May ist vor einigen Tagen wieder aufgewacht, nachdem Peter fast einen Monat nur neben ihrem Bett verbracht hat. Er hatte sehr viel Zeit zum nachdenken.
Und jetzt schließlich ist er an einem stürmischen Samstagnachmittag das erste Mal seit Ewigkeiten wieder auf dem Weg ins Hauptquartier, auf dem Rücken einen schweren Rucksack.
„Mister Parker, wie schön, dass sie wieder da sind“, begrüßt ihn die Stimme von Friday als er durch den langen Flur läuft, auf dem Weg zu seinem Zimmer.
Er hat sie alle befreien können, durch Lokis Magie. Mit Stranges Hilfe hat er es geschafft, dem Gott die Steine abzunehmen.
Und seitdem hat Peter ihn nicht mehr gesehen.Ab und an haben Thor und Tony ihn im Krankenhaus aufgesucht, ihm Updates gegeben. Er weiß, dass Loki wieder im Hauptquartier gefangen ist. Dass es ihm soweit körperlich gut geht. Dass er erneut mehrere Jahre dort wird absitzen müssen. Dass er ein paar Mal nach ihm gefragt hat.
„Pete! Da bist du ja! Hättest du mir gesagt, dass du heute wiederkommst, hätte ich-“
„Schon gut, Tony“, grinst der Mensch und erwidert dessen stürmische Umarmung. „Ich hatte einfach Heimweh.“
„Dann willkommen wieder Zuhause.“In seinem Zimmer packt Peter die paar Sachen aus seinem Rucksack, die dort bleiben sollen, dann schnappt er sich die ganzen Bücher und macht sich auf den Weg.
Er weiß nicht, ob Loki ihm verziehen hat oder ob er ihn hasst. Ganz bewusst hat er diesen Monat völlig den Kontakt zu ihm abgebrochen, die Zeit genutzt um alles zu verarbeiten und über die Zukunft nachzudenken.Mittlerweile kann er dem Gott verzeihen. Hat sich entschieden, dass er zumindest versuchen will, mit ihm wieder eine Art Freundschaft aufzubauen. Nicht mehr. Nicht weniger.
Ihm ist bewusst geworden, dass sie einander gut tun können, in dieser Form. Aber nicht als romantische Beziehung. Dazu sind sie einfach zu verschieden.
Was Wade angeht, hat er auch von ihm eine Pause genommen, nur ab und an über den Monat ein paar Nachrichten ausgetauscht. Der Söldner hat akzeptiert, dass er Zeit brauchte. Peter hat sein Versprechen nicht vergessen. Er ist zurück im Hauptquartier und somit bereit, sich wieder allem zu stellen. Jedem.Loki hat ihn schon gesehen. Fast jeden Tag hat er damit verbracht, aus dem Fenster zu sehen und auf ihn zu warten. Peter Parker.
34 Tage, bis er jetzt wenigstens einen Blick auf ihn erhaschen konnte. Es war zwar über eine größere Entfernung aber Loki hat keinen Zweifel: Er war es.
Aber wird er auch zu ihm kommen?
Er nimmt auf dem Boden Platz und schließt die Augen. Sieht ihn vor sich. Die braunen Haare, die ihm ins Gesicht fielen. Die markanten Gesichtszüge, die noch immer diesen letzten Hauch von Kindlichkeit hatten aber auch maskulin ausgeprägte Wangenknochen. Wie er sich auf die Unterlippe gebissen hat. Seinen Blick mied. Als er ihn erstochen hat.Ihn verraten, hintergangen. Alles genommen, von dem er wusste wie viel es ihm bedeutete. Dass es sein Geburtsrecht war.
Die ersten Tage ist Loki ruhig gewesen, hat sich nur all die Arten vorgestellt wie er sich rächen könnte.
Dann war eine Phase der blinden Wut gekommen, von der der Raum noch einige Anzeichen aufweist.
Schließlich kam wieder eine Zeit der Ruhe, diesmal aber aus einem anderen Grund.Und jetzt- Jetzt will er ihn nur noch endlich wieder sehen. Seine Stimme hören. Seine Aufmerksamkeit haben. Ihn berühren. Nur noch für sich haben.
Er hat alles verloren, wieder einmal. Und ja, ein paar Wochen lang hätte er Peter dafür am liebsten gequält und dann langsam getötet. Aber mittlerweile- Er kann alles andere ertragen, wenn er den Menschen wiederbekommt.Vor der Tür atmet Peter noch einmal tief ein. Sein Spinnensinn vibriert ein wenig, doch er packt den Stapel Bücher nur etwas fester.
Vielleicht hätte Loki ihn verraten, vielleicht auch nicht. Dieses Mal vertraut er ihm.Öffnet die Tür, geht durch die magische Sperre und legt die Literatur auf dem Schreibtisch ab. Erlebt eine Art Déjà-vu, ehe er wieder zur Tür geht und sie von innen schließt. Sich erst dann Loki zuwendet.
Der sitzt im Schneidersitz auf dem Boden an der Wand und sieht ihn nur an. Offensichtlich hat er sich wieder etwas gehen lassen, seine Kleidung ist einfach, die Haare wirken ungekämmt, er ist blass. An den Wänden finden sich Streifen von etwas tiefrotem, auf dem Boden liegen vereinzelte große Splitter.
„...Hey“, sagt der Mensch leise.
„Peter...“Der weiß noch immer nicht ganz, woran er bei dem Anderen ist. Die Gestik und Mimik ist unlesbar.
„Ja. Ich- habe dir ein paar Bücher mitgebracht.“
Loki schweigt.
„Ich bin heute erst wiedergekommen. Ich wohne jetzt wieder hier in meinem Zimmer also-“
„Liebst du mich nicht mehr?“
Peter hält inne. Sammelt sich einen Moment.„Ich habe viel darüber nachgedacht, Loki. Über dich. Mich. Wir könnten wieder... Freunde sein.“
Der Gott sieht ihn nur an. Regungslos.
„Ich kann dir verzeihen. Kannst... du mir verzeihen?“, fragt der Mensch langsam.
„Nein.“
Peter schließt einen Moment die Augen. Die Antwort schmerzt, doch sie überrascht ihn nicht. Vielleicht braucht Loki einfach noch etwas Zeit.
„O- Okay. Ich verstehe das. Und es tut mir leid. Aber du weißt, dass ich-“
„Ich will keine Freundschaft. Ich habe keine Freunde.“
Ja, die Zurückweisung brennt geradezu. Aber Peter hat sich auch darauf vorbereitet. Loki ist Loki. Er ist nicht gut im verzeihen.„Okay... Dann- Soll ich gehen? Willst du mich nicht mehr sehen?“
Loki reagiert wieder nicht, weswegen der Mensch das als ein Ja wertet, sich zu der Tür dreht und die Klinke umfasst.
„Warte.“
Peter hält in der Bewegung inne, dreht sich aber nicht um. Wartet ab, wappnet sich innerlich.
„Werde mein Mann.“
Die Klinke rutscht aus seiner Hand als er sich fassungslos umdreht. Soll das ein Witz sein?
„Was?“„Ich will dich, Peter. Willst du mich noch?“
Der Schwarzhaarige steht langsam auf und der Mensch geht ein paar Schritte auf ihn zu.
„Loki... Darum geht es nicht. Alles, was passiert ist... Siehst du nicht, dass wir nicht gut füreinander sind?!“
Der Gott streckt die Hand nach ihm aus und Peter kann nicht anders als sie zu ergreifen. Die kalte Haut fühlt sich ungewohnt an, doch vertraut. Er schluckt den Kloß in seinem Hals herunter.„Du bist gut, du kannst mich besser machen. Versprich mir deine Treue, Peter. Deine Liebe.“
Er kann nur leicht nicken. Natürlich wird er ihn immer lieben und versuchen, das Beste für ihn zu ermöglichen. Aber das reicht nicht.
„Du meinst das nicht ernst, oder Loki? Ist es wieder eines deiner Spielchen?“
Der Gott grinst. „Wer weiß...“
Er nimmt die freie Hand und streicht Peters Haare an Seite, beugt sich vor und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Werde mein Mann und finde es heraus.“Peter erlaubt sich tatsächlich, einen Moment darüber nachzudenken. Dann schüttelt er bedauernd denn Kopf.
„Nein... Loki, das ist keine gute Idee. Es würde niemals funktionieren und-“, er beendet den Satz nur in seinem Kopf. Er würde sich ihm versprechen. Für den Rest seines Lebens. Eine Zeit, die für Loki unbedeutend ist, nicht mehr als ein Wimpernschlag. Wie soll er verstehen, welche Bedeutung das für den Menschen hätte?„Also weist du mich ab?“ Loki entfernt sich einen Schritt von ihm, sein Gesicht verschlossen.
Peter atmet tief ein. „So etwas macht man in dieser Welt nicht leichtfertig, Loki. Es ist ein Versprechen bis zum Tod.“
„Du sollst nie wieder jemand anderen als mich haben, das ist alles, was ich will. Du sollst alleine meines werden.“
„So ein Gelübde geht nicht nur in eine Richtung...“„Es geht um deine Lebenszeit, Peter. Sei meines und ich werde deines sein.“
Warum zögert er überhaupt? Diese Idee ist völlig verrückt, sicher nur eine seiner Launen, die morgen schon wieder ganz anders sein könnte.
„Ein Jahr. Gib mir ein Jahr, damit ich sehe ob du es ernst meinst. Ob es funktionieren kann.“
„Dann versprichst du dich alleine mir? Für den Rest deines Lebens?“
Peter schluckt. „...Ja. Aber- kein Wort zu den anderen! Das bleibt eine Sache unter uns. Sie halten mich eh schon für verrückt...“
„Woher weiß ich, dass du mich in dieser Zeit nicht hintergehst? Ich kann diesen Raum nicht verlassen.“
Der Mensch schließt ihre Distanz wieder und legt die Arme um den Anderen.
„Du wirst mir wohl vertrauen müssen...“Loki sieht an die Tür, auch lange nachdem Peter ihn schon wieder verlassen hat. Spielt mit dem silbernen Ring an seinem Finger.
Das Zeichen für ein Versprechen.
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Peter und Loki
FanfictionLoki hat alles, was er jemals wollte.Die Avenger sind seine willenlosen Diener. Er herrscht über Midgard und die Menschen gehorchen und fürchten ihn. Sein Erbrecht ist endlich angetreten. Woran also liegt es dann, dass er immer noch unglücklich ist...