Kapitel.13

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POV.Kalea

„Also... ähm... ich musste noch auf die Toilette", begann ich nervös, „und da war ein Mädchen, das geweint hat. Ich wollte sie nicht alleine lassen, also habe ich sie gefragt, was los ist. Sie hat mir dann alles erzählt, und es ging wirklich lange. Irgendwann hat sie aufgehört zu weinen und sich bedankt, dass ich für sie da war." Die Worte kamen hastig aus meinem Mund, während ich versuchte, eine plausible Ausrede zu erfinden.

Meine Brüder sahen mich misstrauisch an. Kyle war der Erste, der das Schweigen brach. „Das sollen wir dir jetzt glauben?"

Diego verschränkte die Arme und stellte die nächste Frage. „Weswegen hat sie denn geweint?"

„Das werde ich euch nicht verraten. Es war etwas Privates", entgegnete ich defensiv, während mein Herz raste.

Bevor die Fragen weitergingen, mischte sich unser Vater ein. „Lasst eure Schwester in Ruhe. Sie ist zu spät gekommen, ja, aber das nächste Mal schreibst du uns eine Nachricht, verstanden? Wir haben uns Sorgen gemacht." Seine Stimme war beruhigend, aber dennoch streng.

„Ja, Papa. Es tut mir leid." Ich senkte den Kopf und hoffte, dass die Diskussion damit beendet war.

Als ich mich in mein Zimmer zurückzog, um meine Schulsachen zu erledigen, spürte ich die Spannung in meinen Schultern nicht nachlassen. Ständig musste ich an den Kuss denken. Wie konnte es nur dazu kommen? Es war ein Fehler, hatte Lorenzo gesagt, doch warum tat mir dieser Satz so weh? Und warum hatte ich den Kuss erwidert? Es war, als würde sich diese Szene in meinem Kopf immer wieder abspielen.

Nachdem ich alles für die Schule vorbereitet hatte, ging ich zu meinem Vater hinunter. Ich hatte noch eine andere Frage im Kopf, die mich beschäftigte. „Papa, wann fangen wir endlich mit dem Training an?" fragte ich. In den letzten Tagen hatten wir nicht trainieren können, da wir durch die Verhandlungen mit den Perez abgelenkt waren.

„Wir fangen morgen an", antwortete er knapp, als wäre das längst beschlossene Sache.

Ich nickte nur, aber mein Kopf war immer noch voller Gedanken an Lorenzo. Wie konnte dieser eine Moment so viel Raum in meinem Geist einnehmen? Der Tag war anstrengender gewesen, als ich es erwartet hatte, und meine Gedanken kreisten immer wieder um diese Worte: Es war ein Fehler.

Als ich mich auf den Weg in die Küche machte, sah ich, dass meine Brüder dort versammelt waren, als hätten sie gespürt, dass ich ihnen noch etwas Wichtiges sagen musste. Ich atmete tief durch und sprach so schnell, dass die Worte beinahe wie ein einziger Atemzug klangen: „Also, ich muss euch was sagen... Lorenzo weiß, dass ich eure Schwester bin. Ich hab's ihm nicht gesagt, keine Ahnung, woher er es weiß, aber... er weiß es."

Die Reaktion meiner Brüder war, wie zu erwarten, heftig. „WAS?!" riefen sie alle im Chor, ihre Stimmen überlappten sich, doch sie hatten offensichtlich jedes Wort von mir verstanden.

„Wie hat er das herausgefunden?!" fragte Jayden scharf.

Ich hob die Schultern und versuchte, ruhig zu bleiben. „Woher soll ich das wissen? Aber er tut mir nichts! Ihr habt euch getäuscht, wie so oft. Er wird mir nichts tun." Warum verteidigte ich ihn eigentlich? Es war, als käme es ganz von selbst.

Papa räusperte sich und sah uns alle mit ernster Miene an. „Er wird dir auch nichts tun", bestätigte er. „Er hat einen Vertrag mit uns unterschrieben, dass er unserer Familie nichts antun darf."

„ABER..." begannen meine Brüder im Chor zu protestieren, doch Papa ließ sie nicht ausreden.

„Nada de pero", sagte er bestimmt, was jede weitere Diskussion im Keim erstickte.

Ich nutzte die Gelegenheit und zog mich aus der Situation zurück. „Ich gehe nach oben schlafen. Ich bin wirklich müde", sagte ich und wollte der hitzigen Diskussion entkommen.

Doch bevor ich die Treppe hinaufsteigen konnte, hielt mich Papas Stimme auf. „Warte noch, Kalea. Du wirst an den kommenden Meetings mit den Perez teilnehmen, jetzt, da sie sowieso wissen, wer du bist. Und wenn du dich in Lorenzo verliebst..."

Er ließ den Satz offen, und die Luft im Raum schien plötzlich zu erstarren. Er deutete mir an nach oben zu gehen damit wir weiter reden können. Was meinte er damit? Meine Gedanken rasten, aber ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Hatte Papa wirklich gerade angedeutet, dass es eine Möglichkeit gäbe, dass ich mich in Lorenzo verlieben könnte? Der Gedanke war absurd. War er das?

Ohne ein weiteres Wort ging ich die Treppe hinauf und schloss die Tür zu meinem Zimmer hinter mir. Mein Kopf pochte, während sich all die Worte, all die unausgesprochenen Gefühle und Gedanken in mir drehten. Es war ein Fehler, hörte ich Lorenzos Stimme noch einmal in meinem Kopf. Doch warum konnte ich diesen Kuss nicht einfach vergessen?
Aber bevor ich meine Gedanken hätte sortieren können, fing Papa auch gleich wieder an zu sprechen.


775 Wörter
Bearbeitet: 19.10.2024

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Mein Leben mit 8 BrüdernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt