Für sie beide

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Max saß auf den Flur und starrte auf seine Füße. Er wusste nicht wie lange er schon hier saß und einfach nichts tat. Ihm waren die Hände gebunden und diese Hilflosigkeit machte ihn fertig. Andrew war die ganze Zeit in dem Zimmer, in dem Bella sich befand. Sie befand sich genau hinter dieser Tür und doch erschien es Max so unendlich weit.

Die Tür ging auf und angespannt sah Max hoch. Andrew kam müde heraus und zog die Tür leise hinter sich zu.

Max sprang nervös auf.

„Und? Wie geht es ihr?"

Andrew sah traurig auf seinen Freund.

„Sie ist bei Bewusstsein, aber sie ist schwach. Ihr Elektrolythenhaushalt ist gestört,..."

„Was heißt das?"

Panisch sah Max auf seinen Freund. Er verstand kein Wort. Max fühlte wie seinerzeit raste. Andrew setzte sich stöhnend auf die Bank.

„Lass mich ausreden Max. Ich weiß du hast Angst, aber ich verspreche dir, ich erkläre dir alles genau."

Wartend sah Andrew zu ihm hoch. Max setzte sich neben Andrew und nickte nur, zu mehr war er nicht fähig.

„Allgemein gilt, dass bei einem gestörtem Elektrolythhaushalt, in schweren Fällen ein Nierenschaden drohen kann. Es kann durch die Mangelernährung, insbesondere wenn eine bulimische Form der Magersucht vorliegt zum  Kaliummangel kommen. Dieser Mangel kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen. Wir sagen dazu Hypokaliämie.
Da Bella ohnmächtig wurde, gehen wir in ihrem Fall von Herzrhythmusstörungen aus. Das wird gerade genauer durch ein EKG getestet. Es wird auch ein großes Blutbild gemacht um zu schauen welche Mängel sie genau hat.  Ihr Puls ist definitiv zu langsam und ihr Blutdruck viel zu niedrig. Dazu hat Bella sehr niedrige Blutzuckerwerte, was auch durch die Mangelernährung kommt. Diese können zu Schwindelgefühlen, Ohnmacht und sogar zu einem Koma und damit auch zum Tod führen. Max, wir wissen nicht wann sie das letzte mal vernünftig gegessen hat. Sie will nicht mit uns reden.
Ich weiß das hört sich alles sehr verwirrend an, aber Bella ist wirklich krank. Sie hat starkes Untergewicht und solange sie nicht mit uns redet, uns Informationen gibt, müssen wir alle möglichen Tests durchführen. Ich weiß nicht wie stark ihre Niere schon in Mitleidenschaft gezogen wurde, sie schläft immer wieder ein oder fällt sogar in Ohnmacht. Die Ärzte haben ein Infusion gesetzt, da sie dehydriert ist und wir müssen überlegen, wenn sie weiter so schwach ist, sie künstlich zu ernähren."

Max sah fassungslos auf seine Hände. Er hatte es nicht kommen sehen! Er hatte bemerkt, dass Bella zu dünn war, aber er hatte es auf den Stress geschoben. Wie hatte er nur so blind sein können?

„Max,... ich weiß du hast Angst, aber du darfst jetzt nicht davor zurück schrecken. Bella braucht dich jetzt ganz besonders, auch wenn sie sich dagegen sträubt."

Max schloss die Augen. Wie sollte er ihr helfen, wenn sie es nicht zuließ?

„Glaube mir, Andrew, ich würde nichts lieber wollen, aber sie lässt mich ja nicht an sich ran! Wie soll ich da was machen? Sie wollte mich ja noch nicht Mals in ihrer Nähe haben!"

Gedemütigt senkte Max den Kopf und sah auf den Boden. Das tat ihm am meisten weh. Sie leiden zu sehen, zu wissen, dass es ihr nicht gut ging und nichts tun zu können. Sie hatten doch schon so viel zusammen durchgemacht. Er hatte gedacht, dass sie alles meistern könnten,... doch jetzt?

„Sie wird dich wegstoßen, Max. Sie sieht ja noch nicht mal ein, dass sie krank ist. Das hat doch nichts mit dir und deiner Person zu tun. Was meinst du warum sie dich nicht in der Nähe haben will? Nicht weil sie sich nicht liebt, Max. Sie stößt dich weg, weil sie weiß, dass du ihr helfen willst und sie keine Hilfe will. Du kommst an sie ran und das weiß sie genau."

„Ich weiß nicht ob ich das kann,... Andrew ich bin gerade erst selbst aus der Klinik entlassen worden. Ich,... ich weiß doch gar nichts über Bulimie oder Magersucht. Ich,... wie soll ich ihr da helfen?"

Sanft drückte Andrew Max die Schulter.

„Du sollst sie nicht heilen oder therapieren, Max, dafür gibt es Ärzte und Fachleute. Du sollst ihr einfach nur zeigen, dass sie nicht allein ist, dass sie geliebt wird, egal was sie tut."

Max spürte erneut die Tränen in sich aufsteigen. Wie konnte Bella sich das selber nur antun? Hatte er ihr nicht in den letzten zwei Jahren gezeigt, dass er sie liebte, so wie sie war? Woher kam nur dieses falsche Bild, was sie von sich selbst hatte?

„Hör auf mit den Selbstvorwürfen, Max. Es ist nicht deine Schuld. Ich weiß, dass du dir gerne für alles die Schuld gibst, aber es gibt einfach Dinge, die hast du nun mal nicht in der Hand. Wir werden vielleicht irgendwann erfahren, warum Bella sich selbst so sieht, dass sie das Gefühl hat das tun zu müssen,... aber jetzt können wir alle nur da sein und hoffen. Hoffen das sie versteht, dass sie nicht allein ist und dass sie Hilfe braucht."

Max nickte und stand auf. Er musste es probieren. Er konnte Bella nicht aufgeben. Er liebte diese Frau. Auch wenn sie es vielleicht grade nicht wollte,...

Zögernd blieb er vor der Tür stehen. Die Angst vor ihrer Reaktion ließ ihn zittern. Im Hintergrund hörte er Tumult und drehte sich verwirrt um. Er sah wie Mia, Samuel und hinter ihm Kim und Joshua über den Flur gerannt kamen. Dankbar sah er den vieren entgegen. Sie waren gekommen,...

„Geh du erst einmal rein. Ich kläre die vier auf."

Max nickte und öffnete dir Tür. Er würde es schaffen, er musste,... für sie beide,...

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Jeahhh, es geht weiter und ich freue mich gerade wie Bolle, dass es gerade wieder einfacher von der Hand geht. Ich hoffe es gefällt euch und es ist nicht zu kitschig 🙈😂

Hold us (Band3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt