Kapitel 6

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Alea wartete schon im Garten auf Orion. Sie hatte einen Flex an, denselben, der auch in ihrer Kajüte lag, als seine Männer ihr Schiff durchsucht hatten.

„Ich freue mich auch", sagte er auf Hajara, als er ihre Aufregung bemerkte. Er ließ sich nichts davon anmerken, dass ihre Freude gerade in seinen Kerkern saßen.

„In den letzten elf Jahren war ich immer nur allein dort unten. Es ist toll, mal wieder mit jemandem zusammen hinunterzuschwimmen!" Orion gab ihr eine Trillerpfeife, mit der man Robben rufen konnte, und ein kleines Fläschchen Anti-Magikum.

„Was ist das?", wollte Alea wissen.

„Das erkläre ich dir, wenn wir im Wasser sind." Er band ihr die Ketten um den Hals, an dem die zwei Gegenstände hingen. Dann durchquerten sie den Garten der Villa Konungur und erreichten über einen Pfad den Strand. Die Bucht war menschenleer und hinter einem Felsen lag das Beiboot der Kinder.

Das Beiboot.

Das Schiff!

Es schaukelte immer noch auf dem Wasser.

Orion hatte gar nicht daran gedacht, dass er es verschwinden lassen musste – schließlich waren die anderen Kinder ja offiziell schon losgesegelt. Es biss sich ärgerlich auf die Unterlippe, als Alea plötzlich aufgeregt in eine Richtung wedelte.

„Dort!", rief sie. „Der Mann da!"

Orion folgte ihrer ausgestreckten Hand. „Hm?"

„Das gibt's doch nicht!"

„Was gibt es nicht?"

„Da war ein Mann."

Aha. Prinz Cassaras zeigte sich also auch mal wieder. Doch wieso war er noch da? Wollte er ihn an einen Deal erinnern, den er nicht einlösen konnte? Alea war schließlich jetzt bei Orion. Und der Umhang nicht. Wenn der Nixenmann also darauf wartete, bis Alea wieder Fahrt aufnahm, dann hatte er sich gewaltig geschnitten. Sie würde nämlich nicht noch einmal losfahren.

„Hier ist niemand", sagte Orion, nachdem er sich mit gespielt fragender Miene umgeschaut hatte. „Ja, sieht so aus."

Schließlich erreichten sie das Meer. „Bereit?", fragte er.

„Mhm."

Sie tauchten unter und verwandelten sich. Dabei beobachtete Alea ihn aufmerksam, und kurz darauf verwirrt.

„Was ist das?" Fragend blickte Orion sie an, obwohl er schon ahnte, was sie damit meinte. „Was denn?"

„Sie haben keine Farben!", sagte sie. „Da ist nur so ein... Schleier."

„Tatsächlich? Oh... Vielleicht liegt es an der Rofus-Verstärkung, die ich entwickelt habe. Ich füge meiner Rofus-Spritze einen bestimmten Mineraliencocktail bei, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Womöglich macht der diesen Schleier?" Oder vielleicht, ganz möglicherweise auch der Wandererblockierer?

„Sieht es sehr schlimm aus?"

Alea zuckte die Achseln. „Nein, nur ungewohnt."

Orion lächelte. „Sorry."

„Schon okay." Er nahm seine Trillerpfeife heraus und blies einmal kräftig hinein. Bei dem schrillen, hohen Ton zuckte Alea zusammen, doch der Doktor lachte.

„Der Pfiff klingt zwar schrecklich, aber er ist sehr effektiv." Es dauerte kaum eine Minute, bis er sah, wie sich etwas ihnen näherte. „Oh, da kommt meine Robbe ja schon", freute sich Orion und hielt der Robbe Leckerli hin. Dann legte er ihr ein Gerüst um, hielt sich daran fest und schnalzte mit der Zunge. Sie setzte sich in Bewegung.

Orions Spiel (Alea Aquarius Perspektivenwechsel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt