[Hayat] الحياة

Hochzeit ?

"Wohin fahren sie?" fragte ich den Bus Fahrer.
" Was meinen Sie damit?" Antwortete er ohne seine Augen von der Straße zu nehmen.
" Na sie fahren in die falsche Richtung. Sie hätten in die Siedlung davor einbiegen müssen" sagte ich.
" Sie irren sich. Ich bin auf dem richtigen Weg. Diese Buslinie geht nie in diese Siedlung rein. Vielleicht sind sie im falschen Bus"

Ich schloss meine Augen und holte tief Luft. Sabr Ya Rabbi. Nicht mal das kriege ich auf die Reihe. Wieso gucke ich denn nicht darauf, wo der Bus hin fährt? Es steht doch DICK und FETT vorne drauf, fing ich an Selbstgespräche zu führen. Mit dieser Wut in mir stieg ich an der nächsten Haltestelle aus. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wo ich bin, doch ich wollte auch nicht Ramazan oder Ömer abi anrufen, da ich wusste, dass ich dann nie wieder alleine raus dürfen würde. Total angespannt ging ich den Weg, den der Bus gefahren ist wieder zurück, um an die Haltestelle zu gelangen, an der ich eingestiegen war. Ya Sabr Ya Sabr Ya Sabr wiederholten sich die Wörter in meinem Kopf. An der Haltestelle angekommen stellte ich mich hin und wartete auf den richtigen Bus.
" Du bist ja noch hier " hörte ich eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um sah Berat vor mir. Mit dem unerwartetem schock brauchte ich eine Weile bis ich mich wieder daran errinerte was er gesagt hatte.
" Oh gott ja, frag bloß nicht. Ich bin in den falschen Bus eingestiegen. " sagte ich mit einer erschöpften Miene.
" Ich hatte auch nicht vor zufragen " antwortete er. Wie dreist, dachte ich mir.
"Neyse, wir sehen uns " Verabschiedete er sich.
" Was ? Wohin ? " fragte ich ihn verwirrt. Er antwortete nicht. Er kommt, kaum haben wir eine Konversation begonnen, geht er wieder. Er drehte sich noch kurz um und lächelte mich an. Weit ging er nicht, er stellte sich nur einige Meter von mir weg. Ich fühlte mich lächerlich, wenn er sich so benommen hatte. Aber dieses mal wollte ich es nicht einfach hinnehmen und schweigen.
" Was soll das Berat?" fragte ich mit einer angespannten Stimme.
Er schaute mich verwirrt an. Als ich merkte, dass er nichts sagen wird, sagte ich um aufzuklären was ich meinte "Du verhälst dich so als würdest du mich nicht kennen. Hab ich etwas getan, was dir nicht gepasst hat? Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde Ich glatt meinen, dass der Mann am Flughafen nicht du sein kannst, du bist plötzlich absolut anders." In dem moment als ich bemerkt hatte was für ein quatsch ich da rede, entschied ich zu schweigen. Ich hatte eigentlich vor ihm noch einige Dinge aufzuzählen, zum beispiel das mit dem Taxi und der Einstellung. Aber ich kam mir so wie jedesmal in seiner Umgebung absolut Blöd vor. Ohman, Mit welchem Recht befragst du ihn eigentlich Ceylan? Berats Miene änderte sich von verwirrt und fragend auf eine ernstere Miene.
" Wie hättest du es denn gerne? " fragte er mich. Diesesmal war ich die jenige, die ihn verwirrt anguckte.
" Wie hätte ich was gerne ? " fragte ich
" Wie soll ich mich gegen über dir verhalten? Wie hättest du es gerne? " fragte er dann.
Ich hätte mit jeglicher Antwort gerechnet, aber mit dieser nicht. Eine Antwort wie "Ich verhalte mich so wie Ich möchte.." hätte mich weniger gewundert als diese.
Er machte es sehr geschickt. Anstatt seine Meinung dazu zu äußern, fragte er nach meiner. Ich wusste eigentlich nicht konkret wie ich es gerne hätte, aber auf jeden Fall nicht so. Am liebsten hätte ich mich jetzt umgedreht und wäre weggegangen. Wieder hilflos.
" Verhalt dich normal zu mir " sagte ich ohne auf etwas bestimmtes anzudeuten.
" Ich verhalte mich normal zu dir " sagte er dann. Normal ?
" Was ist denn deine Definition von Normal? " fragte ich darauf. Ich wollte diese Konversation eigentlich nicht so sehr in die Länge ziehen, aber es kam einfach wie ausgeschossen. Das ganze klang viel aggressiver als es klingen sollte.
Er schaute mich an und lachte, aber es war wieder dieses gehauchte lachen.
" ich komme morgen zu euch" lenkte er vom Thema ab.

" Wie bitte? "

"Schon vergessen? Dein anderer Bruder, er hieß Ramazan glaube ich, hat mich an dem Abend im Cafe eingeladen. Er sagte, dass euer Vater es so will, als Dankeschön, dass ich dir am Flughafen geholfen habe. "

Stimmt. Ich errinerte mich wieder. Dieser Gedanke machte mich grade echt wütend. Apropos Flughafen ! Ich wollte endlich eine Antwort auf meine Fragen.

" Wieso bist du einfach aus dem Taxi verschwunden? " fragte ich. Er zögerte etwas bevor er eine Antwort gab.

" Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Ich wusste nicht, wie sie reagiert hätten, hätten sie dich mit mir gesehen " antwortete er.

In dem moment kam ein Bus. Ich schaute mir vorne genau an, wo der Bus hin fuhr. Und fragte zur Sicherheit auch den Bus Fahrer. Ich gab berat noch einen kurzen Blick und stieg ein. Diese Konversation brachte mich zum Nachdenken, jedoch war es mir recht gleichgültig. Es bedeutete nichts. Es kam mir so vor als hätte er versucht mich zu provozieren, indem er sagt, dass er morgen zu uns kommt. Er war anders als ich ihm am Flughafen kennengelernt hatte. Ich hatte ihn mir absolut anders ausgemalt. Aber was soll's? Viel mehr beschäftigte mich das ganze auch nicht mehr. An der Haltestelle angekommen stieg ich aus und machte mich auf den weg nachhause. Die Halteye war nicht weit von Zuhause. Angekommen, schloss ich die Tür auf und rief "Selamun Aleykum. Ich bin wieder da"
"Aleykumselam hoşgeldin kizim" rief Teyze aus der Küche. Ich ging in die Küche und sah Teyze mit den zwei Frauen von letztes mal am sitzen.
Die eine Frau sagte "Masaallah was ein schönes Mädchen" zusagen, dann sagte die andere darauf "Mach uns mal Türkischen Kaffee" Ich blieb einfach nur stehen und fühlte mich wie letztes mal, wie ein Hausmädchen. Meine Teyze fiel aber wieder sofort ins Wort und sagte "Wir trinken doch gerade Tee, wozu jetzt einen Kaffee? Ceylan geh hoch und ruh dich aus. Du bist erst neu von draußen gekommen."
In dem moment als ich mich umdrehte und hoch gehen wollte, sagte eine der Frauen "Wann sollen wir denn erfahren, wie Ceylans Künste in der Küche sind? Nach der Hochzeit? Was ist wenn sie nicht kochen kann, soll mein Sohn dann verhungern? Helime, schickst du sie etwa jedes mal hoch, weil sie nichts kann? "

Hörte ich richtig? Sagte sie Hochzeit? Mit ihrem Sohn? Ich glaubte meinen Ohren nicht. Ich konnte mich weder von der Stelle rühren, noch wütend werden und fragen was das soll. Ich glaubte es nicht. Hatte sie wirklich gesagt, Hochzeit? Wollte Teyze mich mit ihrem Sohn verheiraten? Hat sie dieser Frau schon ihren Wort gegeben? Wieso sagte sie Hochzeit? Ich konnte meine Gedanken nicht ordnen.