Kapitel 3

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"Ich wünschte wir hätten die selbe Blutgruppe.", seufzte Sibel, während sie an ihrem Milchshake schlürfte. "Ich hätte das selbst dann nicht gewollt!", sprach ich ihr fest entschlossen zu. "Du spinnst doch.", erwiderte sie energisch. "Ich möchte keinen Lebendnierenspender, das bringt Risiken mit sich und die möchte ich niemandem zumuten!", verdeutlichte ich ihr in einem ernsten Ton. Sie fuhr mit ihrer Hand durch ihre voluminösen dunkelbraunen Haare und sah mich traurig mit ihren beinahe schwarzen Augen an. "Schau mich nicht so an!", befahl ich ihr, woraufhin sie ihren Blick von mir abwandte und ihren Kopf in ihren Händen vergrub, welche durch ihre am Tisch abgestützten Ellenbogen einen Halt fanden.
"Eda.", sprach sie kaum hörbar, woraufhin ich ihr ruhig lauschte. "Du brauchst unbedingt einen Spender.. deine Niere wird immer schwächer. Du weißt-" Ich ließ sie nicht aussprechen, weil ich bereits wusste, was folgen würde. "Ich weiß.", sagte ich still und blickte Löcher in die Luft. "Dann entscheide dich für einen Lebendnierenspender.. Deine Eltern kommen doch in Frage."
"Nein!", erwiderte ich genervt. "Sibel, wechseln wir bitte das Thema? Du kennst meine Meinung dazu und die wird sich auch nicht ändern." "Sturkopf.", murmelte sie vor sich hin und sah nun wieder auf zu mir. Als ich in ihre dunklen Augen sah und bemerkte, dass sich Tränen in ihnen gesammelt hatten, rückte ich augenblicklich mit meinem Stuhl näher an sie heran und umschloss sie liebevoll mit meinen Armen, während ich ihr beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. "Alles wird gut mein Schatz.", sprach ich meiner zerbrechlichen Freundin zu und umfasste weiterhin ihren zierlichen Körper, woraufhin sie unfassbar laut schluchzte. "Pshhht", flüsterte ich und strich mit meiner Hand über ihren Kopf. "Denk nicht daran!", forderte ich sie auf. Als sie ihren Kopf hob, musste ich lachen, da sie total verheult aussah und ihre Schminke sich in verunstalteter Form in ihrem Gesicht breit gemacht hatte. "Wieso lachst du?", sprach sie verärgert und boxte mir auf die Schulter. "Du siehst scheiße aus!", sprach ich lachend und steckte sie damit an. Sie wischte sich mühsam ihre Tränen weg und verschränkte trotzig ihre Arme vor der Brust. "Hau ab!", sagte sie gespielt wütend und erneut konnte sie in ihrer Rolle nicht ernst bleiben und begann zu Lachen.
Während wir weiterhin im Eiscafé saßen und uns die Seele aus dem Leib plauderten, bekam ich einen Anruf. Ich erblickte auf dem Display den Namen "Arda" und hob mit einem Lächeln im Gesicht hab. "Hey Arda!", sprach ich erfreut in den Hörer. "Hey Edi, was machst du gerade?"
"Ihr sollt mich nicht so nennen!", befahl ich ihm mit erhobener Stimme und erhörte daraufhin Sibels Kichern. Arda lachte ebenfalls. "Ist Sibel bei dir oder wer kichert da im Hintergrund wie ein Huhn?"
Nach dieser Frage prustete ich los und kam nur schwer wieder zu mir, was Sibel sichtlich verwirrte. Nachdem ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigt hatte, antwortete ich ihm schließlich vernünftig. "Ja, ich bin mit dem Huhn in unserem Eiscafé. Willst du vorbeikommen?"
Arda war der Junge in unserer kleinen Gruppe und machte diese dadurch komplett. Wir drei waren seit unserer Kindheit unzertrennlich und ich war dankbar dafür, solche Freunde zu haben. Sie standen mir in jeder Zeit bei und hatten immer ein offenes Ohr für mich, was selbstverständlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Wir würden alles für einander tun, was wir uns immer wieder aufs Neue bewiesen.

"Na ihr Hexen?", sprach Arda, während er uns beiden jeweils die Haare zerzauste und sich anschließend auf den leeren Stuhl fallen ließ. Ein unheimlich liebliches Lächeln bildete sich auf seinen schmalen Lippen, wodurch seine grünbräunlichen Augen zu glänzen begannen. Sein sonst so markantes Kinn war durch seinen Bart abgedeckt und auch seine Haare waren ziemlich gewachsen. Mit seinem breiten Rücken passte er kaum in den engen Stuhl, was Sibel und mir nicht entging und uns beiden somit ein belustigtes Lächeln entglitt.
"Was grinst ihr so?", fragte er uns verwirrt, woraufhin wir wie aus einem Mund mit "Fettsack!" antworteten und schlagartig zu Lachen begannen.
Nachdem wir den Tag gemeinsam verbracht hatten, machte ich mich am Abend auf den Weg nach Hause, wo ich von meiner Familie herzlich empfangen wurde.
Am nächsten Tag schwang ich mich wieder einmal lustlos aus dem Bett, da ich wieder in die Klinik gehen müsste. Dennoch freute ich mich vorerst auf die Arbeit und ging ihm deshalb mit einem geringen Hauch von Motivation entgegen.
Ich stellte fest, dass ich mich um einige Minuten verspätet hatte und entschuldigte mich deshalb bei meinen beiden Kolleginnen, die gemeinsam mit mir die Rote Gruppe leiteten. Als ich in den Gruppenraum trat, stieg mir sofort der kindlich süße Duft in die Nase und auch das herzliche Gekicher der Kinder schallte mir ins Ohr.
Nachdem die Gruppe komplett war, nahm ich sie aufgrund des wunderschönen Wetters mit in den Hof, wo ich mit ihnen einige Gemeinschaftsspiele spielte, was die Kinder strahlen ließ und mich somit automatisch glücklich machte.

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