agonie in schnörkelschrift

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Er hatte Augen, die die Farben
von dumpfer Schwere trugen,
von ersterbendem Abendstundenlicht
und verloschenen Kerzen.

„Die Welt ist verbraucht“,
sagte er manchmal
und aus seinem weichen Mund
drang der scharfe Geruch
von kaltem Zigarettenrauch,
der ähnlich flüchtig war wie er selbst.

Und manchmal war er so widersprüchlich,
gänzlich verkehrt in sich.
-Seine rastlosen Hände schufen
nichts Bleibendes
und seine sanfte Stimme
konnte keine warmen Worte formen.

Da war nur etwas Wärmendes
an den Worten, die er schrieb,
wenn die Schatten der Nacht
hinter den altverglasten Fenstern
seiner Neubauwohnung am längsten waren.
Doch diese Worte blieben nicht,
weil er sie an die Nacht verschwendete,
die unnatürlich leere Welt in der Düsternis,
in der das Wahre erstarb
und nicht an sich selbst.

Er war Agonie in Schnörkelschrift,
Ein Schneewolkensturm im Sommer.
Er war so jung
und doch so schrecklich verbraucht,
gleichgültig leer wie das graue Seewasser
auf dem im Sommer
weiße Schwäne schwammen
und durch das selbst die Julisonne
niemals gänzlich drang.

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