Years Ago

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Drei Kinder rannten lachend durch ein Kornfeld.
"Wer als letzter am See ist, wird gebadet!" schrie das Mädchen, dass den anderen beiden Kindern etwas voraus war vergnügt. "Das ist unfair, ihr gewinnt immer!" beschwerte sich der kleine Junge, der offensichtlich Mühe hatte mit seinen Spielkameraden mit zu halten. Sie kicherten und rannten unbeirrt weiter. Bald war das Ende des Feldes in Sicht und dahinter verlief eine grob geteerte Straße, hinter der sich das sandige Seeufer erstreckte. "Erster!" jubelte das Mädchen.
"Fast hätte ich gewonnen..." erwiderte das zweite. Der Junge kam keuchend aus dem Kornfeld hervor gestolpert, als er plötzlich über einen Stein fiel und auf der Straße landete. Seine Freunde eilten sofort zu ihm und halfen ihm auf. "Nichts passiert..." sagte er leise. Seine Hose war zerrissen und sein Knie auf geschürft. "Das ist schon die dritte Hose... gibt bestimmt ärger..." murmelte er betreten. "Das kann man doch bestimmt nähen" meinte eines der Mädchen "Vielleicht, aber ich glaube nicht, dass sich irgendwer die Mühe dazu macht", antwortete er.
"Hm, dass ändert aber nichts daran, dass du letzter bist!"

Fröhlich packten die beiden Mädchen den Jungen, der sich lachend wehrte und warfen ihn in das kalte Wasser, während er sich an ihnen festhielt und sie mit in den See zog.
Anschließend lagen sie eine Weile auf dem Standstreifen und ließen sich von der warmen Nachmittagssonne trocknen, bis ihnen langweilig wurde und sie beschlossen Verstecken im angrenzenden Wald zu spielen. Die beiden Mädchen liefen los, während der Junge sich die Augen zuhielt und zählte. Sie rannten immer tiefer und tiefer in den Wald, bis sie auf einmal auf einer Lichtung standen, die sie bisher noch nie gesehen hatten. Das Gras wuchs in einem seltsamen Spiralförmigem Muster und in der Mitte stand eine Säule, die bis in den Himmel und darüber hinaus zu reichen schien. Bei genauerem Hinsehen merkten sie jedoch, dass die Oberfläche sich bewegte. "Was ist das?" fragte eines der Mädchen ängstlich "ich weiß es nicht es sieht aus wie... Insekten!" "lass uns von hier verschwinden!", sie begannen panisch zu schreien und wollten wegrennen, doch ihre Füße konnten sich nicht bewegen. Sie waren umgeben von einer Masse aus zappelnden Leibern und krabbeln den Beinen. Sie krochen immer höher an ihnen empor und die beiden Kinder kreischten wie am Spieß, bis sich auch ihr Mund mit den wimmelnden Tieren gefüllt hatte. Dann wurde alles schwarz.

"Alles in Ordnung? Warum seid ihr so weit weg gelaufen? Ich hab ewig gebraucht um euch zu finden! Antwortet doch!" der Junge schüttelte an ihren schultern und langsam öffneten sie die Augen. Sie blinzelten ein paar mal verwirrt, dann grinsten sie "ja... alles in Ordnung"
"Ich hatte mir schon sorgen gemacht"
"Dazu gibt es keinen Grund... lass uns weiterspielen... wen von uns hast du zuerst gefunden"
Er zeigte auf das linke Mädchen "dein Arm hat aus den hohen Gras geschaut. Sonst hätte ich euch wohl nie entdeckt"

"Dann muss ich wohl oder übel suchen"

Es drehte sich um und begann langsam zu zählen. Die anderen beiden Kinder liefen zurück in dem Wald. Das Mädchen kletterte auf einen Baum, als es auf einmal einen Schrei hörte. So schnell es konnte sprang es herunter und lief in die Richtung, aus der es den Schrei gehört hatte. Es war der Junge, er war in den reißenden Claritin River gefallen, der sich quer durch das Waldgebiet zog. Nur noch mit einer Hand hielt er sich an einer Wurzel fest. "Hilfe!" schrie er, als er seine Freundin erblickte. Sie beugte sich über ihn und betrachtete seinen todesängstlichen Gesichtsausdruck. Sie lächelte und der Blick wanderte zu seiner dürren Hand, die sich verzweifelt an die nasse Wurzel klammerte. In ihr breitete sich der alles überschattende Wunsch aus seine Hand loszutreten, mit anzusehen wie er hilflos, wie eine Puppe von der Strömung mitgerissen wurde und sein kleines weißes Gesicht in den Fluten verschwand. "Bitte hilf mir doch! Ich kann mich nicht mehr lange halten!" weinte er. Seine Stimme holte sie in die Realität zurück. Was dachte sie da eigentlich grade? Entsetzt über sich selbst fasste sie sich an den Kopf. Schnell packte sie sein Handgelenk und zog ihn aus den Fluten. Zitternt kauerte er sich neben ihr im Gras zusammen.
"Was war senn los? Warum hast du mir nicht sofort geholfen?"
"Ich... ich weiß auch nicht..."
"Für einen Moment da... da dachte ich fast... du würdest mich ertrinken lassen"
"Nein... nein das würde ich nie tun!" rief sie und hasste sich selbst dafür, dass sie auch nur den Bruchteil einer Sekunde daran gedacht hatte. "Wir sind doch Freunde!" "ja... Freunde", wiederholte der Junge und lächelte "ihr seid die besten Freunde, die ich habe... na gut außer euch mag mich niemand wirklich... aber ich könnte mir wirklich keine besseren Freunde als euch vorstellen!"
"Und wir werden für immer Freunde bleiben"
Die beiden Kinder umarmten sich
"Ich hab dich lieb Miranda"
"Ich hab dich auch lieb Jack"

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