"Süßes oder Saures?" (Viktor)

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🔷️ Viktor 🔷️

Ein Klopfen ertönt an der Türe und lässt meine Begleiterinnen frustriert von der Störung aufstöhnen. Mürrisch bitte ich um Eintritt. "Verzeiht Prinz Bartholy. Wir haben angelegt. Wenn sie möchten bereite ich alles vor damit sie zum Schloss gelangen." Ertönt im Türrahmen stehend die Stimme meines Kapitäns. Eine zierliche Hand zieht mein Kinn zu sich um meine Lippen zu küssen. Meine Zunge lasse ich in ihren Mund eindringen und werde mit einem Stöhnen belohnt. Eine weitere Hand drängt sich zu meiner Erregung, doch ich halte sie ab und löse mich von den Lippen die nicht genug von mir bekommen können. "Bereiten sie alles vor!" Befehle ich während ich mich langsam von meinem Bett aufrichte und zu meinem Kapitän schaue. "Wie sie wünschen." nickt er mir zu und verschwindet wieder. Meine Begleiterinnen nutzen dies um mir meinen Rücken zu massieren. Rasch stehe ich auf und werfe ihnen einen wütenden Blick zu. Es reicht mir jetzt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen gehe ich in die nächste Kabine und kleide mich an. Als ich wieder hinaustrete sind die Damen verschwunden. Es ist ihr Glück mich richtig verstanden zu haben.

Ich hinterlasse meinem Kapitän Anweisungen und gehe den Steck hinab zu meiner Kutsche. Wie ich sehen kann sind meine Damen schon dort und warten ungeduldig darauf das ich zu ihnen komme. Sie können kaum ihre Emotionen kontrollieren. Ich spüre sie mit jeder Faser meines Körpers. Emotionen die ich nicht spüren will. Es erdrückt mich. Wut steigt in mir auf. Ich ertrage das nicht.

Mein Kutscher steigt von seinem Platz um mir die Türe der Kutsche zu öffnen. Ich winke ab und richte meinen Blick auf ihn. "Bring sie zum Schloss! Helene soll sich um sie kümmern." Befehle ich ihm in einem trockenen Ton. "Mein Herr." Nickt er mir zur Bestätigung zu.

Schnelle Schritte bringen mich tief in den Wald. Meine Aura lässt die Tiere vor mir flüchten. Ich spüre ihre Angst und erfreue mich daran. Der Herbst hat viele Bäume kahl werden lassen und der Wind weht kräftig. Die Jahreszeiten bewundere ich schon lange nicht mehr. Zu viele von ihnen habe ich schon erlebt als dass ich mich an ihnen erfreuen könnte. Doch muss ich gestehen, dass der Herbst und der Winter meine liebsten Jahreszeiten sind. Die kühle Dunkelheit gefällt mir.

Ich erreiche die Lichtung die mich ins Dorf bringt. Von hier kann ich das Dorf mit seinen kleinen Lichtern gut erkennen. Ich höre Kinder lachen und Lieder singen. Das ist untypisch. Ihre Worte sind: Süßes oder Saures. Ich habe es schon einmal gehört vor längerer Zeit. Erinnerungen tauchen in mir auf. Menschen die sich in gruselige Kostüme kleiden und von Tür zu Tür gehen. Das könnte mir nützlich sein, es würde einige Taten vertuschen, wenn ich sie glauben ließe das ein Monster hier sein Unwesen treibt. Nichts würde auf mich zurückfallen, wenn ich es richtig anstelle.
Ich grinse breit. Wochen ist es her, dass ich das letzte Mal schmackhaftes warmes Menschenblut getrunken habe. Die Reise hier her zahlt seinen Tribut und in mir erwacht ein Verlangen dem ich nur zu gerne nachkomme.

Im Schatten verborgen laufe ich durch die dunklen Gassen. Ich beobachte sie, verfolge sie. Warte auf den richtigen Moment. Zwei junge Frauen kommen auf mich zu ohne sich dessen bewusst zu werden. Als sie näher kommen trete ich hervor. Zuerst erschrecken sie sich doch dann rufen sie "Süßes oder Saures." und kichern vor sich hin. Ihr Duft ist betörend. Ich schließe meine Augen für einen kurzen Moment und öffne sie wieder und schaue sie lächelnd an. Sie erschrecken bei meinem Anblick. Ich kann ihre Angst riechen sowie spüren und berausche mich an daran. "Saures!" Knurre ich und stürme auf sie zu.

Ich liebe es mit meinen Opfern zu spielen. Sie denken zu lassen sie hätten eine Chance. Wie kleine Lämmchen lass ich sie vor mir in den Wald fliehen. Ich packe den Arm des ersten Mädchens mit Leichtigkeit. Ziehe sie nah an mich heran. Ihr Körper zittert, sie weint und wimmert. Was sie nicht weiß ist genau das, was mir gefällt. Es erregt mich zu sehen und zu spüren wie ängstlich sie ist. Meine Zunge gleitet automatisch über meine Zähne.
Ihr Flehen und betteln sie am Leben zu lassen verleiht mir das Gefühl von Macht. Mein bösartiges Grinsen wird breiter.

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