5. Kapitel

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,,So junger Mann. Dann spring mal schön in dein neues Ross",ruft mein Vater mir zu, als er mit dem Rollstuhl wieder zurück kommt. ,,Wirklich? Ich soll wortwörtlich reinspringen?",ich fange an zu schmunzeln. ,,Ha-ha...",mein Vater blickt mich nur ironisch an und ich begebe mich, auf Anweisung meines Notarzt-Vater, langsam in den Rollstuhl. ,,Und du brauchst wirklich Keinen?",fragt mein Vater Nils. Dieser nickt, stellt sich auf seinen gesunden Fuß und nimmt selbstbewusst die Krücken, die er zuvor neben die Bank gelegt hat.

Mein Vater schiebt mich in den Aufzug, mit Nils im Schlepptau. Nur zum Protokoll...ER wollte mich schieben, da ich mich ja sonst zu sehr anstrengen würde.

Als wir wieder auf der Kinderstation angekommen sind, kommt uns ein aufgeregter Phil entgegen:,,Nik! Bin ich froh, dass du wieder da bist! Wo warst du? Und geht's dir gut?" ,,Jaha, Papa hat uns draußen vor der Tür gefunden. Wir wollten nur ein bisschen Luft schnappen. Ein klitzekleiner Spaziergang...",ich hebe bei dem letzten Satz meine Stimme etwas an und zeige mit meinen Fingern einen kleinen Abstand.

,,Aber du weißt doch, dass du noch nicht aufstehen darfst!",,Jaha, diese Predigt wird mir jetzt schon zum 100sten Mal gehalten.",ich verdrehen die Augen. ,,Wenn du dich nicht dran hältst, dann vielleicht auch noch zum 1000sten Mal",mein Vater schaut mich streng an.

Phil seufzt:,,Nagut, Nils schaffst du es alleine ins Zimmer oder soll dir jemand helfen, denn Nik... Ich wollte dich nochmal schnell untersuchen und schauen, ob deine OP-Naht noch heile nach eurem Ausflug ist" Ich murmle ein undeutliches ,,Muss das sein", doch da es niemand gehört hat oder meine Kommentare zumindest ignoriert und Nils Phil versichert hat, dass er alleine ins Zimmer kommt, werde ich in einen Behandlungsraum geschoben.

Dort hilft mir mein Vater auf die Liege, worauf ich ihn nur genervt ansehe. Phil nimmt sich sein Stethoskop von den Schultern und tritt vor mich. Ich sehe ihn skeptisch an:,,Wozu das jetzt? Ich dachte du willst dir nur meine Naht ansehen." ,,Sorry, das gehört leider dazu...Vorsorge"

Ich seufze und akzeptiere es nur wortlos.
,,Ok, Nik. Dann atme bitte tief ein und aus",bittet mich Phil. Ich komme seinen Anweisungen nach, nachdem er mir das Stethoskop auf den Bruskorb gesetzt hat.
Mehrere Male ziehe ich die Luft ein und puste sie wieder in die Welt heraus. Phil hört gespannt zu, was ich ehrlich gesagt ein bisschen affig finde, denn, warum soll meine Lunge denn so spannend klingen?

Das Selbe wiederholt er dann auch noch auf meinem Rücken. <Und wozu war das jetzt nötig?> frage ich mich in Gedanken.
,,Ok, ich höre jetzt keine auffälligen Geräusche in deiner Lunge" ,,Hast du das denn erwartet?",frage ich ihn sarkastisch worauf er mir nur zwinkernd antwortet:,,Naja, ein Versuch war es Wert" Darauf sehe ich ihn nur spaßig empört an. Mein Vater, der an der Wand steht und alles beobachtet, lässt auch ein Grinsen blicken.

,,Dann leg dich doch jetzt bitte auf den Rücken",,bittet mich Phil. ,,Soll mir nicht lieber jemand helfen? Das ist doch viieell zu anstrengend für mich", gebe ich sarkastisch zurück, sehe meinen Vater an und lege mich aber im selben Momemt doch hin. Phil lächelt und wendet sich jedoch kurze Zeit später wieder seiner Arbeit zu.

Er zieht meinen Pullover ein bisschen hoch und sieht sich die Naht meiner OP genau an. Danach tastet er nochmal meinen Bauch ab. Ein kleiner Schmerz durchzuckt diesen, als Phil in den Magenbereich kommt und ich verziehe das Gesicht vor Schmerzen. Mist! Jetzt machen Phil und mein Vater bestimmt wieder so ein Drama.

,,Tat das weh?",fragt mich Phil und drückt ausgerechnet nochmal genau auf die schmerzende Stelle. Zwar vorsichtiger, doch es tut trotzdem noch ein bisschen weh. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht wieder mein Gesicht zu verziehen. ,,N-nein...", gebe ich gequetscht zurück, da Phil mich schon skeptisch mustert. ,,Niklas! Sag wenn du Schmerzen hast",mischt sich jetzt auch mein Vater ein.

,,I-ich hab nichts",stottere ich, doch ich bemerke, dass mir die 2 Anwesenden nicht glauben und mich vorwurfsvoll anblicken, ,,oke, vielleicht ein bisschen..." Phil zieht eine Augenbraue hoch, nimmt meine Aussage dann auch hin. ,,Und was heißt das jetzt?",frage ich. ,,Ja, das war klar Nik. Du hast heute ja auch noch kein Schmerzmittel bekommen, dank eurem so klitzekleinen Ausfluges" Hä? Das wars jetzt? Kein schlimmes Thema? Keiner macht ein Drama draus?

Ich will aufstehen, doch Phil hält mich auf:,,Willst du jetzt was gegen die Schmerzen haben oder nicht?" Oh, stimmt. Ich nicke nur und Phil gibt mir ein Schmerzmittel über den Zugang. Danach setzte ich mich wieder in den Rolllstuhl und werde von meinem Vater auf mein Zimmer gebracht.

Auf dem dorthin frage ich ihn vorsichtig:,,Papa? Wann darf ich denn hier raus?" ,,So in 2 Tagen ungefähr. Dann darfst du dich so ein bisschen bewegen. Zwar nicht so viel, aber es ist ein Anfang. Danach bist du dann auch erstmal noch mindestens 1 Woche krank geschrieben. Das heißt also erstmal keine Schule für dich" Ich nicke vorsichtig. Keine Schule?! Also ich habe so ja eigentlich kein Problem damit, aber ich habe keine große Lust den ganzen Stoff nachzuholen und das Schlimmste: Ich seh Emil nicht. Wie soll ich das nur aushalten? Knappe 3 Wochen ohne meinen besten Freund und dass 2 Nötärzte und 3 Sanitäter mir im Nacken sitzen.

Bevor ich länger darüber nachdenken kann sind wir im Zimmer angekommen und Nils begrüßt mich freudig:,,Hi Nik, da bist du ja. Ich dachte schon, dass ich hier vor Langeweile sterbe" Mein Vater lacht:,,Das ist normal, dass man hier im Krankenhaus Langweile hat, aber ich glaube es gab noch keinen Fall, den einer nicht überlebt hat" Ich und Nils grinsen uns an und mein Vater schiebt mich zum Bett.

Wir reden und lachen noch ein bisschen, bis die Besucherzeit vorbei ist und mein Vater gehen muss. Nun sind nur noch Nils und ich im Zimmer und eine beruhigende Stille liegt um uns. Die Gedanken von heute Morgen kommen wieder hoch und mir wird diese Stille langsam unangenehm, also sage ich: ,,Es tut mir wirklich sehr leid, was dir passiert. Und das meine ich wirklich ernst. Ehrlich..."

Nils weiß anscheinend was ich meine, denn er dreht sich zu mir und lächelt mir nur dankbar und verständnisvoll zu.
Dann kommt mir eine Idee:,,Wollen wir vielleicht unsere Nummern austauschen? Dann können wir uns erreichen und du kannst mit mir reden, wenn du willst" ,,Klar, gute Idee. Warte...gibst du mir dein Handy?"

,,Ja, ....hier",ich krame ein bisschen in meinem Rucksack herum, finde schließlich mein Handy und gebe es Nils. Dieser tippt darauf herum und gibt es mir kurze Zeit später wieder zurück. Ich lächle ihn an, was so viel wie ein ,,Danke'' sein soll.

Ein Leben ohne euch geht nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt