Sophie
Mit langsamen Schritten schlendere ich durch die Stadt. Der Staub der schmutzigen Straßen wirbelt bei jedem meiner Schritte in kleinen Wolken hoch. Die Wand neben mir ist über und über mit Graffiti bedeckt.
Fuck the Systhem! Steht in großen, hastig gesprühten Lettern über die gesamte Mauer. Ich habe mir nie die Mühe gemacht alle Sprüche zu lesen, die dort stehen, aber dieser eine springt einem jedes Mal ins Auge, wenn man daran vorbeigeht. Die Stadt hat mehrere Abschnitte und jeder ist wie eine eigene Welt. Dieser hier ist ziemlich heruntergekommen und meines Wissens nach stehen alle der brüchigen Häuser hier leer. So gut wie keines besitzt noch Scheiben in den Fenstern und die meisten Türen sind eingetreten oder sind so morsch, dass sie bei dem kleinsten Schlag in sich zusammenfallen würden.
Früher haben sich hier noch Jugendliche herumgetrieben und zusammen getrunken, geraucht oder sich einfach nur getroffen. Aus irgend einer Hausruine war immer Musik geschallt, doch mittlerweile herrscht hier nur noch gespenstische Stille.
Das liegt daran, dass vor ungefähr zwei oder drei Jahren eine dieser Gruppen hier gestorben ist, auch wenn bis heute niemand genau weiß wie es passiert ist, man fand sie in einer der Ruinen, blutüberströmt mit aufgeschlitzten Kehlen. Ein Täter wurde nie gefasst, daher geht seitdem das Gerücht von einem wahnsinnigen Killer um.
Bald habe ich diesen Abschnitt der Stadt durchquert und stehe vor Janes Haus. Als ich die Türklingel betätigte öffnete mir zu meiner Freude Jasper die Tür.
„Hi Sophie", sagt er und lächelt freundlich. Ich kann nicht anders als sein Lächeln zu erwidern „Hallo Jasper"
„Komm doch rein" lädt er mich mit einer einladenden Geste ins Haus ein.
Ich trete ein und steige die Stufen zu seinem Zimmer hinauf. Dort angekommen setzen wir uns einander gegenüber auf den Boden, ich hole mein Biologie Buch aus der Tasche und beginne darin zu blättern bis ich die richtige Seite gefunden habe. „Hier steht alles was wir über Apoptose wissen müssen", verweise ich mit einem Fingerzeig auf das Geschriebene.
Jasper reißt zwei Blätter Papier aus seinem Block um Schaubilder und Lernzettel zu erstellen „Die Apoptose", liest er laut vor „wird sowohl durch intrazelluläre als auch durch extrazelluläre Signale ausgelöst". Während er spricht malt er einen großen Kasten auf eines der Blätter in den er „Apoptose" schreibt und darunter zwei kleinere für die Wörter „intrazellulär" und „extrazellulär".
Nach etwa einer halben Stunde haben wir den Text gemeinsam durchgearbeitet und ein komplettes übersichtliches Schaubild erstellt, sowie ein Blatt auf dem alle uns bisher unbekannten Begriffe mitsamt Definition stehen.
Anschließend beginnen wir uns gegenseitig abzufragen bis wir beide den Ablauf der Apoptose fehlerfrei beherrschen.
„Das ging schneller als ich dachte", grinst Jasper.
„Ich hätte eigentlich auch erwartet dass wir länger für den Stoff brauchen, aber im Grunde ist es alles recht simpel", antworte ich „was machen wir jetzt in der verbliebenen Zeit?"
Er zieht kurz die Stirn kraus und überlegt, dann hellt sich sein Gesicht auf „ich hab eine Idee, komm mit", er springt auf und sieht mich auffordernd an.
Ohne zu Zögern folge ich ihm die Treppe hinunter, aus dem Haus heraus auf die Straße.
„Wo gehen wir hin?" will ich wissen. Er grinst mich an „bist du schon mal auf der Spitze des Dew Mountain gewesen?"
Ich schüttel den Kopf. Der Dew Mountain ist ein recht Hoher Berg, der direkt an unserer Stadt liegt. Ein paar mal war ich schon dort wandern, allerdings nie bis ganz zur Spitze, da es dort keine befestigten Wege mehr gibt.
„Dann wird es aber Zeit", lacht Jasper „von dort oben hat man einen wirklich phänomenalen Blick über die Stadt... und was die wenigsten wissen, oben auf der Spitze befindet sich verdeckt von ein paar Bäumen ein alter Wachturm in recht gutem Zustand"
Das macht mich neugierig und so lege ich keinen Protest ein.
Als wir den Stadtrand erreicht haben wandern wir ein gutes Stück durch den Wand, bis der Weg langsam merklich steiler und Felsiger wird Die Sonne scheint, doch am Horizont sieht man einige dunkle Wolken aufziehen. Sie sehen irgendwie beunruhigend aus.
Jasper musste meinem Blick gefolgt sein, denn er muntert mich auf schnell weiterzugehen um es vor dem Regenguss bis zu dem Wachturm zu schaffen. Doch es ist nicht der anstehende Regen, der mir Sorgen bereitet, sondern da ist noch etwas anderes, diese Wolke hat etwas seltsames an sich... etwas unheilverkündendes. Sie ist auch nicht wirklich grau, sondern fast schon schwarz.
Ich beschließe mir nicht weiter Gedanken darüber zu machen und laufe neben Jasper her, der nun vom Wanderweg abbiegt und beginnt an den Felsen emporzuklettern.
Da es recht warm und das erklimmen der Felsen anstrengend ist, bin ich nach einer Weile schon außer Puste.
„Es ist... nicht mehr weit", keucht Jasper und man hört deutlich dass auch er schon nach Atem ringt. Dann endlich kommt die Kante des Gipfels in Sicht. Er schwingt sich hinauf und reicht mir die Hand um mich ebenfalls hinaufzuziehen.
Ich drehe mich um und lasse meinen Blick über die Stadt schweifen „wow...", entfährt es mir, denn hier hat er nicht untertrieben, der Ausblick ist wirklich atemberaubend. Eine Weile stehe ich einfach nur da und blicke hinab, bewundere die von hier oben so kleine Stadt und genieße die weite Sicht.
„Komm", ruft Jasper schließlich „Die Wolke ist fast über uns wir sollten zusehen, dass wir in dem Turm verschwinden bevor es zu regnen anfängt"
Er hat Recht, der Himmel zieht sich tatsächlich schon zu und ein düsterer Schatten legt sich auf die Landschaft, während die bedrohliche Wolke immer näher rückt und ich werde einfach das Gefühl nicht los dass schon bald, sehr bald sogar etwas schlimmes passieren wird.
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Apokalypse
NezařaditelnéHast du schon mal überlegt welches Gesicht unser aller Tod tragen könnte? Die vier Teenager Sophie, Miranda, Kaely und Liss haben das Blutbad überlebt, dem fast alle zum Opfer gefallen sind, die sie jemals gekannt haben doch das war erst der Auftakt...