Wut

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Max saß müde im Auto. All seine Bemühungen, sich zu befreien, hatten nur dazu geführt, dass seine Handgelenke eingeschnitten waren, von dem Stahl der Handschellen. Er versuchte seine Atmung zu beruhigen.

Die Angst um Bella und Liz machte ihn wahnsinnig und lastete schwer auf ihn.
William hatte auch immer wieder versucht seine Hände frei zu bekommen, doch hatte es vernünftiger Weise, schneller aufgegeben als Max.

William sah angespannt zu der Hütte, in der seine Töchter verschwunden waren. Er sah ruhiger aus, als Max sich fühlte. Wie schaffte William das nur? Immerhin waren seine beiden Töchter in Gefahr,....

„Hast du irgendeine Ahnung, wer dahinter stecken könnte?"

William drehte sich so auf dem Sitz, dass er zu Max sehen konnte. Dieser schüttelte seine Gedanken ab. Wahrscheinlich war William genauso aufgewühlt wie er selbst. Seufzend schüttelte Max den Kopf. Er war immer noch entsetzt, dass einer seiner ausgesuchten Männer ihn verraten hatte. Er hatte Nick vorher genauestens überprüft. Wieso nur?

Max nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und hob den Blick. Nick! Neben ihm ein kleines Mädchen.

„Hey Chef,..."

Nick öffnete die Tür zu Max und fummelte an den Handschellen herum.

„Ich wollte das wirklich nicht! Ich ,... sie hatten Ella! Meine kleine Schwester. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Es tut mir leid."

Max presste die Lippen aufeinander, atmete aber auf, als er endlich die Hände frei hatte.

Schuldbewusst sah Nick kurz zu ihm rüber und machte sich dann an den Handschellen von William zu schaffen.

„Die Spezialeinheit wird gleich zugreifen. Sie hatten mir gesagt ich soll mitspielen,..."

„Moment was?"

Verwirrt unterbrach Max ihn. Welche Spezialeinheit? Er verstand gar nichts mehr.

Nick räusperte sich und sah zwischen den beiden Männern hin und her.

„Als sie Ella hatten, bin ich zur Polizei. Ich habe ihnen alles erzählt. Sie sagten etwas davon, dass sie schon länger hinter ihm her seien. Ich sollte alles tun, was sie von mir verlangten. Sie wollten mich beschatten und zuschlagen, wenn es so weit ist. Ich weiß nicht worauf sie noch warten."

Nick stammelte vor sich hin und sah sich um. Max versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn alles in ihm danach schrie, den Jungen zu packen und kräftig durchzuschütteln. Aber er wusste, das würde ihn nicht weiter bringen. Nick war auch schon so durcheinander genug.

„Wer? Hinter wem sind sie her?"

Max sprach ruhig.

Er brauchte Informationen. Kopflos in die Hütte zu rennen brachte ihm nichts.

"Carter, er,..."

Mehr Information brauchte Max nicht. Carter war da drin. Mit Bella! Max sah nur noch Rot. Nun war der Kopf ausgeschaltet.

"Gib mir die Waffe!"

Wütend starrte Max Nick an. Dieser griff in seine Jackentasche und gab sie ihm.

"Ich komm mit."

William nickte ihm zu, doch Max ging gar nicht darauf ein. Wie von der Tarantel gestochen lief er auf die Hütte zu. Ohne nachzudenken stürmte er durch die Tür. Wild sah er sich um. Wo war Bella? Doch im ersten Moment sah er nur Liz, die weinend an der Wand stand und Price.

Was machte der denn hier? Verwirrt runzelte Max die Stirn. Hatte Nick nicht was von Carter erzählt?
Price sah erstaunt zu Max, der die Waffe vor sich hielt. Mit einer Hand deutete Max zur Seite und machte Price damit deutlich, dass dieser sich in die Ecke des Raumes bewegen sollte.

„Wo ist Bella? Wo ist Carter?"

Max's Stimme war nur ein tiefes Raunen. Price brauchte nichts sagen, denn dieser sah, als der Name Carter fiel, unruhig zu einer Tür auf der anderen Seite.

„Du bleibst bei Liz und schaust, dass dieses Arschloch nicht entkommt."

William nickte und zog die weinende Liz in seine Arme. Dabei ließ er Price nicht aus den Augen.

Aus dem Raum, wo Bella sich befinden musste, kam eine gequälter Aufschrei, der Max durch Mark und Bein fuhr. Bella! Wieder ein Aufschrei und dann ein wimmerndes Geräusch.

Mit einem Satz war Max durch den Raum gespurtet. Er hörte hinter sich Tumult, blieb jedoch fokussiert auf die Tür hinter der sich Bell befand. William musste das jetzt alleine hinbekommen.

Ohne lange zu überlegen öffnete Max die Tür und  schmiss sich auf Carter, der ihn nicht kommen sah. Carter stand, mit dem Rücken zur Tür, über Bella gebeugt, die sich auf den Boden zusammen kauerte. Sie hielt sich die Hände schützend vor den Kopf.

Mit einem brüllendem Geräusch riss Max Carter, der durch die Wucht neben Bella zu Boden gegangen war, an der Schulter. Dieser fuhr herum und Max hieb ihm die Faust ohne zu zögern hart ins Gesicht. Erschrocken riss Carter die Augen auf, als Max auch schon erneut zuschlug. Carter hatte Bella verletzt!

Er hörte das Krachen, als Carter das Nasenbein brach. Doch Max schlug weiter auf den Mann unter sich ein. Die wilde Wut hatte ihn gepackt! Die Wut darüber, dass Carter Hand an Bella  angelegt hatte und noch mehr die Wut darüber, dass dieser es überhaupt geschafft hatte, seine Männer und ihn auszutricksen.

„Max,..."

In seiner blinden Wut hatte Max nicht mitbekommen, dass Bella sich aufgerappelt hatte.

„Max, bitte,... hör auf!"

Max vernahm Bellas flehende Stimme aus weiter Ferne, doch wie ferngesteuert schlug er weiter auf Carter ein. Doch plötzlich wurde er an den Schultern von zwei Händen nach hinten gerissen.

„Hey! Es ist gut! Wir übernehmen jetzt!"

Eine ihm unbekannte Stimme erreichte ihn. Wie wild versuchte Max sich aus dem festen Griff zu befreien.

„Hey! Es ist gut! Er ist bewusstlos! Kümmere dich um dein Mädchen! Wir machen das jetzt hier!"

Blinzelnd nahm Max eine Uniform wahr. Die Polizei war da. Max hörte auf sich wie wild gegen den Polizisten zu wehren. Dieser ließ locker und sah ihn beruhigend an.

Max's Puls raste.

„Ihr seid die Spezialeinheit von der Nick sprach?"

Der Polizist nickte. Ohne Vorwarnung holte Max aus und rammte dem Polizisten die Faust ins Gesicht!

„Das ist dafür, dass ihr das zugelassen habt."

Ein anderer Mann betrat in dem Moment ebenfalls den Raum. Max holte erneut aus und traf den Mann mit der Faust am Kinn.

„Und das dafür, dass ihr jetzt erst auftaucht!"

Max spürte wie ihn die Wut verließ. Schnaufend stand er vor den Polizisten, die sich beide das Gesicht hielten. Erschrocken drehte sich Max zu Bella um.

Bella,... er hatte sie völlig vergessen in seiner Wut.

„Bella! Bella! Wie geht es dir?"

Diese stand zitternd im Raum, die Augen vom Weinen gerötet,... stumm blickte sie zu ihm hoch. Ihr Gesicht war geschwollen und Blut lief ihr übers Gesicht.

Hold us (Band3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt