Irgendwann

648 25 4
                                    

Gemeinsam liefen Liz, Bella und William zum See. Max schlurfte mit gerunzelter Stirn hinterher. Er schien mit Williams Plan immer noch nicht einverstanden zu sein. William schwieg und sah in weite Ferne.

Bella sah nervös zu Liz. Diese runzelte mittlerweile wie Max die Stirn und musterte ihren Vater. Nach einer gefühlten Ewigkeit, Bella kam es vor wie Stunden, es waren wahrscheinlich nur ein paar Minuten gewesen, platze Liz der Kragen.

„Ich hab ja nichts gegen einen Spaziergang. Aber kann mir mal jemand verraten was los ist?"

William zuckte kurz zusammen und blieb stehen.
Besorgt sah William zu seinen Töchtern und die Unruhe in Bella wuchs.

„Ich,... ich weiß nicht wo ich anfangen soll,..."

Hilflos blickte er drein und Bella wurde das Herz schwer. Wenn ihr Vater solche Probleme damit hatte, ihnen was mitzuteilen, konnte dies nichts gutes bedeuten.

Bella seufzte und ging einen Schritt auf ihren Vater zu.

„Was ist denn los, Paps? So kenne ich dich ja gar nicht. Nach allem, kann uns so schnell nichts mehr aus den Schuhen hauen."

„Ich,... ich habe den Kontakt zu eurer Mutter, Marylin gesucht."

Bella schnappte nach Luft. Hatte sie sich verhört? Ihr Vater zog die Schultern hoch und sah schuldbewusst seine Töchter an. Liz schnappte hörbar nach Luft und Bella war gar nicht fähig irgend eine Reaktion zu zeigen.

„Was? Wieso? Wann?"

Verwirrt blickte Bella zu ihrem Vater. Sie hatte mit allem gerechnet nur nicht damit.

William zog die Schultern hoch und sah auf seine Füße.

„Ich weiß es auch nicht so genau. Es ist so viel passiert.,... ich,..."

Hilflos sah er hoch.

„Eure Mutter,... sie war nun mal meine Frau. Der Krieg,.. mein Tod,... das alles hat uns auseinander gebracht. Aber ich habe mich immer gefragt, was wäre wenn. Jetzt wo sie clean ist,... ich,... ich hatte gehofft meine Frau wieder zu sehen."

Bella schwieg und musterte ihren Vater. Liz sah William mit offenem Mund an. Bella versuchte ihre Gefühle zu ordnen, doch es fiel ihr schwer. Wieso hatte er nicht vorher mit ihnen gesprochen? Wieso stellte er sie vor vollendete Tatsachen? Wie es ihrer Mutter wohl ging?

Nachdenklich sah Bella aufs Wasser. Sie hörte wie Liz und William miteinander redeten, blendete jedoch das Gespräch der beiden aus. Drei Jahre,...

Über drei Jahre waren vergangen. Sie erinnerte sich noch so gut an die letzte Begegnung mit Marilyn. Die Mutter,... wobei Bella sie so nicht bezeichnete. Die Frau, die ihre Sachen durchwühlt hatte, um Geld zu finden für ihre Drogen. Sie hatte Marilyn nie gesehen. Tagsüber hatte sie im Suff im Bett gelegen und nachts,... Bella hatte keine Ahnung, was sie gemacht hatte, aber sie wollte es auch gar nicht so genau wissen.

Was sie jedoch genau wusste, war, dass ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte. Sie hatte lieber Drogen genommen, als sich um ihre Kinder zu kümmern. Marilyn hatte dazu noch Carter ins Haus gebracht,...

Carter, der ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte,...

Bella empfand unbändige Trauer. Trauer über das was passiert war, Trauer darüber, dass sie keine Mutter gehabt hatte, dass Marilyn alles wichtiger gewesen war, als ihre eigenen Kinder. Traurig aber auch wütend ballte sie die Hände.

Sie zuckte zusammen, als William sie am Arm berührte.

„Bella, Kind,... ich,... es tut mir leid."

Bella zog sich so weit zurück, dass der Körperkontakt nicht mehr bestand und blickte ihren Vater an.

„Schon okay,..."

Sie versuchte gleichgültig zu klingen, doch es misslang ihr. Die Stimme war belegt und William seufzte.

„Es heißt ja nicht, dass ihr Kontakt haben müsst, Bella. Aber ich wollte es euch sagen,... denn ich will nicht lügen. Ich weiß du denkst an die letzten Jahre,... wie sie dich, euch im Stich gelassen hat, aber ich erinnere mich auch an die Frau, die sie vor meinem Tod gewesen war. Ich weiß nicht ob ihr euch noch daran erinnern könnt. Aber sie war mal eine warmherzige Frau,... die euch sehr geliebt hat,..."

William sah auf seine Füße.

„Sie liebt euch,..."

„Nicht, bitte!"

Bella hob die Hand und unterbrach ihren Vater und  sah ihn entschlossen an. Sie atmete tief durch und versuchte den Schmerz, der sich in ihrer Brust breit machte, dadurch zu minimieren.

„Ich kann das jetzt nicht, Paps. Ich weiß, du willst uns nur was gutes tun,... ich,... gib mir Zeit, bitte."

William nickte und sah sie entschuldigend an.

„Okay,... wenn du so weit bist, sag mir Bescheid."

Bella nickte. Sie wusste nicht ob sie jemals so weit sein würde, aber das musste sie jetzt nicht besprechen. Ihre Mutter war ein Kapitel für sich und das würde sie angehen, wenn sie so weit war.

„Ich will dir nur eins sagen, Paps. Ich bin dir nicht böse. Du hast die Jahre nicht mitbekommen, du, ... du hast sie geliebt und es ist deine Frau, Exfrau. Ich möchte nur, dass du glücklich bist, okay?"

William seufzte und Bella schmiegte sich in seine Arme. Sie wollte sich nicht streiten. Und sie wusste, irgendwann musste sie sich auch mit diesem Kapitel beschäftigen,... denn das hatte sie in der Therapie gelernt. Vergessen ging nicht, aber verarbeiten und verzeihen, das ging. Sie musste sich selbst und auch irgendwann ihrer Mutter verzeihen.

Irgendwann....

Doch jetzt ging es um sie selbst und die anstehende Verhandlung. Carter,... das Kapitel würde sie danach hoffentlich endlich schließen können,....

Hold us (Band3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt