Wut - الغضب

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Ich fand mich plötzlich in Cemil's Armen wieder. Ich spürte sein Hemd an meiner Wange, welches durch meine tränen leicht genässt war.

''Ceylan willst du mir denn nicht endlich erzählen was passiert ist?'' 

Ich gab keine Reaktion darauf. Ich konnte keine Reaktion darauf geben, ich schämte mich so sehr, ich war wie erstarrt. Ich wollte einfach nur verschwinden.


TB

„SUS CEYLAN'' schrie mein Onkel mich an. Eine kalte schauer lief über meinen Rücken. Ich spürte wie das warme Blut in mein Gesicht hochstieg. Ich wusste, dass ich gerade knall rot wurde. Ich fühlte mich so fehl am Platz wie noch nie. Ich wusste das ganze war auch beschämend für Teyze und Dayi und vor allem für Berat. Jedem war die Situation unangenehm, denn jeder schaute auf den Boden, alle senkten ihr Blick. Und ich war der Grund. Alle waren enttäuscht so etwas von mir zu hören. Von Ceylan. Ceylan, das süße Mädchen. Ich wollte nicht mehr da sein, nicht mehr gesehen werden. Ich lief so schnell raus, dass ich mich plötzlich auf der Straße fand. Ich lief so schnell, dass ich sogar fast rannte. Mein Kopf pochte und meine Hände zitterten. 

Plötzlich fing mich jemand ab, jedoch gab ich keine Reaktion. Auch mich wehren tat ich nicht. Ich wünschte einfach nur, dass diese, die Arme von Berat seien. Ich wünschte mir, dass er mir sagt, dass das grade alles gar nicht passiert ist. 

Doch stattdessen waren es Cemil's Arme, die mich abfingen. 


TB ENDE 


„Ceylan, erzähl doch, wieso weinst du?''  fragte er aufdringlich. Ich bemerkte gar nicht, dass ich weinte. Meine Wangen waren so warm, dass ich nicht fühlte, wie tränen runter flossen.

„Cemil bitte bring mich hier weg'' war das einzige was ich dann sagte. Ohne noch ein Wort zu sprechen, gingen wir zu seinem Wagen, welches vor dem Café geparkt war, in dem wir uns treffen wollten. 

Als wir im Auto waren, fragte er mich wohin ich gerne hin möchte, jedoch gab ich keine Antwort und er fuhr einfach los. Genau das wollte ich erreichen. Dass er einfach nur weg fährt. 

„ Ceylan, ich weiß nicht was geschehen ist. Anscheinend willst du mir auch nichts erzählen und das verstehe ich, aber bitte hör auf zu weinen.'' sagte er. 

Ich spürte seinen Blick auf mir und wandte dann meinen Blick aus dem Fenster, so dass er mein Gesicht nicht mehr sehen konnte. Ich wischte meine Tränen weg und versuchte mich zusammen zu reißen. Aber jedes mal, wenn sich das in meinem Kopf abspielte, füllten sich meine Augen, weil ich mich so verdammt schämte. Wie konnte ich so etwas unangebrachtes sagen, ich konnte mir nicht trauen. Mein Vater, hätte er das mitbekommen, hätte er sich ebenso geschämt, denn er hatte mich nicht so erzogen. Am meisten tat es mir weh, dass Dayi mich angeschrien hatte. Er hatte mich zuvor nie angeschrien. 


„Da sind wir auch schon'' sagte Cemil und riss mich aus meinen Gedanken. 

Wir waren an einem kleinen Park mit zwei Bänken die in die Richtung eines See's gerichtet waren. Cemil ging vor, setzte sich hin und gab mir einen Blick, welches mich aufforderte mich hinzusetzen. 

Ich setzte mich leise. Nach einer weile Stille, fing er an zu reden. 

„Ich kann dir jetzt leider keine Geschichten erzählen, davon wie besonders dieser Ort für mich ist und dass ich hier öfter hinkomme'' 


„Ganz spontan also'' fügte er dann noch hinzu. 

Ich gab ihm ein halbes lächeln und war wieder vertieft darin die ganze Szene ständig in meinem Kopf zu wiederholen.

Mein Blick war auf den See gerichtet. Meine Augen waren wieder gefüllt. Ich sah nur noch blaue verschwommene Farbe.

Cemil, der das merkte, rief plötzlich auf 

„Das reicht'' 

„Du wirst mir jetzt auf der Stelle sagen was los ist'' 


Ich schüttelte mein Kopf und fuhr mir mit der Hand ins Gesicht. 


„Cemil deine Mutter war bei uns'' 

„Meine Mutter?'' 

Ich nickte.

„Sie hat mir nichts davon erzählt'' 

„Cemil, ich habe sie angeschrien'' 

Ich fing wieder an zu schluchzen und tränen liefen meine Wangen runter. Ich wusste nicht, wie richtig es war, dass ganze Cemil zu erzählen, aber ich musste mich befreien. 

„Du hast sie angeschrien?'' fragte er, um Bestätigung zu bekommen. 

Ich nickte wieder und schloss mein Gesicht mit meinen Händen ein. 

Cemil hingegen blieb ganz ruhig. 

„Was war der Grund?'' fragte er mich sanft. 

„ Es tut mir so leid. Ich wollte sie nicht anschreien, das ist alles einfach aus mir gekrochen. Ich konnte es nicht kontrollieren. Das war nicht - ''

„Schh ist schon gut Ceylan. Ich sehe doch, wie dir das ganze leid tut'' unterbrach er mich. 

„Hat sie vielleicht etwas gesagt, was dich wütend gemacht hat?''

Ich nickte wieder nur.

„Worum ging es?'' fragte er.

„Um dich'' antwortete ich leise. 

„Um mich?'' fragte er noch mal nach. 

Ich gab keine Antworten mehr. Cemil schwieg ebenso. Er sah nachdenklich aus, jedoch war es kein unbeholfenes ratloses Nachdenken. Im Gegenteil, er sah fest entschlossen aus. Er hob seine Augenbrauen an, jedoch zeigten sie innen nach unten, sodass das ganze einen wütenden Blick zum Ausdruck brachte. Plötzlich stand er auf.

„Kalk gidiyoruz (Los wir gehen)''

„Wie bitte was? Wohin?'' 

„Zu euch'' 

„Cemil bitte tu mir das nicht an. Ben oraya hangi yüzle giderim? (Wie soll ich da wieder hin?)'' 

„ Ceylan kalk dedim, arabaya bin. Gidiyoruz. (Los hab ich gesagt. Steig in den Wagen. Wir gehen.)'' 

Ich hatte keine andere Wahl als ihm zu gehorchen. Er hatte einen blinden Zorn auf sich. Ich fragte ihn ständig was er vor hatte, jedoch gab er mir keine Antwort. 

Nach einer 20 minütigen Autofahrt, die sich wie Stunden anfühlte hielt er kurz vor unserem Haus an.

„Was hat dir meine Mutter genau gesagt?'' fragte er. Er forderte mich mehrere male auf, ihm zu erzählen, was zwischen seine Mutter und mir wegen Cemil vorgefallen ist. Ich antwortete die ersten male nicht, doch als ich merkte, dass er immer aggressiver wurde, versuchte ich ihn zu beruhigen. 

„Cemil was spielt das für eine Rolle? Ist schon gut. Das legt sich alles wieder. Lass gut sein'' Doch sein Kragen war anscheinend geplatzt. 

„CEYLAN SAG MIR WAS SIE GESAGT HAT'' schrie er mich an. 

Ich sah es kommen, deswegen schockierte es mich nicht, dass er mich so anschrie. In der Zwischenzeit öffnete sich die Türe unseres Hauses und Cemils Mutter kam raus. Als Cemil sie sah, stieg er stürmisch aus dem Wagen und schlug die Tür hinter sich zu. 

„ANNEE'' rief er auf. 

[Hayat] الحياةWo Geschichten leben. Entdecke jetzt