POV.Kalea
„Wenn du dich in ihn verliebst, Kalea, wäre es gut für unsere Mafia", sagte mein Vater mit ruhiger Stimme. „Dadurch würde unsere Mafia mächtiger werden."
Ich starrte ihn an, ungläubig. Meinte er das wirklich ernst? „Papa, ich muss dich leider enttäuschen. Das wird niemals passieren", erwiderte ich bestimmt, obwohl ich innerlich von Unsicherheit geplagt war.
„Sag niemals nie, Kalea", antwortete er nur leise, bevor er den Raum verließ.
Verwirrt stand ich eine Weile da und hörte, wie meine Brüder unten mit meinem Vater zu diskutieren begannen. Es war immer dasselbe: Sie wollten mich beschützen, mich vor allem Übel dieser Welt abschirmen. Doch manchmal hatten sie keine Ahnung, wie sehr sie es übertrieben. Ich wusste sehr wohl, was ich tat, was ich anzog und vor allem, in wen ich mich verliebte. Dass sie mir zutrauten, so leicht zu manipulieren zu sein, verletzte mich tief im Inneren.
Als ich alleine war, legte ich mich in mein Bett und versuchte, die Gedanken an Lorenzo und den gestrigen Kuss zu verdrängen. Doch die Worte meines Vaters und Lorenzos Kuss schwirrten weiter in meinem Kopf herum. Es dauerte nicht lange, bis die Müdigkeit mich überwältigte und ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen war alles wie immer. Ich ging meiner täglichen Routine nach: Zog mich an, bereitete mich auf die Schule vor und ging nach unten, um zu frühstücken. Doch die Stimmung im Haus war angespannt. Meine Brüder sprachen kaum miteinander, und mein Vater war ungewöhnlich still.
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zur Schule. Als ich auf den Parkplatz fuhr, spürte ich, wie die Anspannung von gestern mich wieder einholte. Ich versuchte, mich zu beruhigen, als ich aus dem Auto stieg und zur Schule ging.
Kaum hatte ich das Schulgelände betreten, erblickte ich Lorenzo. Er stand mit seiner Clique an der Mauer des Schulhofs, lässig wie immer. Seine Haltung war entspannt, aber seine Augen hatten mich bereits fixiert. Für einen Moment fühlte es sich an, als gäbe es niemanden sonst um uns herum. Mein Herz schlug schneller, doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben.
Lorenzo hob eine Augenbraue, als er mich sah, und lächelte leicht. Es war dieses herausfordernde, selbstsichere Lächeln, das mich gestern schon aus der Fassung gebracht hatte. Er ging langsam auf mich zu, und ich spürte, wie mein Puls sich beschleunigte.
„Guten Morgen, Kalea", sagte er ruhig, als er vor mir stand. Seine Stimme klang sanft, aber gleichzeitig schwang eine gewisse Spannung mit. Es war, als wüsste er genau, was er gestern bei mir ausgelöst hatte.
„Morgen", murmelte ich, während ich mich bemühte, neutral zu bleiben. Ich konnte den gestrigen Kuss nicht einfach ignorieren, doch das bedeutete nicht, dass ich ihm irgendeinen Vorteil einräumen würde.
„Hast du darüber nachgedacht, was gestern passiert ist?" fragte er ohne Vorwarnung, während sein Blick sich intensiv auf mich richtete.
Ich hielt kurz inne, unsicher, wie ich reagieren sollte. Natürlich hatte ich darüber nachgedacht – den ganzen Abend lang. Aber ihm das zuzugeben, würde ihm nur noch mehr Macht über mich geben. „Es war ein Fehler, oder?", wiederholte ich seine eigenen Worte aus der gestrigen Situation, in der Hoffnung, damit das Thema abzuschließen.
Doch Lorenzo lächelte nur. „Vielleicht...", sagte er langsam. „Oder vielleicht war es genau das, was passieren sollte."
Seine Worte trafen mich unerwartet, und ich merkte, wie meine Wangen leicht erröteten. Was wollte er damit sagen? Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber in dem Moment klingelte es, und ich wurde von dem Strom der Schüler in die Schule gedrängt.
Während ich mich durch die Gänge bewegte, konnte ich Lorenzos Blick förmlich in meinem Rücken spüren. Er ließ nicht locker, das war klar. Doch was wollte er wirklich? Und warum ließ mich das alles nicht los?
Im Unterricht konnte ich mich kaum konzentrieren. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab, zu dem Moment gestern und zu den Gesprächen mit meinen Brüdern und meinem Vater. Ich wusste, dass sie Lorenzo nicht vertrauten. Und trotz allem, was ich sagte, war da ein kleiner Teil von mir, der sich ebenfalls unsicher fühlte.
Doch ein anderer Teil von mir fühlte sich... neugierig. Was, wenn Lorenzo doch nicht der Feind war, den sie in ihm sahen? Was, wenn er tatsächlich etwas anderes wollte, etwas, das ich nicht einmal selbst verstand?
Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Ich musste mich auf die Realität konzentrieren – auf die Schule, auf meine Familie, auf alles, was wirklich zählte. Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass das nicht so einfach sein würde. Nicht nach dem, was gestern geschehen war. Und ganz sicher nicht, solange Lorenzo in meiner Nähe war.
768 Wörter
Bearbeitet: 19.10.2024
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Mein Leben mit 8 Brüdern
Teen FictionIn Bearbeitung "Mein Leben mit 8 Brüdern" Kalea hat immer gewusst, dass ihre Familie anders ist - mit acht Brüdern, die sie überbeschützen und überall ihre Finger im Spiel haben. Doch sie hätte nie geahnt, dass sie mitten in einer Mafiafamilie aufg...