den Moment wo ich Elrohir dann gesehen hatte, den würde ich wohl nie wieder vergessen.

Zwei Jahre in Mittelerde Zeitrechnung zuvor
Ich hatte mich schon so halb eingelebt, aber meinen Zwilling würde ich wohl immer vermissen. Es war alles irgendwie leer, trostlos und dunkel ohne ihn. Selbst in einer so hellen, fröhlichen Stadt wie hier. Oft wünschte ich mir, meinem Vater so viele Dinge gesagt zu haben, die ich nie gesagt hatte. Aber das würde nie mehr möglich sein, ich musste damit leben nie den Streit aus dem Weg geräumt zu haben. Lindir war in dieser Zeit wirklich eine Stützte, er zeigte mir die Stadt, die Wiesen, Wälder und Flüsse, er machte mich mit anderen Elben bekannt und verbrachte viel Zeit mit mir. Manchmal saßen wir einfach nebeneinander und schwiegen, lasen oder aßen gemeinsam. Ich hatte mich entschlossen noch einmal die Stelle aufzusuchen, an der ich erwacht war. Faldrion zufolge landete jeder Elb an einer anderen Stelle, ob das Zufall oder geplant war wusste er nicht, woher auch. Ich hatte den Waldrand erreicht, und trat nun in die angenehme Kühle unter den Bäumen. Es schien hier Sommer zu sein, weshalb es ich dementsprechend warm war. So leise wie möglich, also lautlos, erwehre ich mich unter den Bäumen fort, lauschte dem sanften Zwitschern der Vögel und dem Wind der die Blätter zum Flüstern brachte. Ich wusste nichtmal genau warum ich zu diesem Ort zurückwollte, es war wie ein Drang, den ich nicht mehr länger unterdrücken sollte und konnte. Ich war nun schon eine ganze Weile unterwegs, jedoch noch lange nicht dort wo ich hinwollte. Aber ich hatte ja schon bei meiner Ankunft herausgefunden wie groß der Wald war. Wie lange ich nun unterwegs war wusste ich allerdings nicht, mein Zeitgefühl hatte schon immer etwas zu wünschen übrig gelassen. Mich trennte noch ein Gebüsch von meinem Ziel, ich streckte meinen Arm aus um die Äste zur Seite zu schieben, und erstarrte. Dort lag jemand. Anscheinend ein Neuankömmling, jedoch sah er irgendwie vertraut aus, wie er da auf dem Bauch lag, das Gesicht von mir weg gerichtet zu dem kleinen Teich hin, die schwarzen längeren Harre etwas wirr über den Rücken fallend. Langsam näherte ich mich dem Elben, und drehte in auf den Rücken. Als ich sein Gesicht sah, durchflutete mich eine Mischung aus Glück, Schock und Freude, und ich musste einen Aufschrei unterdrücken. Es war Elrohir! Mein Zwilling war hier! Ich war nicht mehr allein, ich wäre es nie wieder! Aber warum war er hier? Warum war er Tod? Und wie war er gestorben? Aber das hatte alles Zeit, jetzt wollte ich erstmal da sein, wenn er aufwachte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sein Gesicht eine Regung zeigte. Langsam fing es an zu dämmern, hoffentlich würde er nicht noch allzu lange brauchen. Als er es dann endlich auch mal geschafft hatte die Augen zu öffnen, erkannte ich sofort Verwirrung und Ungläubigkeit in ihnen, die sich sofort in etwas Warmes wandelte, bevor er mir ohne Vorwarnung um den Hals fiel. ,,Oh Elladan! Ich bin so froh das es dir gut geht.", schluchzte er in meine Schulter hinein, und auch ich spürte wie mir die Tränen kamen. ,,Es ist alles wieder gut. Ich bin da, ich werde immer da sein.", flüsterte ich mit erstickterem Stimme in sein Ohr, denn ich wusste nicht wie ich mit dem Gefühlschaos umgehen sollte. Es war schon dunkel, als wir uns wieder lösten, aber wir hatten es beide gebraucht. Nasse Spuren der Tränen liefen an seinen Wangen hinab, jedoch lächelte er mich so glücklich und zugleich erschöpft an, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ich spürte das auch meine Wangen Gewicht waren, aber das interessierte mich herzlich wenig, ich hatte gerade meinen Zwilling zurückbekommen! ,,Wo sind wir hier Elladan?", fragte er mich dann leise, seine Verwunderung war ja auch verständlich. ,,Wir sind in Mandos Hallen. Du weißt ja sicherlich, dass ich tot bin, ich kam schon vor zwei Wochen her. Allerdings weiß ich nicht ob die Zeit genauso ist wie in Mittlerde. Das heißt aber auch, dass du gestorben sein musst! Warum bist du tot, Elrohir?", erwiderte ich ihm, konnte aber den sorgenvollen Klang meiner Stimme nicht verhindern. ,,Ich glaube das ist eine lange Geschichte. Wo sollen wir denn jetzt hin? Wie funktioniert das alles hier?", fragte er weiter, woraufhin ich automatisch zu grinsen begann. ,,Das zeige ich dir!", grinste ich ihn an, sprang auf, zog ihn auf die Beine und lief mit ihm im Schlepptau los. Es würde jetzt alles gut werden, und hoffentlich wusste das auch Ada. Aber er wusste alles. Und vielleicht würde er irgendwann den Brief finden, den ich vor so vielen Jahren geschrieben hatte. Aber nun galt es erstmal Elrohir zu helfen und alles zu erklären, womit ich auf dem Weg durch den Wald auch sofort begann. Das würde eine schöne Ewigkeit werden.

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Hallo💕
Jaaaaaaaa die Geschichte geht weiter🥳
Ich hoffe meine Idee zu dem Schreibstil gefällt euch, alle offenen Fragen aus dem vorherigen Buch werden im Laufe der Kapitel erklärt😊
🐍💕

Le melin, calad ninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt