Briefe

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Nachdenklich sah Bella aus dem Fenster. Das Wetter war regnerisch und grau und passte zu ihrer Laune. Hart prasselten die Regentropfen gegen die Scheibe.

Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, seitdem sie Max gesehen hatte, dabei waren es jetzt erst einundzwanzig Tage. Morgen würden sie sich das erste mal wieder sehen. So vieles war passiert,...

Immer wieder sah Bella auf die Zeilen, in ihrer Hand. Ihr Herz klopfte dabei laut gegen ihre Brust.

So vieles war passiert,...

Alles hatte sich verändert,...

Bella wusste noch nicht ob zum Guten oder zum Schlechten. Aber die Zeilen gaben ihr Hoffnung, dass sie beide es vielleicht doch noch mal hinbekommen könnten.

Mein Goldkehlchen, meine Bella,

Ich vermisse dich so unglaublich. Ich weiß wie schwierig die Zeit gerade für dich ist. Ich bin traurig und wütend, dass ich dir diesen Weg nicht abnehmen kann, dir helfen kann, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass du für deinen Heilungsprozess da alleine durch musst.
Doch trotzdem sollst du wissen, dass du nicht alleine bist! Ich bin da, immer! Und auch die Rasselbande lässt dich grüßen.
Liz ist zurück nach Barcelona. Ich konnte sie nur mit Müh und Not dazu bewegen. Aber ich habe ihr Versprechen müssen, dass wir sie zusammen besuchen kommen, wenn du soweit bist.
Die Zeit kommt mir so unglaublich lang vor. Jetzt weiß ich, wie du dich gefühlt haben musst, als ich in Therapie gewesen war.

Ich freue mich auf das Wochenende. Ich habe mir ein Hotel genommen, wir haben zwei Tage nur für uns,...

In Liebe Max

Bella schluckte. Zwei Tage mit Max.

Was war, wenn sie keinen Draht zueinander fanden? Vor der Therapie war es schon so angespannt und schwierig zwischen ihnen gewesen. Der letzte Abend hatte so weh getan. Max,... er war so wütend und traurig gewesen. Auch wenn er sie umarmt und geküsst hatte und auch, wenn er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte,...

Irgendwie hatte es sich so fremd angefühlt. Sie waren vor ihrer Therapie so weit auseinander gedriftet. Er hatte sie belogen,... auch wenn er es gut gemeint hatte, als er sich mit Mia zusammen getan hatte,... aber auch sie hatte ihn belogen,... wie oft hatte sie gesagt, dass alles in Ordnung wäre,...

Mit zitternden Händen nahm Bella ein Blatt Papier und einen Stift. Der Brief würde Max wohl erst nach den Tagen erreichen,... aber sie hatten sich angewöhnt jeden Tag einander zu schreiben und auch wenn sie sich morgen sehen würden, wollte sie es nicht unterbrechen.

Irgendwie war es wie eine Art Tagebuch. Sie liebte Max immer noch  und das war nun mal die einzige Möglichkeit mit ihm zu kommunizieren,... bis morgen

Max,
Dein Brief deine Worte,...

Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll. Richtig wäre wohl, ich freue mich auf dich, auf die Zeit mit dir. Doch ist es so? Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts mehr. Auch wenn es dir weh tut, muss ich ehrlich mit dir und mit mir selbst sein.

Ich weiß ich vermisse dich so unglaublich und auch mein altes Leben, bevor es so aus den Fugen geriet,...
Aber kriege ich das jemals zurück? Es fühlt sich gerade nicht so an. Alles erscheint so weit weg, ich,...

Nachdenklich sah Bella aus dem Fenster. Sie tat sich so schwer mit den Briefen. Wie sollte sie ihm erklären, was in ihr vorging? Wie sollte er sie verstehen? Sie wollte ihm nicht weh tun.

...vermisse die Musik, meine Familie und dich und doch bin ich irgendwie froh aus allem raus zu sein. Ich bin so müde, so erschöpft. Mein Tag, er besteht einfach nur darin zu essen. Jeden Tag muss ich meine Mahlzeiten mit Frauen zubereiten, denen es genauso schwer fällt. Jeden Tag habe ich das Gefühl dicker zu werden und es fühlt sich immer noch nicht gut an. Es ist ein Qual, jedes Mal aufs neue, wenn ich auf die Waage gehe, wenn ich mich im Spiegel sehe. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass es mir eines Tages Spaß machen könnte,... ich meine zu essen. Wenn ich sehe, wie lange andere schon hier sind, dann macht es mir noch mehr Angst.

Werde ich jemals wieder ein normales Leben führen können? Mit dir?

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich deine Verzweiflung darüber, dass du es nicht gesehen hast, dass du mir nicht helfen kannst,... wie du es geschrieben hast, da muss ich alleine durch!

Einerseits freue ich mich auf morgen, denn du wirst hier sein, anderseits habe ich Angst davor. Werden wir einen Weg miteinander und wieder zueinander finden? Willst du mich noch wirklich? Du schreibst es zwar,... aber vielleicht nur um mich zu ermutigen nicht aufzugeben? Vielleicht merkst du jetzt, wo wir getrennt voneinander sind, dass ich tatsächlich dein Leben nur verkompliziere? Dass es ohne mich einfacher ist?

Bella spürte wie ihr bei den Worten die sie schrieb, die Tränen kamen. Ja, das war ihre größte Angst! Sie hatte Angst, dass Max erkannt hatte, dass er ohne sie besser dran war.

Durch ihn hatte sie zurück ins Leben gefunden,... und jetzt? Sie hatte alles, was sie sich so mühsam aufgebaut hatte, aufs Spiel gesetzt. Nur um Price und Leuten zu gefallen, die es nicht wert waren. Die Menschen die sie wirklich liebten, die sie so akzeptiert hatten wie sie war, hatte sie vor den Kopf gestoßen. Ihre zweite Hälfte Max,... ihm hatte sie so weh getan.

Mit zitternden Händen schrieb Bella weiter. Es tat weh diese Worte zu sehen, aber es half ihr auch.

Ich will nicht, dass ich mit meiner Angst Recht habe. Ich will dich in meinem Leben und ich möchte Teil deines Lebens sein. Aber dazu muss ich erst gesund werden. Ich weiß jetzt, dass das nicht von heute auf morgen geht und ich weiß, dass ich einiges tun muss, was mit schwer fallen wird. Aber da muss ich durch. Bei einigen Sachen kannst du mir vielleicht sogar helfen, wenn du es denn noch willst,...

Und ich hoffe, dass ich tatsächlich eines Tages sagen kann, ich bin gesund.

Ich habe solche Angst vor morgen. Ich bin nicht mehr die Bella, die ich mal war,...
Aber eines ist geblieben.

Ich liebe dich!

Schluchzend sah Bella auf die verschwommen Zeilen. Morgen,... morgen würde sie sehen, ob Max sie wirklich noch liebte, ob sie noch eine Chance hatten.

„Bella? Alles in Ordnung?"

Jessica ihre Zimmernachbarin steckte den Kopf durch die Tür. Bella schluckte die Tränen weg, wischte sich übers Gesicht und lächelte tapfer.

„Nicht wirklich, aber es muss."

Jessica seufzte und sah mitfühlend zu ihr.

„Es wird besser, versprochen. Wenn wir doch nur etwas von mir auf dich übertragen könnten und etwas von dir auf mich."

Grinsend strich sich Jessica über den Bauch. Ihre Zimmernachbarin hatte das gegensätzliche Problem von Bella. Jessica liebte es zu essen und sobald es ihr nicht gut ging, aß sie, um ihren Kummer zu vergessen.

„Übrigens müssen wir los. Heute gibt es Gemüselasagne." Jessica rümpfte die Nase: „So mit Fleisch wäre mir lieber."

Bella lächelte mitfühlend.

„Naja, mit wäre nur Gemüse lieber. Der Käse, die Sauce, die Nudeln,... alles Kohlenhydrate und Fette."

Angeekelt rümpfte Bella nun die Nase.

„Du gibst mir deinen Käse und ich dir was von dem Gemüse." Jessica wackelte aufmunternd mit den Augenbrauen. Bella stand auf und umarmte sie.

„Du weißt, sie gucken uns auf die Finger. Und wenn wir ehrlich zu uns sind,... wir müssen da durch."

Seufzend zog Jessica Bella mit.

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Mit etwas Verzögerung das nächste Kapitel 😘 hoffe ihr freut euch trotzdem ❤️

Hold us (Band3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt