[Hayat] الحياة

جميل & بارات

Wenn es das war, was ich ahnte, würde ich auf der Stelle weg rennen, dachte ich mir.

"Nicht heute, ich würde dich bitten, dass du mit Ramazan morgen um 6 zum Café am Ende der Straße kommst. Ich möchte vorerst nicht, dass wir uns alleine treffen" ergänzte er.

"Worüber willst du reden Cemil?"

"Das wirst du dann erfahren Ceylan"
Bevor ich darauf antworten konnte, verabschiedete er sich.
"Esselamoaleykum, bis morgen inşallah"
Sagte er und ging. Ich blieb unter dem schock dort einfach nur stehen und bevor ich mich bewegen konnte, riss mich jemand an meinem Arm zu sich. Erst schreite ich auf und im nächsten Moment merkte ich dann, dass es nur Ramazan war.

"Ceylan was wollte der von dir?" Fragte er mich etwas wütend.
" Er möchte mit mir reden. Eher gesagt mit uns. Morgen "
" Morgen? " fragte er nochmal nach so als hätte er nicht recht gehört.
" Ja morgen"
" Morgen kommt aber dein Held zu uns. Die Einladung von Papa. Schon vergessen?"

Jetzt wo er das sagte, errinerte ich mich wieder. Ich freute mich, dass ich Berat sehen werde. Immerhin hätte ich ihn morgen normalerweise nicht gesehen, da morgen Sonntag ist. Die Frage wer mir wichtiger war, was eindeutig zu beantworten. Natürlich Berat. Also würde ich zuhause bleiben. Ich hatte sowieso einen Grund gesucht, um nicht hinzugehen.
" Ramazan sagst du ihm dann bitte ab? Sag ihm dass wir Gäste bekommen."
" Ja mache ich. Keine sorge "
So war auch diese Sache geklärt.
Darüber nach zu denken, dass Berat morgen hier sein wird, machte mich nervös. Und das entging Ramazan auch nicht. Ich wollte es jedoch nicht zu geben. Als wir dann zuhause waren, nahm ich einen Bad und half danach meiner Tante das Haus zu putzen und einige Vorbereitungen zu morgen zu erledigen. Ich verrichtete dann noch mein Gebet und ging schlafen.
So endete auch der Tag.

Am nächsten morgen stand ich um 4 Uhr für das morgen Gebet auf und ließ mich danach noch für einige Stunden aufs Bett fallen. Als ich wach wurde, ging ich runter zur Küche, um das Frühstück vor zubereiten. Dayı war wie immer schon wach und wartete, dass jemand endlich was zu essen machte. Er ging Ömer und Ramazan wecken und ich weckte dann Teyze und die Mädels. Wir frühstücken, redeten, lachten. Ich bemerkte immer wieder aufs neue wie sehr ich diese Familie, meine Familie, liebte. Es fehlten nur noch Abi und Papa. Heute war Sonntag, das heißt sie würden bestimmt nicht arbeiten, also könnte ich sie anrufen. Nachdem ich den Tisch aufgeräumt hatte, rufte ich Papa an, ließ vorerst Dayi reden, dann meine Schwestern, dann Ramazan und Ömer abi und zum Schluss ging ich ran.
Als ich Papas stimme hörte, spürte ich wie sich ein Klos in meinem Hals bildete. Meine Augen füllten sich.
"Baba?" bekam ich mit einer zittrigen Stimme raus.
Er fehlte mir so sehr, genau so wie meine Mama mir fehlte.
"Es dauert nicht mehr lange Ceylan" sagte er.
Dies löste dann allmählich die Tränen aus.
"Wie lange Papa?" Fragte ich. Meine Stimme klang kraftlos und zittrig.
"Einige Monate"
Als Teyze bemerkte wie ich am Telefon weinte, nahm sie mir das Telefon weg.
Und verabschiedete sich von Papa und legte auf.
" Du musst stark sein Ceylan, deinem Vater fällt das doch auch nicht leicht. Damit ziehst du ihn nur runter und machst ihm das ganze nur schwieriger."

Ich nickte weinend. Ich wusste sie hatte recht, aber ich konnte es nicht kontrollieren. Ich beschloss meinen Vater später noch einmal anzurufen und ihm alles zu erzählen. Aber vorerst fingen wir mit den Vorbereitungen an. Wir machten Börek, verschiedene Salate. Ich sagte Teyze, dass sie nicht so übertreiben sollte, da er doch sowieso alleine kommt. Und für nur eine Person so viel essen zu machen, wäre etwas zu viel. Aber sie hörte nicht auf mich. Als ich dann auch fertig mit dem Tee war, entschloss ich mich dazu meinen Vater nochmal anzurufen.
Ich entschuldigte mich für vorhin und wir redeten knappe 2 Stunden miteinander. Ich erzählte ihm alles von A bi Z. Nur Berat erzählte ich ihm nicht, dass ich am Flughafen mit ihm in ein Taxi eingestiegen bin und er mich bis nachhause begleitet hat. Ich wusste, dass mein Vater dann wütend auf mich wäre, obwohl es keinen Grund dazu gab. Er war halt etwas zu fürsorglich.
Als wir dann auflegten, kam Ramazan zu mir.
"Cemil möchte, dass wir unbedingt kommen. Ich habe ihn angerufen und abgesagt aber er hat es nicht eingesehen"

" Was soll ich machen? Dann soll er da halt warten, ich werde nicht hingehen. Berat wird gleich hier sein."

" Ja aber meinst du es ist richtig ihn dort sitzen zu lassen?"

" Ramazan wir haben angerufen und bescheid gesagt. Wenn er das nicht verkraften kann, können wir wohl nichts dafür. Ausserdem weiß ich was er mir sagen möchte, aber es interessiert mich nicht."

"Du weißt es ?"

" Ich kann es mir denken"

"Und das wäre?"

"Na wegen der Hochzeit. Ob ich ihn heiraten möchte. "

Ramazan guckte mich plötzlich so fremd an.
"Cemil würde sowas nicht machen Ceylan. Er würde dich nicht sowas fragen " sagte er dann.

" Achja stimmt, er macht es ja sowieso ohne meine Einverständnis"

"Ceylan ist das dein ernst? " fragte er mich plötzlich mit einer ernsten Stimme.

" Cemil ist ein anständiger Junge. Er hat es zwar seiner Mutter erzählt, aber glaub mir, Cemil weiß bestimmt nicht von dem was seine Mutter hier ständig abzieht." Er nahm tief Luft.

"Abgesehen davon, würde er dich erstmal kennen lernen, bevor er dir einen Heiratsantrag stellt. Denkst du er weiß nicht wie man sich einem Mädchen gegenüber verhält?"

"Also würde er heute mich nicht fragen, ob ich ihn heiraten will oder nicht?"

"Nein natürlich nicht, was ein schwachsin" sagte Ramazan dann etwas genervt. Irgendetwas war komisch an Ramazan. Wieso beschütze er denn Cemil so sehr, wobei er mich doch heute morgen noch von ihm weg riss, weil ich mit ihm gesprochen hatte.
Ich wusste nicht, was ich denken oder fühlen soll. Ich wollte nur alles vergessen und mich darauf konzentrieren, dass gleich Berat -
Meine Gedanken schwiegen plötzlich als ich die Tür klingeln hörte. Ich rannte sofort die Treppen runter, schaute mich noch ein letztes mal im Spiegel an und öffnete die Tür. Doch anstatt Berat, stand jemand ganz unerwartetes vor der Türe ..