Sieh an, wer überlebt hat!

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Kaely

Um mich herum wirbelt Staub, der feine rot glitzernde Rückstände auf meiner Kleidung hinterlässt. Ich klopfe ihn ab und blicke in den weiten Sternenhimmel an, der vertraut und gleichzeitig furchtbar fremd wirkt.

Zwei große helle Monde werfen ihr silbernes Licht auf meine Haut und lassen sie geheimnisvoll scheinen. Sie sind nicht klein und scheinen so unglaublich fern wie der Mond den ich aus der Realität kenne, sondern es wirkt als wären ganz nah und schweben dicht über den schroffen Bergkanten in der Ferne. Es sieht aus als würden die beiden Monde den halben Himmel ausfüllen. Das befremdlichste ist das schwarze Auge, dass bewegungslos in seiner Mitte verharrt und mich unentwegt ansieht. Es hat keine Pupille und keine Iris, es ist einfach nur schwarz und scheint alles Licht zu absorbieren.

Meine Füße baumeln in den Abgrund, der sich vor mir auftut, doch ich empfinde keine Angst da ich weiß, dass das alles nicht real ist.

Unter mir breitet sich eine rötlich schimmernde Steinwüste aus, die karg aber dennoch schön in meinen Augen ist. „So sehen wir uns wieder Kaely", erklingt seine Stimme neben mir, die meiner so unglaublich ähnlich ist. Langsam drehe ich in den Kopf, sehe ihn an und aus seinem Gesicht blicken meine Augen. Der Wind lässt eine sanfte Brise durch sein dickes, glattes, dunkles Haar spielen, dass meinem abgesehen von der Länge vollkommen gleicht. Er sieht aus wie mein männliches Ebenbild und ich kenne auch den Grund dafür, denn er ist ein Teil von mir, ein Teil meiner Persönlichkeit. In meinen Träumen erscheint er mir und erzählt mir Dinge, die Gründe von Ereignissen, die schon passiert sind und von Ereignissen die noch passieren werden.

„Es ist schon einige Zeit her, dass wir uns begegnet sind", sage ich.

Er nickt „Kaely ihr seid in großer Gefahr", sagt er ohne Umschweife, so direkt wie er es immer tut.

„Ich weiß", erwidere ich „mein physischer Körper liegt im Moment schlafend in einer Abstellkammer, nur eine Tür trennt ihn vor dem Wahnsinn der davor tobt. Diese Menschen... sie sind einfach durchgedreht und haben angefangen alle umzubringen"

„diese Gefahr meine ich nicht", seine Stimme hat einen kalten Unterton bekommen „das ist erst der Auftakt. Die Welt wie du sie kennst wird nicht mehr existieren. Das ist die erste Welle, innerhalb kürzester Zeit wird die zweite folgen und wenn sie über eure Erde hinweg gerollt ist, wird nichts mehr von euch Menschen übrig sein"

Ich schlucke schwer „Hat es etwas mit dem seltsamen neuen Virus zu tun?"

„Das ist kein Virus", er sieht mir fest in die Augen „das sind sie"

„Wach auf, ich glaube es ist vorbei", dringt eine fremde Stimme in den Traum ein. Ich erkenne sie, sie gehört Dale.

Langsam verblasst die Umgebung, weicht erst in ein schwarz und dann, als ich flackernd meine Augenlider öffne finde ich mich in der Abstellkammer wieder. Über mir kniet Dale, der an meiner Schulter rüttelt um mich aufzuwecken.

Ich richte mich auf „ist es vorbei?", frage ich ihn

„Ich glaube schon, vor der Tür ist schon seit geraumer Zeit kein Laut mehr zu hören."

Vorsichtig drückt er die Türklinke herunter und öffnet die Tür einen Spalt um hindurchzusehen. Mit angehaltenem Atem warte ich einige Sekunden bis er sie schließlich ganz aufstößt. „Sie scheinen fort zu sein", murmelt er und sieht sich nochmals um.

Mit wachsamen Blicken treten wir auf den Flur. Alles ist mit Scherben und Blut übersät und in dem einfallenden Sonnenlicht funkeln die Scherben wie Kristalle, was der ganzen Szene eine abstrakte Schönheit verleiht.

Von den Monstern ist weit und breit keines zu sehen, daher laufen wir den Flur weiter entlang. Mehrfach wäre ich beinahe auf den vom Blut glitschigen Fliesen ausgerutscht, doch Dale schafft es jedes Mal mich rechtzeitig aufzufangen.

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