Kapitel.6

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POV.Kalea

Er ist ein Mafiosi. Er ist nicht gut für dich! Wenn er herausfindet, dass du unsere Schwester bist, wirst du in Gefahr sein!", sagte Alejandro mit ernster Stimme. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider. Ein Mafiosi? Nicht gut für mich? Die Schwere seiner Worte ließ mich kurz innehalten, doch dann wurde mir klar, dass ich gar nichts mit Lorenzo zu tun haben wollte. Trotz allem ließ mich der Gedanke an ihn nicht los – wahrscheinlich nur, weil er mich so unglaublich nervte und ständig versuchte, sich als etwas Besseres darzustellen.

„Aha. Also, er ist nicht gut für mich, weil er ein Mafiosi ist. Aber was seid ihr dann für mich?", fragte ich sarkastisch, die Augenbrauen leicht hochgezogen. „Mach dir keine Sorgen, Alejandro, ich will doch gar nichts von ihm." Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ sein Zimmer. Ich hatte genug gehört und musste das alles erst einmal verdauen.

Zurück in meinem eigenen Zimmer ließ ich mich auf mein Bett fallen und spürte, wie der Druck der letzten Tage allmählich auf mir lastete. Ich musste über so vieles nachdenken, dass es mich schließlich überwältigte und ich in einen unruhigen Schlaf fiel.

Als ich aufwachte, lag ich nicht mehr auf meinem Sofa, sondern auf meinem Bett. Offenbar hatte mich jemand – wahrscheinlich einer meiner Brüder oder sogar mein Vater – dorthin gebracht, während ich geschlafen hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf, um die letzten Reste des Schlafes zu vertreiben, und warf einen Blick auf die Uhr. Es war 13:58 Uhr, und mein Magen knurrte lautstark.

Ich beschloss, in die Küche zu gehen, um etwas zu essen. Doch als ich die Küche betrat, bemerkte ich sofort die ungewöhnliche Stille im Haus. Niemand war da, und die sonst so lebendige Atmosphäre, die immer von den Stimmen meiner Brüder erfüllt war, fehlte. Es war fast unheimlich – zu still. Etwas stimmte hier nicht. Der Gedanke, dass sie wieder etwas vor mir geheim halten könnten, machte sich in mir breit. Vielleicht planten sie erneut etwas, was ich erst in 16 Jahren erfahren würde? Es war schwer, das Misstrauen abzulegen, nachdem ich so lange im Dunkeln gelassen worden war.

Während ich noch nachdachte, hörte ich plötzlich Schritte hinter mir. Mein Vater betrat die Küche und setzte sich wortlos zu mir. Seine Augen verrieten eine tiefe Traurigkeit, die ich nicht oft bei ihm sah. Nach einem Moment des Schweigens begann er leise zu sprechen: „Ich weiß, dass du enttäuscht, sauer und traurig bist. Ich verstehe, dass du nicht begreifen kannst, warum wir es dir nicht früher gesagt haben. Aber ich habe den Jungs befohlen, dir nichts zu erzählen, weil ich solche Angst um dich habe."

Er hielt inne und schien mit den Emotionen zu kämpfen, bevor er fortfuhr: „Du bist das einzige Mädchen, das ich noch habe. Deine Mutter... sie starb, weil sie sich in meine Geschäfte einmischte. Sie wollte alles wissen, und ich habe sie informiert, was letztendlich mein größter Fehler war. Meine Feinde haben von ihr erfahren, und sie wurde kaltblütig ermordet. Ich will dich nicht auch verlieren. Deswegen bin ich nie zu Hause. Ich versuche, dich zu schützen, so gut ich kann. Du bist alles, was ich habe."

Seine Stimme zitterte, und als ich in seine Augen sah, erkannte ich die Tränen, die er zu unterdrücken versuchte. Mein Herz zog sich zusammen, als ich seinen Schmerz sah. Schnell ging ich auf ihn zu und zog ihn in eine feste Umarmung. „Papa, es tut mir leid", flüsterte ich leise. „Ich wollte nicht, dass du wegen mir weinst. Es tut mir leid."

Er drückte mich fest an sich. „Schatz, das ist nicht deine Schuld. Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt."

„Ich dich auch, Papa", antwortete ich leise.

Nach einem Moment des Schweigens löste er die Umarmung und sah mich ernst an. „Deine Brüder sind traurig und verletzt, weil du sie so behandelst und nicht mehr mit ihnen sprichst. Bitte, verzeih ihnen. Es war meine Entscheidung, nicht ihre."

Ich nickte leicht und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Es ist auch nicht deine Schuld. Du hast nur versucht, mich zu beschützen."

Mit einem kurzen Lächeln rief ich die Jungs nach unten. Sekunden später hörte ich das laute Poltern ihrer Schritte, als sie die Treppe hinunterrannten, als wäre das Haus in Flammen. In der Küche angekommen, stellten sie sich in einer Reihe auf und schauten verlegen auf den Boden. Der Anblick war so komisch, dass ich unwillkürlich schmunzeln musste. Mein Vater sah mein Lächeln und brach in lautes Gelächter aus. Er lachte so herzlich, dass es alle ansteckte. Schließlich lachten auch meine Brüder und sogar ich konnte mich dem nicht entziehen. Es war, als würde die Anspannung der letzten Tage von uns allen abfallen.

Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, ging ich auf meine Brüder zu und machte eine Geste, die sie dazu aufforderte, mich zu umarmen. Sie zögerten nicht lange und zogen mich alle in eine große, warme Umarmung. Es fühlte sich gut an, dieses Gefühl von Zusammenhalt und Familie wiederzuerlangen.

Als wir uns schließlich lösten, sprach mein Vater: „Also, wann fangen wir an, dich zu trainieren?"

„Ähm, vielleicht morgen? Heute bin ich wirklich erschöpft", antwortete ich zögernd.

„Gut", sagte er zustimmend, „dann kannst du dich zumindest verteidigen, wenn es nötig ist."

„Was ich euch noch mitteilen wollte", begann mein Vater ernst. „Wir, die BlackSanchez, werden mit den GoldenPerez zusammenarbeiten. Wir haben ein gemeinsames Ziel: die Vernichtung der DevilMartin's. Sie haben eure Mutter auf dem Gewissen, und den Perez schulden sie Millionen von Dollars."

Bevor ich etwas sagen konnte, trat Alejandro vor und sagte aufgebracht: „Das geht nicht! Kalea darf nicht dabei sein! Enzo Perez wird sie umbringen, wenn er erfährt, dass sie auch zur Mafia gehört!"

„Warum sollte er das tun?", fragte mein Vater verwirrt.

„Weil sie unhöflich zu ihm in der Schule war! Er lässt so etwas nicht auf sich sitzen. Wenn er herausfindet, dass sie unsere Schwester ist, wird er sie ohne zu zögern töten!" Alejandro war sichtlich aufgebracht.

Ich schnaubte verächtlich. „Übertreib es nicht! Ich habe ihn nur gedisst – nichts Weltbewegendes."

Mein Vater sah mich ruhig an. „Du wirst sowieso nicht bei der Mission dabei sein."

„Das macht mir auch nichts aus", erwiderte ich gleichgültig.

„Gut. Dann beginnt dein Training morgen um 9:00 Uhr – immerhin ist morgen Samstag", schloss er ab.

Ich nickte nur und wollte gerade nach oben gehen, als plötzlich...


1060 Wörter
Bearbeitet: 19.10.2024

Mein Leben mit 8 BrüdernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt