Kapitel.10

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(In der selben Zeit)

POV.Lorenzo

Ich ließ mir das sicher nicht gefallen! Niemand sprach so mit mir, und schon gar nicht vor anderen Leuten. Kalea würde noch ihre Lektion bekommen – früher oder später. So etwas ließ ich nicht einfach auf mir sitzen. Doch während ich wütend über ihre Worte nachdachte, fiel mir auf, wie gut sie heute aussah, besonders in diesem kurzen Rock. Irgendwas hatte sie an sich, das mich aus der Fassung brachte, doch ihre Brüder, die Sanchez-Jungs, behielten sie ständig im Auge. Vor allem Kyle und die anderen acht Brüder sorgten dafür, dass keiner ihr zu nahe kam.

Was war überhaupt mit Kyle los? Hatte er gestern nicht noch blonde Haare gehabt? Und jetzt lief er plötzlich mit rot-rosa gefärbten Haaren rum. Das war schon ein merkwürdiger Anblick, aber es kümmerte mich nicht wirklich – ich hatte gerade andere Dinge im Kopf.

Während der Unterrichtsstunden konnte ich meinen Blick kaum von Kalea abwenden. Vielleicht war sie doch wirklich die Schwester der Sanchez-Brüder, so wie die Gerüchte sagten. Es war schwer zu glauben, dass sie als einziges Mädchen in dieser riesigen Familie mit acht Brüdern aufgewachsen war. Aber wenn man genau hinsah, konnte man die Ähnlichkeiten zwischen ihr und Kyle nicht leugnen. Sie sahen fast aus wie Zwillinge. War sie es wirklich?

Ich konnte nicht länger warten. Als die Schulglocke zum Ende des Tages läutete, beschloss ich, Klarheit zu schaffen. Ich rief meinen Vater an und fragte ihn direkt, ob Pablo Sanchez eine Tochter hatte. Mein Vater, der sich in solchen Angelegenheiten auskannte, bestätigte mir, dass er von Gerüchten gehört hatte und dass es tatsächlich in den Papieren vermerkt war, dass Pablo eine Tochter hatte. Doch niemand hatte sie bisher wirklich zu Gesicht bekommen. War ich also der Erste, der die Wahrheit erkannte?

Nach der Schule beobachtete ich, wie Kalea Kyle folgte, der mit seinen schrägen, rot-rosa Haaren immer noch alle Blicke auf sich zog. Es war meine Chance. Ich schlich mich an sie heran, griff sie schnell von hinten und legte ihr die Hand über den Mund, um sie daran zu hindern, zu schreien. Sie kämpfte und versuchte sich zu wehren, aber ich war stärker. Schnell zog ich sie in ein verlassenes Klassenzimmer und drückte sie hart gegen die Wand.

Ihre Augen funkelten vor Wut, aber sie sagte kein Wort. Das überraschte mich – dieses freche Mundwerk, das sie sonst immer hatte, schien plötzlich verstummt. Aber ich wusste, dass sie nicht lange still bleiben würde. Ich musste nur den richtigen Punkt treffen.

„Bist du wirklich die Schwester von den Brüdern?" fragte ich, meine Stimme war kalt und ruhig.

„Ich sag dir gar nichts, Arschgesicht!" entgegnete sie bissig und funkelte mich an.

Ihr Trotz machte mich wütend. „So redest du nicht mit mir!" Ich versuchte, meine Geduld zu bewahren, aber ihre respektlose Haltung brachte mich an den Rand.

„Ich rede, wie ich will, du Hohlbirne! Was willst du eigentlich von mir?" Ihre Stimme klang scharf und unnachgiebig. „Warum muss man jeden Tag deine widerliche Visage ertragen? Du bist echt das Letzte."

„Halt den Mund, Weib!" rief ich, doch sie ließ nicht locker.

„Weib?!" Sie lachte spöttisch. „Du bist echt armselig. Und übrigens – Püppchen, ja? Komm, nenn mich ruhig weiter so."

„Richtig gehört, Püppchen," sagte ich gereizt. Ihre ständigen Provokationen machten mich rasend.

„Püppchen?" Sie schien zu genießen, wie sie mich reizte. „Bist du wirklich so erbärmlich, dass dir nichts Besseres einfällt, als mich Püppchen zu nennen?"

„Bist du taub, Mann?! Hör auf, meine Worte zu wiederholen!" Meine Geduld war fast am Ende. „Oder hat es der kleinen Kalea die Sprache verschlagen?"

„Wenn du nach Fehlern suchst, solltest du vielleicht mal in den Spiegel gucken," konterte sie kühl.

Ich musterte sie von oben bis unten, versuchte, die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen. Ihr Rock war definitiv zu kurz, das war mir schon den ganzen Tag aufgefallen. „Ist der Rock nicht etwas zu kurz?" fragte ich, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.

„Ja, der will Partnerlook mit deinem Schwanz machen," konterte sie ohne eine Sekunde zu zögern.

Ihre Worte trafen mich hart. Ich starrte sie fassungslos an. Wie konnte sie so etwas sagen? „Halt die Schnauze!" fuhr ich sie an, aber meine Worte klangen schwach. Sie hatte mich völlig aus der Fassung gebracht.

„Das ist alles, was du zu bieten hast?" Sie grinste hämisch. „Du kannst mir gar nichts. Und übrigens – ich habe keine Schnauze, ich habe einen Mund, du Bastard."

Das war zu viel. Bevor ich wusste, was ich tat, presste ich meine Lippen auf ihre, um sie zum Schweigen zu bringen. Es war ein impulsiver, wütender Kuss, aber zu meiner Überraschung wehrte sie sich nicht. Ich hatte erwartet, dass sie mich wegstoßen oder mich anschreien würde. Stattdessen erwiderte sie den Kuss.

Das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Sie, die sonst immer so selbstbewusst und rebellisch war, antwortete auf meinen Kuss. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander, beide schwer atmend. Der Moment, in dem sie meine Lippen nicht zurückwies, verwirrte mich mehr als alles andere.

Ich fasste mich zuerst und zwang mich, die Oberhand zu behalten. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so leicht zu knacken bist, Püppchen," sagte ich höhnisch, obwohl ich selbst nicht sicher war, was hier gerade passiert war.

Kalea funkelte mich an, ihre Augen blitzten vor Zorn und Stolz. „Du hast keine Ahnung, worauf du dich eingelassen hast, Lorenzo. Du denkst, das war's? Du denkst, du hast gewonnen? Du wirst es noch bereuen."

Ihre Worte hallten in mir nach, als ich mich umdrehte und das Klassenzimmer verließ. Kalea Sanchez war definitiv nicht wie die anderen – und das machte sie zu einer Herausforderung, die ich nicht ignorieren konnte.

943 Wörter
Bearbeitet: 19.10.2024

Mein Leben mit 8 BrüdernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt